So einfach die Frage, so schwierig die Antwort. Eine deutschlandweite Regelung gibt es für den Amateurbereich nicht, jeder Verband muss seine eigene Lösung für die Corona-bedingten Probleme finden. War zunächst jedweder Spiel- und Trainingsbetrieb vollständig untersagt, haben die schrittweisen Lockerungen der letzten Woche dazu geführt, dass ein Training – unter strengen Auflagen natürlich – wieder möglich ist.
Der Fußballverband Mittelrhein (FVM), der für die Vereine in und um Jülich zuständig ist, hatte sich ursprünglich für die Fortsetzung der aktuellen Saison, sobald das wieder möglich sein würde, ausgesprochen. Nun jedoch hat der Verband eine Kehrtwende hingelegt und empfiehlt den Abbruch der Saison bis Ende Juni. Am 20. und 21. Juni sollen jeweils ein außerordentlicher Verbands- bzw. Verbandsjugendtag abschließend über diesen Vorschlag entscheiden. Im Vorfeld dieser beiden Versammlungen hat der Fußballverband zudem eine Abstimmung unter den Mitgliedsvereinen durchgeführt – mit einem eindeutigen Unentschieden als Ergebnis.
Hintergrund der neuen Empfehlungen für einen Saisonabbruch ist unter anderem die Überlegung, dass es aufgrund der neuen Entwicklungen in Sachen Corona nun doch denkbar erscheint, eine kommende Fußballsaison 20/21 regulär von Anfang bis Ende zu spielen. Dann, so der Gedanke, muss die aktuelle Spielzeit beendet werden, damit die neue auch pünktlich starten kann.
Für die Vereine und ihre Verantwortlichen, die zudem noch eine weitere Woche warten müssen, bis sie ein umzusetzendes Ergebnis in Händen halten, eine schwierige Situation.
So hat etwa der Vorsitzende des SC Jülich 1910/97, Michael Lingnau, einen offenen Brief an den Fußballverband verfasst, indem er sich klar zu einem Abbruch der laufenden Spielzeit bekennt und fordert, sich „einzig und allein mit der Planung der neuen Saison in einem zumindest einigermaßen realistisch zu öffnenden Zeitfenster zu befassen“. Zwar räumt Lingnau ein, dass die Fortsetzung der Saison aus rein sportlicher Sicht durchaus begrüßenswert, aus wirtschaftlichen Gesichtspunkten seiner Meinung nach jedoch nicht umsetzbar sei. Er fürchtet, dass Geisterspiele – und eine andere Lösung ist nach aktuellem Stand der Dinge sicherlich nicht denkbar – noch „schlimmere wirtschaftliche Verwerfungen bei den Amateurvereinen“ verursachen würden als der bisherige komplette Shutdown. Seine einfache Rechnung: Spielerprämien etwa müssten bezahlt werden, Zuschauereinnahmen und Bewirtungsumsätze würden komplett wegfallen, zudem würde der Einsatz von eventuellen zusätzlichen Ordnungskräften eher noch zusätzliche Kosten verursachen.
Der erste Vorsitzende des SV Grün-Weiß Welldorf-Güsten, Karl-Heinz Albersmeier, ist von deutlich hörbarer Skepsis umgetrieben: „Ich glaube nicht an eine problemlose Abwicklung der kommenden Saison.“ Niemand wisse, wie die weitere Entwicklung aussähe, nicht nur in sportlicher Hinsicht, gibt Albersmeier zu bedenken und ist sich sicher, dass man so oder so erst im Nachhinein sehen würde, welche Entscheidung die richtige gewesen sei. Aktuell stellt sich für die Grün-Weißen die Situation so dar, dass der Trainingsbetrieb sukzessive wieder aufgenommen worden sei, jeweils nach persönlichem Ermessen der jeweiligen Trainer und nach Rücksprache mit den Spielern bzw. bei Kindern und Jugendlichen mit deren Eltern. Der Verein werde sich, so Albersmeier, der Entscheidung des FVM stellen und beugen: „Egal wie, wir werden als Verein damit klarkommen müssen“. Abschließend übt der Vereinsvorsitzende leise Kritik am Deutschen Fußballbund. Er hätte sich eine Entscheidung vom DFB gewünscht, Einheitlichkeit wäre schön gewesen.
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