Start Hintergrund Laudatio auf Gerd-Willi Cremanns

Laudatio auf Gerd-Willi Cremanns

Laudatio auf Gerd-Willi Cremanns durch Wolfgang Hommel, Ehrenvorsitzender des Stadtmarketing e.V., anlässlich der Verleihung des Stadtmarketing-Preises 2025 beim Neujahrsempfang am 9. Januar 2025.

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Wolfgang Hommel, Ehrenvorsitzender des Vereins Stadtmarketing. Foto: Dorothée Schenk | HZG 2020
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Sehr geehrte Damen und Herren,
lieber Preisträger!
Weihnachten – das große Fest der Christenheit – liegt erst zwei Wochen zurück – wir haben alle unsere Erinnerungen daran, Besinnlichkeit – Einkehr – Geschenke – Familie – Glühwein – und während die meisten froh sind, dass es vorbei ist und es auch wieder andere Musik im Radio gibt – da gibt es Leute, die bereits die nächste Ausgestaltung des Festes planen. Und dazu gehört Gerd-Willi Cremanns.

Aber es sind zu allererst die christlichen Kirchen, in deren Jahresprogramm das Weihnachtsfest eine zentrale Rolle spielt. Die Verkündung der Geburt Jesu steht im Mittelpunkt der Weihnachtsmessen – und die Kirchen werden festlich und meist mit einer Krippe ausgeschmückt. Als Ergänzung zu kirchlichen Festen entwickelten sich schon im
Mittelalter Kirchweihfeste, Kirmesse und Jahrmärkte – und auch schon die ersten Weihnachtsmärkte. Verstärkt und verbreitet wurde diese Entwicklung im 20. Jahrhundert flächenmäßig. Nicht nur die traditionellen großen Handelsstädte wie Nürnberg, Leipzig, Dresden, Köln richteten Weihnachtsmärkte aus, sondern auch kleinere Städte, wie in Jülich mit dem Kümmerer Gerd-Willi Cremanns. Aber darauf komme ich noch zu sprechen.

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Solche Festivitäten gehören zum modernen Stadtmarketing dazu – und das weltweit: Weit entfernt und auch in Regionen, in denen der christliche Glaube in der Minderheit ist, sind die Elemente des westlichen Weihnachtsfeierns nicht aus dem Straßenbild wegzudenken: Bunte Kugeln in Palmen, eine Weihnachtskrippe mit Rentieren, dem Weihnachtsmann und auch schon mal einem Schneemann bei 35 Grad, das kann man zum Beispiel in Vietnam erleben. Und Stille Nacht läuft im Hotelaufzug, unterbrochen nur von jingle bells.

Solche Weihnachtsaktivitäten im öffentlichen Raum gab es in Jülich schon, als Stadtmarketing noch ein Fremdwort war: In den 1960er Jahren übernahmen die Kaufleute der Werbegemeinschaft die Aufgabe, Weihnachtsstimmung in die
Stadt zu bringen. Schon seit 60 Jahren mit der festlichen Straßenbeleuchtung, immer wieder modernisiert. Sowie einer Weihnachtsverlosung, die in 60 Jahren wohl über eine Million Euro an ihre Kunden ausschüttete. Nach dem Erfolg eines französischen Festes initiierte der damalige Vorstand dann einen Weihnachtsmarkt. Von Anfang an bot sich der Schlossplatz als Veranstaltungsort an. Und so stellte man im Jahr 1973 dort die ersten Buden auf: Händler aus Jülich, die neben ihrem Geschäft auch einen Stand auf dem Weihnachtsmarkt betrieben – und Schausteller. Schon dabei: Gerd Willi Cremanns – aber warum?

1973 war auch das Jahr der Ölkrise, der Diskussion über die Energieversorgung aus eigenen Quellen – und deshalb wurden die Planungen zum Tagebau Hambach konkreter. Lich-Steinstraß musste weichen – über die Umsiedlung wurde zwar
erst 2 Jahre später entscheiden, dann aber mit so großer Mehrheit, dass eine Tendenz zum Umsiedlungsort Jülich auch
zuvor schon erkennbar war. Deshalb nutzten die Schaustellerfamilien aus Lich-Steinstraß ihre bestehenden Kontakte und platzierten ihre Wagen und ein Karussell zur Weihnachtszeit auf dem Schlossplatz. Die Familien Vent, Klee und Cremanns waren bald auch Stützen der Organisation der Weihnachtsmärkte.

Und damit komme ich nun endlich zu unserem heutigen Preisträger: Nun kann man nicht sagen, dass ihm Weihnachten
schon in die Krippe gelegt wurde, eher umgekehrt: Gerd-Willi wurde in eine Familie geboren, die schon seit Generationen im Geschäft war – sein Großvater hatte eine Kneipe und eine Bäckerei in Lich und war auf den Märkten und Kirmessen der Umgebung präsent. Die Geschäftszweige wurden dann unter den Kindern aufgeteilt und fortgeführt, später von den Familien Bongartz, Cremanns und Vent – also alles nahe Verwandte unseres Preisträgers, wozu natürlich auch seine Schwester Hella Eschweiler gehört.

Er selbst war bereits zu Beginn 1973 dabei, damals als Helfer, weil er seinen Wehrdienst ableistete. An der Seite der anderen Schausteller engagierte er sich schon früh für den Aufbau, den Ausbau, das Programm des Weihnachtsmarktes, lange an der Seite von Gertrud Vent – die er später häufig scherzhaft als seine Sekretärin bezeichnete.

Die Leistung zur Organisation des Weihnachtsmarktes ist nicht hoch genug einzuschätzen. Sie beginnt mit der Kontaktpflege zu den aktuellen Ausstellern des Marktes und den Vereinbarungen für das Folgejahr. Der Abbau und die
Einlagerung der Holzbuden sind mittlerweile Routine, aber nur so lange die gleiche Halle zur Verfügung steht – wenn nicht, ist Initiative gefordert, also Gerd-Willi. Neue Hilfskräfte müssen eingewiesen werden. Und alle paar Jahre recht es nicht mehr aus, die Hütten zu reparieren. Ersatzinvestition ist angesagt – und das möglichst preiswert. Das führte Gerd-Willi Cremanns auch schon weit in den Osten, um dort neue Buden zu inspizieren und zu bestellen.
Das Jahr über wird beobachtet, welche Ergänzungen im Angebot möglich sind, um für Jülich neue Händler zu finden. Ab
Sommer beginnt die Planung für den Neuaufbau und des Begleit-Programms. Für viele Außenstehende viel zu früh
beginnt der Aufbau auf dem Schlossplatz Ende Oktober, aber die Zeit braucht man, um ggf. Ersatzteile zu beschaffen, die Buden zu elektrifizieren, einzurichten und zu dekorieren. Mit der Eröffnung in der zweiten Novemberhälfte beginnt dann das weihnachtliche Treiben auf dem Schlossplatz – und jedes Jahr gibt es die gleichen Stimmen: Jetzt schon – endlich – traditionell schön – immer das gleiche! Aber der Schlossplatz füllt sich und spätestens abends fließt der Glühwein … as last year.

Das braucht alles einen Kümmerer und der ist in Jülich seit vielen Jahren Gerd-Willi Cremanns, der auch seit zwei
Jahrzehnten im Vorstand der Werbegemeinschaft ist, wo er Unterstützung erhält, seit etlichen Jahren vor allem von seinem Sohn Carsten. Wie gut Jülich damit fährt, den Weihnachtsmarkt ihm und der Werbegemeinschaft zu überlassen, sieht man beim Blick in die Nachbarkommunen: Natürlich können wir uns nicht vergleichen mit Aachen und Köln.- In anderen Städten unserer Region werden die Märkte mit viel Aufwand von der Stadtverwaltung organisiert und eine Standort-Verlegung sorgt schon mal für Wirbel in den politischen Gremien. Und in anderen benachbarten Mittelstädten gibt es Weihnachtsmärkte nur an wenigen Tagen. Die Jülicher Weihnachtsmarkt-Tradition von über 50 Jahren und der Dauer von jeweils fünf Wochen spricht für unseren Markt und seine Macher.

Die Werbegemeinschaft weiß auch, was sie an Gerd-Willi Cremanns hat: Denn er tut es ehrenamtlich – wenn auch viele
Jahre als Standbetreiber nicht uneigennützig. Aber so entstehen win-win-Situationen, die dazu führen, dass man am
Ende sagt – as every year!

Auch wenn er voriges Jahr mit dem 50.ten Markt angekündigte, dass er sich zurückziehen wolle: Er war dieses Jahr immer auf dem Markt anzutreffen, ist Ansprechpartner für den Bürgermeister, wenn es um Reaktionen auf aktuelle
Vorkommnisse geht wie in Magdeburg und sorgt sich aktuell, wie der Weihnachtsmarkt denn nach der Umgestaltung des
Schlossplatzes und in der Bauphase aufgebaut werden soll. Von solchen Menschen lebt eine Stadt und ihr Stadtmarketing. Deshalb wünsche ich uns und Dir: Mögest Du dem Jülicher Weihnachtsmarkt lange und gesund erhalten bleiben – das ist gut für Jülich und gut für Dich.

Lieber Gerd-Willi Cremanns, der Verein Stadtmarketing Jülich e.V. zeichnet Dich als Dank für Dein Engagement für die Stadt und ihre Menschen mit dem Stadtmarketing-Preis Jülich 2025 aus.
Herzlichen Glückwunsch!

Zum Artikel Gut aufgehoben in Jülich


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