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„Mehr Beschleunigung, weniger Ängstlichkeit“

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Landrat Wolfgang Spelthahn (Mitte) attestierte der Stadt Jülich beste Wachstums- und Entwicklungschancen – wenn die Weichen rechtzeitig und richtig gestellt werden. Foto: Stephan Johnen
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Vermutlich hätte Wolfgang Spelthahn gerne direkt in die Zukunft des Kreises Düren geschaut. Angesichts der bundesweiten medialen Berichterstattung über Verbindungen eines mutmaßlichen Schleuserrings in die Kreisverwaltung hinein, ging der Landrat gleich zu Beginn der CDU-Sonntagsrunde im Café Liebevoll offen auf das Thema ein: „Seit dem 24. Mai bin ich Beteiligter eines bundesweiten Verfahrens. Die Behauptung, dass ich alles gewusst habe, hat mich tief ins Mark getroffen“, wies er erhobene Vorwürfe zurück. 35 Jahre sei er der Kreispolitik tätig, davon 25 Jahre als hauptamtlicher Landrat. „Geld, zu mehr Geld zu machen, war nie mein Motiv. Ich möchte in meiner Heimat etwas bewegen.“ Er betonte, „niemals die Interessen des Kreises zu verraten“. Umso mehr freue er sich, auch Zuspruch und Rückendeckung zu erfahren. „Ich mache mir nur einen Vorwurf –, dass ich mich in einem Menschen schwer geirrt haben könnte. Wobei natürlich die Unschuldsvermutung gilt“, sagte Spelthahn, und er wolle „weiter für die Menschen im Kreis Düren arbeiten“.

Auch wenn die deutsche Wirtschaft stagniere, die Lage ernst sei und alles schwierig erscheine: Jülich werde von außen „als das Zentrum des Strukturwandels überhaupt wahrgenommen“, attestierte Spelthahn der Stadt, der chancenreichste Teil des Strukturwandels zu sein. Im gemeinsam mit Niederzier und Titz geschaffenen Brainergy Park gebe es „überhaupt kein Problem, Grundstücke zu platzieren“, vielmehr stünden Firmen auf Wartelisten. Rund 3000 bis 3500 neue Arbeitsplätze sollen dort in den kommenden Jahren geschaffen werden. „Und auf einen Arbeitsplatz in der Wissenschaft kommen sieben Arbeitsplätze für ergänzende Tätigkeiten“, rechnete der CDU-Politiker Jülich gute Chancen aus und sprach vom „größten Wachstumspotenzial Nordrhein-Westfalens“. Die Stadt habe das Potenzial, in naher Zukunft 50.000 Einwohner zu haben.

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„Jede Veränderung löst Ängste aus“, sagte Spelthahn. „Jülich wird in den nächsten Jahren ein völlig neues Gesicht bekommen. Wir können mitgestalten – oder uns verweigern, den Ängstlichen recht geben. Wenn wir es aber nicht schaffen, oder es nicht wollen, werden wir enorme Probleme bekommen“, empfahl Spelthahn nicht nur beim Bau der Bahnstrecke Linnich-Baal „mehr Beschleunigung, weniger Ängstlichkeit“. Der Strukturwandel jedenfalls laufe, und zwar ziemlich gut für Jülich. Spelthahn: „Die Arbeitsplätze werden von alleine kommen. Jetzt aber müssen wir alles dafür tun, dass sich die Menschen hier wohlfühlen, niederlassen wollen und können.“

Nicht nur in Jülich, sondern im ganzen Kreisgebiet müsse es gelingen, bezahlbaren Wohnraum für alle gesellschaftlichen Gruppen zu schaffen. „Es nützt uns nichts, nur Ein- und Zweifamilienhäuser für Führungskräfte aus dem Forschungszentrum zu schaffen“, forderte Spelthahn ein flächendeckendes Leerstandsmanagement und intelligente Konzepte, die vorhandenen Flächen nutzen anstatt die Landschaft wild zu zersiedeln. Mit Blick auf Jülich müsse dringend der Eisenbahn-Anschluss an die StädteRegion Aachen gelingen. In jedem wissenschaftlichen Gebäudekomplex sollte ein Willkommenscenter der Stadt Jülich vorhanden sein, das über Baugebiete und preiswerten Wohnraum informiert und unter anderem mit dem Angebot der kostenlosen Kitas wirbt. Auch müsse die städtische Infrastruktur mehr auf Familien zugeschnitten werden. „In Jülich haben wir ein Freizeitbad in isolierter Lage und ein in die Jahre gekommenes Schwimmbad. Da muss viel passieren“, regte er eine europaweite Ausschreibung für ein neues Freibad/Hallenbad an der Rur an, das eine „Wohlfühloase“ kreiere und die Betriebskosten für die Stadt senken könne. „Bau und Betrieb des Bades können an den Betreiber übertragen werden, im Vertrag muss es dann aber Auflagen zu Vereinsschwimmen, Familienschwimmen und Trainingszeiten geben, zu denen die Stadt einen Zuschuss zahlt“, sieht Spelthahn ein Einsparpotenzial von bis zu 500.000 Euro pro Jahr, die für andere Aufgaben genutzt werden könnten.

Ein brandaktuelles Thema war der Ausblick auf die kommende Kommunalwahl – angesichts eines erstarkenden Rechtspopulismus. „Diese Menschen werden in der nächsten Kommunalwahl flächendeckend antreten. Wir müssen die Auseinandersetzung sachlich-fachlich annehmen, das Feld nicht Populisten überlassen“, forderte Spelthahn die CDU auf, schon jetzt damit zu beginnen, die „Argumente zu schärfen“ und ein Wahlprogramm mit verlässlichen, konkreten Angaben aufzustellen.

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Stephan Johnen
Kein Muttkrat, aber im Besitz einer Landkarte. Misanthrop aus Leidenschaft, der im Kampf für Gerechtigkeit aus Prinzip gerne auch mal gegen Windmühlen anreitet. Ist sich für keinen blöden Spruch zu schade. Besucht gerne Kinderveranstaltungen, weil es da Schokino-Kuchen gibt, kann sich aber auch mit Opern arrangieren.

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