1774 wurde das dem hl. Wendelinus gewidmete einsturzgefährdete Kapellchen am Stetternicher Ortsausgang Richtung Hambach abgebrochen und die heutige Kapelle errichtet. Die Baukosten übernahmen damals zwei großzügige Spender: der Pächter und der Müller von Gut Lindenberg. Bereits 1801 wurde die Kapelle renoviert und erhielt 1872 ein neues Dach. Kriegsschäden, zum Beispiel ein eingestürztes Dach, wurden erst 1952 behoben. Weitere Instandsetzungen folgten 1961 und 1985. Die letzte Renovierung, Neuanstrich innen und außen sowie Neugestaltung des Außengeländes, ließ die Kapelle rechtzeitig zur Wendelinusandacht im Oktober 2020 in neuem Glanz erstrahlen.
Die Wendelinus-Kapelle ist laut Denkmalliste ein besonderes Zeichen mittelalterlicher Volksfrömmigkeit und bedeutend für die Geschichte des Menschen. Sie gehört zu den kleineren, heute kaum bekannten Wallfahrtsstätten des Rheinlandes. Ihr Name geht auf den Heiligen Wendelinus zurück, der im 6. Jahrhundert als Einsiedler oder Mönch bei Trier gelebt hat. Er wurde zum Helfer der Bauern, indem er sich besonders des kranken Viehs annahm. Im Mittelalter wurde er zum Mönchheiligen ernannt, zu dessen Grab man nun pilgerte.
Wendelin wurden jedoch weniger Pfarrkirchen als vielmehr Altäre und vor allem viele Kapellen geweiht. In Stetternich gehört ein neugotischer Altar mit hölzernen Statuen des Heiligen Wendelinus und Rochus zur Ausstattung, deren Entstehung vor 1774 datiert ist. Flankiert wird der Altar von zwei Engelsfiguren und die der Heiligen Franz von Assisi und Antonius von Padua auf besonderen Postamenten.
Die Verehrung des hl. Wendelinus, Schutzpatron der Bauern und des Viehs, ist in Stetternich seit der 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts bezeugt. Quellen über Wallfahrten sind jedoch nicht vor dem 19. Jahrhundert erhalten. Höhepunkt der Wallfahrten war die Zeit von der Jahrhundertwende bis zum 2. Weltkrieg. Der Pilgerstrom war so groß, dass um die Kapelle herum eine Art Kirmes mit Buden entstand. Geblieben ist die jährliche Wendelinusandacht am Wendelinustag.
Im Jubiläumsjahr hat Lothar Vievers die Leitung der Andacht. Für die musikalische Begleitung sorgt der Posaunenchor der evangelischen Gemeinde Jülich unter Leitung von Elisabeth Hensgen.
Groß und Klein bringen gerne ihre Haustiere (Pferde, Hunde, Katzen und andere) mit, denn im Mittelpunkt steht die traditionelle Segnung von Wasser, Brot, von Menschen und Tieren – ein besonderes Erlebnis auch für Kinder. Abschließend werden Butterwecken verteilt, und wer möchte, kann den Besuch auf der benachbarten Burg Wolfshoven bei Familie Gottschalk bei Kaffee und Kuchen ausklingen lassen. Zum Jubiläum kann ferner eine Erinnerungskerze zum Selbstkostenpreis von 3 Euro erworben werden.
Andacht SO 20|10
Gemeinderat St. Martinus Stetternich | Wendelinuskapelle, Wolfshovener Str. 217 | 15 Uhr