Vieles im Leben von Friederike Doose passierte nicht nach Plan. Es ergab sich und die Aufgaben, die daraus wuchsen, erfüllte die Pfarrerstochter aus Erlangen mit viel Engagement und Konsequenz. Sie selbst würde das in ihrer eher reflektiert und selbstzweiflerischen Art zurückzublicken, sicher nicht so formulieren. Auch, wenn sie durchaus mit stolz und sichtbarer Freude auf Erreichtes blickt. „Was meine Herzensanliegen waren, da habe ich viel Arbeit reingesteckt“, sagt sie. Das galt für die den persönlichen Einsatz, der zur Gründung des Ausländerbeirates in Jülich führte, in dem 15 Delegierte aus 11 Nationen versammelt waren. Ebenso für die Installierung der Gleichstellungsbeauftragten oder Initiierung des internationalen Frauenfrühstücks. Stets war sie mittendrin und persönlich im Einsatz. Sie begleitete Familien, die vor dem Krieg in Sri Lanka und dem Balkan flohen, Übernahm die Vormundschaft für eine 15-jährige, die als Geflüchtete kam und hier Mutter wurde, und war bekannt in den Häusern der Schweizer Siedlung. Ihre Erkenntnis aus dieser Zeit: Ein Amt zu haben kann helfen, zu helfen „Das hat manche Türe geöffnet!“
Möglich wurde ihr das, weil Bruder Zufall seine Hand im Spiel hatte: Zuerst, weil 1979 bei einer Sitzung der SPD der Pressesesprecher fehlte und sie sich bereit erklärte, einen Beitrag zu schreiben. Es ging um nichts weniger als das Programm für die Bürgermeisterkandidatur von Heinz Schmidt. Der Artikel wurde in der Tageszeitung veröffentlich, überzeugte und so wurde ihr das Amt einer „sachkundigen Bürgerin“ angetragen. Wenig später war es ein Todesfall, der für eine Vakanz des Wahlkreises Nordviertel zur Folge hatte. „So bin ich gleich Stadtratskandidatin geworden“. Intensiv habe sie ihren Wahlkampf betrieben und alle „Häuser“ besucht. Mit einer Stimme Vorsprung holte Friederike Doose das Mandat. „Ich glaube, ich weiß auch genau, wer das war“, sagt sie schmunzelnd.
Als die Gemeindeordnung 1984 geändert wurde, die vorsah, dass die stärkste Oppositionspartei auch einen Vize fürs Bürgermeisteramt stellen sollte, wurde sie „von den Frauen und den Jusos“ als Kandidatin vorgeschlagen. Bei Stimmgleichheit entschied am Ende das Los für Friederike Doose. „Bürgermeisterin sein, das war viel Repräsentieren, viel Dabeisein, viele Grußworte sprechen und auch recherchieren.“ Vielbeachtet war ihre im Technologiezentrum Jülich zur Ausstellung „Femme fatale“, in der es um das sensible Thema Gewalt gegen Frauen ging. „Sie war so erfolgreich, dass das TZJ nachträglich um mehrere Kopien bat“, sagt Friederike Doose und ist bis heute ein wenig stolz darauf. „Ich mag den Kontakt mit Menschen und kann mich gut auf sie einstellen“, sagt sie „aber ich habe auch viel wiederbekommen.“ Dass das Hand in Hand geht, erfuhr sie in der Praxis. Etwas schwer tat sich die Akademikerin zunächst nach eigenem Bekenntnis, die Sprache des Dorfes zu verinnerlichen, wenn sie dort den Bürgermeister bei Eröffnungen vertreten musste. Und dann kam Daubenrath! „Das war ein echtes Erfolgserlebnis“, erinnert sich die Jubilarin lachend: Bei der Einweihung der örtlichen Schützenhalle wurde Polkamusik auf der Ziehharmonika gespielt. Als der Daubenrather Ortsvertreter sie zum Tanz aufforderte, galoppierte Friederike Doose mit ihm begeistert quer durch den Saal. „Da hatte ich die Herzen gewonnen!“
Stets verstand Friederike Doose es trefflich, auch das Soziale mit der Feierfreude zu verbinden: Die Jülicher verdanken ihr einige interkulturelle Kulturfeste, Konzerte zum Tag der Menschenrechte, das Straßenkulturfest der Schweizer Siedlung und eine Kunstausstellung. Für ihre große persönliche Einsatzfreude, die sie trotz krankheitsbedingter Rückschläge nie verlor, wurde sie mehrfach ausgezeichnet: Vom Kreis Düren mit dem Ehrenpreis für soziales Engagement, von der Werbegemeinschaft mit dem „Goldenen Apfel“und vom Frauennetzwerk mit der „silbernen Venus“. Als erstes Frauentrio trat wurde sie mit der Rektorin des Mädchengymnasiums Jülich, Dr. Reinbold, und der Dürener Bundestagsabgeordneten Irmgard Adam-Schwätzer zu den ersten weiblichen Paten der Selgersdorfer Strohmänner. Von der SPD erhielt sie außerdem die höchste Auszeichnung, die ihre Partei zu vergeben hat: Die Willi-Brandt-Medaille.
Aber natürlich gibt es noch ein Leben über die Politik hinaus. Dass Friederike Doose „nachdem die Kinder einigermaßen flügge waren“ als erste und einzige Frau eine Ausbildung zur Reaktoroperateurin an der FH in Jülich machte und schließlich noch ein Studium in Soziologie und politische Wissenschaft draufsattelte – zumindest bis zur Zwischenprüfung, was heute Bachelor wäre – ist sicher weniger bekannt. Dann schon eher ihr Engagement bei der Bühne’80, wo sie erneut eher ungeplant, wie sie lachend erzählt, Regieassistentin wurde. Bewusst dagegen war die Entscheidung für den Gospel-Chor der evangelischen Kirche, den sie nach einer schweren Erkrankung aufgeben musste. Immer noch frönt die Jubilarin allerdings ihrem besonderen Hobby Doppelkopf. Von Karlchen über Hochzeit bis zum Fuchs beherrscht Friederike Doose alle Kniffe. In fester Runde – wenn diese auch immer wieder Veränderungen unterworfenen ist – wird Karten gespielt und außerdem gekocht. Unter anderem mit der Doppelkopf-Runde wird sie am Montag, 18. April, anstoßen. Mit der Familie wird nicht am Tag selbst gefeiert. Am folgenden Wochenende hat Friederike Doose geladen und zwar die „Kinder mit Anhang und Beifang und Enkel“, deren Partner und zwei Urenkel, die zur Familie gehören. Auf stattliche 20 Gäste bringt es das Geburtstagskind.