In der Industrie haben sich die Geschäfte seit Herbst 2021 deutlich verbessert, während die Lage in den anderen Sektoren nahezu unverändert gut ist. Vergleichbar positiv hat sich auch die Ertragslage entwickelt. Aber nicht alle Branchen sind zufrieden: Unter anderem berichten das Gastgewerbe und das Textil- und Bekleidungsgewerbe von überwiegend schlechten Geschäften.
„Die meisten Unternehmerinnen und Unternehmer in unserer Region blicken äußerst zuversichtlich in die Zukunft. Das belegt ihre Investitionsbereitschaft: Sie ist auf Rekordniveau gestiegen“, sagt Michael F. Bayer, Hauptgeschäftsführer der IHK Aachen. Der entsprechende Saldo – die Differenz aus positiven und negativen Rückmeldungen – erreicht den höchsten Wert seit Beginn der digitalen Aufzeichnung durch die IHK Aachen im Jahr 1998.
Fachkräfte- und Rohstoffmangel bleiben Herausforderungen
Es gibt aber auch größere Herausforderungen für die Betriebe: Neun von zehn Befragten berichten von deutlich gestiegenen Rohstoffpreisen und Lieferschwierigkeiten. Fast drei Viertel der regionalen Unternehmen gehen davon aus, dass sich die Situation im Laufe des Jahres 2022 wieder verbessern wird. Für sieben von zehn Befragten sind die Entwicklung der Energie- und Rohstoffpreise und der Fachkräftemangel die größten Herausforderungen in den kommenden Monaten. Das sind die höchsten Werte seit Erhebung der Wirtschaftsrisiken durch die IHK Aachen.
„Trotz einiger Sorgen rechnet die Mehrheit der Unternehmerinnen und Unternehmer weiterhin mit einer positiven Entwicklung der Wirtschaft“, blickt Bayer nach vorne. Die Erwartungen sind allerdings etwas niedriger als noch im zurückliegenden Herbst. Auch vom Export erwarten die Befragten nach wie vor positive Impulse.
Die Personalplanungen der Unternehmerinnen und Unternehmer bleiben stabil auf einem hohen Niveau. Gesucht werden vor allem Mitarbeitende mit einer abgeschlossenen Berufsausbildung, aber auch mit akademischen Abschlüssen. Ein Drittel aller Befragten hat außerdem Stellen für Menschen ohne Berufsausbildung zu besetzen. Die Arbeitslosenquote in der Region Aachen ist seit Herbst um 0,5 Prozentpunkte auf 6,1 Prozent gesunken und liegt weiter unter der Quote des Landes Nordrhein-Westfalen (6,7 Prozent), aber über der des Bundes (5,1 Prozent).
Geschäftslage und Erwartungen der Befragten im Detail
Seit Herbst 2021 hat sich die Situation der Industriebetriebe in der Region positiv entwickelt. Die Hälfte der Unternehmer beurteilt die aktuelle Lage gut, nur jeder zehnte Befragte ist unzufrieden. Auch die Umsätze sind bei einer deutlichen Mehrzahl der Unternehmen gestiegen. Fast alle Betriebe geben jedoch an, dass die für sie relevanten Rohstoffpreise in den vergangenen Monaten gestiegen sind – bei rund drei Viertel sogar in erheblichem Umfang. Mehr als die Hälfte der Unternehmer berichtet außerdem von erheblichen Lieferschwierigkeiten, weitere 40 Prozent melden Einschränkungen in einem geringeren bis mittleren Umfang. Die Auslastung der Produktionskapazitäten stieg um zwei Prozentpunkte auf 82 Prozent und liegt damit über dem langjährigen Durchschnitt von 80,7 Prozent.
Die Dienstleister bewerten ihre aktuelle Lage im Vergleich zum Herbst nahezu unverändert positiv. Jedes zweite Unternehmen meldet gute Geschäfte, 12 Prozent sind nicht zufrieden. Die Hälfte der Befragten berichtet von gestiegenen Umsätzen in den zurückliegenden Monaten, bei jedem sechsten sind sie gesunken.
Die Lage im Handel hat sich zwar seit Herbst 2021 leicht verschlechtert, bleibt aber deutlich im positiven Bereich. Trotz aktueller Einschränkungen durch die Corona-Pandemie melden 50 Prozent der Händler gute Geschäfte, 15 Prozent sind unzufrieden. Dabei bewertet der Großhandel die Geschäftslage erheblich besser als der Einzelhandel. 55 Prozent der Großhändler melden gute Geschäfte, 9 Prozent sind unzufrieden. Im Einzelhandel sind die Lagebeurteilungen wesentlich zurückhaltender. Knapp die Hälfte der Befragten ist mit der aktuellen Situation zufrieden, ein Viertel berichtet von schlechten Geschäften.
Die konjunkturelle Lage im Baugewerbe ist weiterhin positiv. Über die Hälfte der Befragten meldet gute Geschäfte, acht Prozent sind unzufrieden. Damit ist das Baugewerbe erneut der Sektor mit der besten Lagebeurteilung. Das Auslandsgeschäft hat in den zurückliegenden Monaten deutlich an Fahrt gewonnen. Jeder zweite Industriebetrieb in der Region berichtet von gestiegenen Exportumsätzen, bei rund einem Fünftel sind sie gesunken. Auch die Auftragseingänge aus dem Ausland haben eine ansteigende Tendenz. Vier von zehn Unternehmen berichten von einer gestiegenen Nachfrage, jeder sechste Befragte meldet einen Rückgang. Dementsprechend geht ein Drittel der Befragten davon aus, dass die Exporte weiter anziehen werden, jeder zehnte rechnet mit einem Rückgang der Exportnachfrage.
Nachdem die Ertragslage im zurückliegenden Herbst bereits den höchsten Wert seit 2011 erreicht hat, haben sich die Rückmeldungen der Unternehmer nochmals verbessert: Bei vier von zehn Befragten sind die Erträge gestiegen, bei nur halb so vielen sind sie gesunken.
Die Investitionsabsichten der Unternehmen in der Regionen Aachen sind seit Herbst 2021 nochmals gestiegen und erreichen einen neuen Höchstwert. Vier von zehn Befragten wollen in den kommenden Monaten ihre Investitionen erhöhen, nur sieben Prozent wollen weniger investieren.
Wegen der weiterhin guten Geschäftslage hat sich die Nachfrage nach qualifizierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern seit dem Herbst kaum verändert. Jeder dritte Befragte beabsichtigt, die Zahl der Beschäftigten zu steigern, nur jeder siebte geht von einem Rückgang des Personals aus.
Bei der aktuellen Konjunkturumfrage hat die IHK Aachen mit den Vereinigten Industrieverbänden von Düren, Jülich, Euskirchen und Umgebung (VIV) kooperiert und Unternehmer gemeinsam befragt. Der Konjunkturbericht ist auf der Internetseite der IHK Aachen unter www.aachen.ihk.de/konjunkturbericht zu finden.
Kreis Düren
Im Kreis Düren stagniert die Geschäftslage auf hohem Niveau. 52 Prozent der Unternehmen berichten von guten Geschäften, 15 Prozent sind unzufrieden. Gut ist die Situation vor allem im Großhandel (Saldo: +71) und bei den Dienstleistern (Saldo: +56). Auch die Erwartungen sind auf demselben Niveau wie im Herbst des Vorjahres. 37 Prozent der Befragten gehen von besseren Geschäften aus, 13 Prozent sind zurückhaltend. Am besten sind die Aussichten in der Industrie (Saldo: +34) und im Baugewerbe (Saldo: +29).