Einen weiten Bogen schlug der Bundesvorsitzende des Evangelischen Arbeitskreises der CDU/CSU und Sprecher für Kirchen- und Religionspolitik, Bundestagsabgeordneter Thomas Rachel, den die evangelische Kirche zur Kanzelrede eingeladen hatte. Seine Kanzelrede wob er um den 1. Petrusbrief, in dem es heißt: „Seid stets bereit, jedem Rede und Antwort zu stehen, der nach der Hoffnung fragt, die euch erfüllt“. Vom Urchristentum bis zu den aktuellen politischen Ereignissen spannte er seinen roten Faden, um schließlich die Aufforderung als Frage zu formulieren: „Können wir zu Hoffnungsstiftern werden, zu Vertrauensstiftern, zu Brückenbauern, mit dem Mut zu Kompromissen in Zeiten von Polarisierung?“
Er richtete einen Appell an die Anwesenden zu mehr Bekenntnis zum eigenen Glauben. Schließlich wäre das Bekenntnis, anders als zu den Zeiten der Christenverfolgung, nicht mehr lebensbedrohlich. Kritisch beleuchtete er die Kirchenaustritte, die in einer säkularisierten Welt zum Wertverlust führen könne. Kirche habe nicht nur einen Verkündigungsauftrag und sei Lebensbegleiter in entscheidenden Ereignissen und Krisenzeiten der Menschen. Verantwortung zu übernehmen, so erwähnte er mehrfach, sieht er als eine der Aufgaben von Christen. Auch wenn die Bibel ein Glaubensbuch und kein politisches Lehrbuch oder gar ein Parteiprogramm sei, so wäre der Glaube doch der Marschkompass im Leben.
Im anschließenden Gespräch im Bonhoefferhaus griffen die Fragenden die Aktualität auf und hinterfragten auch die Haltung der Bundesrepublik angesichts des Terrors der Hamas. Tiefe Einblicke gab Thomas Rachel aus seinen persönlichen Erkenntnissen und Erfahrungen mit Israelis wie Palästinensern. Worte, die die Gemeinde sichtlich berührten. Durchaus differenziert beleuchtete er das Thema bei aller Verurteilung einer nie da gewesenen Brutalität und Grausamkeit am 7. Oktober durch die Hamas, die er deutlich von dem Volk der Palästinenser abgrenzte.
Der Austausch zeige, so Pfarrer Udo Lenzig, wie sehr die Menschen diese Gräuel bewegten, so dass viele Fragen gar nicht gestellt worden wären. Mit Augenzwinkern nannte er etwa die Frage: „Wie glaubwürdig sind Politikern?“ Zu der Beantwortung würde er gerne Thomas Rachel wieder einladen, der sofort seine Zustimmung zu einer zweiten „Runde“ gab.