„Ring, ring“, imitiert Dr. Christoph Fischer den Klang eines Telefons und gibt somit die Bühne frei. Damit beginnt die Probe der Bühne’80, einer Laientheatergruppe. Bei dem diesmaligen Zusammentreffen steht der dritte und damit letzte Akt von „Eine etwas besondere Dame“ von John Patrick im Fokus. Fischer hält die Regie.
Das Stück ist eigentlich altbekanntes Terrain, denn ein paar Tage vor dem 21. März 2020 musste der Verein coronabedingt alle Auftritte absagen. An diesem Datum wäre die Premiere des Stückes über die Bühne gegangen und mit dieser hätten die Theaterfreunde dann auch das 40-Jährige Bestehen der Bühne’80 gefeiert. Das soll jetzt (endlich) nachgeholt und -gefeiert werden.
Durch die zwei vergangenen Jahre, in der zeitweise keine Proben stattfinden konnten, muss das Schauspiel wieder eingeschliffen werden. Seit November des letzten Jahres ist die Truppe wieder dabei. Damit diese auch stattfinden können, finden die Proben quasi unter 2G+++ statt. Alle Teilnehmer sind geboostert, zum größten Teil zusätzlich getestet und auch die Masken bleiben strickt an.
Dr. Emmett, gespielt von Evelyn Wirtz, hebt den Hörer ab. Dann spielt Titus Savage (Albert Junker) auf, der sichtlich aufgebracht nach der Frau fragt, die gerade in der Anstalt gesucht wird. Savage ist, vor dem Tod seiner Verwandten, hinter seinem Erbe her. Mehr soll an dieser Stelle über den Plot des Stücks nicht verraten werden, da dieser Genuss dem Besuch der Aufführung vorbehalten ist.
Albert Junker wird sich als Titus Savage bei der zweieinhalbstündigen Probe in der Rolle eines Cholerikers beinahe heiser schreien. Ein bisschen auch zur – in Freundschaft verankerter – Belustigung der anderen anwesenden Laienschauspieler. Vor allem, wenn Titus gerade Jeffrey (Jens Range) am Kragen gepackt hat und brüllt, weil mittlerweile der Verdacht auf ihn gefallen ist und plötzlich bei der wohlbemerkt ersten erneuten Probe der Text kurz hängt und Junker kurz auflachen muss, während Range immer noch in einer Angsthaltung fragend in Richtung Souffleuse blickt.
Dem Regisseur geht es an diesem Abend vor allem um den flüssigen Ablauf von Text und Choreographie- also um den natürlichen Ablauf von Sprache und Bewegung auf der Bühne. Denn der Zuschauer soll keine Schauspieler, sondern eine sonderbare Dame, eine alles hassende, einen unmusikalischen Musiker, eine die Zwickmühle begreifende und Habgierige vor sich sehen.
Deswegen müssen manche Bewegungen schnell sein. Beispielsweise, wenn Titus jemanden aufhalten möchte. Andere Bewegungen müssen langsam sein, um natürlich zu wirken. So, wenn Mrs. Paddy dem Drängen ihrer Ärztin nachgebend nachdenklich wird. Die Hand darf, da waren sich die Mitglieder der Bühne’80, nur langsam zum Kinn in die Denkerpose geführt werden. Immer wieder wird die Bewegung wiederholt, bei Mrs. Paddy wirklich nachzudenken scheint.
Auch wer wann wo steht, ist nicht unwichtig. Gerade sprechende Rollen dürfen nicht zu weit hinten stehen. Auch was gesprochen wird, entscheidet über die Position auf der Bühne. „Wie ein Trainer von der Seitenlinie versuchst du, deine Mannschaft gegen deine Kinder aufzubringen“, sagt Fischer so und Ethel Savage (Claudia Cormann-Wiersch) tritt in der Rolle einer betagten Dame an den Rand der Spielfläche.
In seiner Rolle muss Dieter Niessen als Hannibal der Aggressivität Titus‘ Platz machen, darf aber auch nicht zu weit zurückschrecken, damit er weiterhin im Dialog mit im Fokus steht.
Bereits um 25-Jährigen hat die Bühne’80 „Eine etwas besondere Dame“ auf die Bühne gebracht. Nun wird das Stück erneut der Feierstunde dienen.
Aufgespielt wird jeweils um 20 Uhr am Samstag, 26. März, Donnerstag, 31. März, Freitag, 1. April, und Samstag, 2. April sowie am Sonntag, 27. März, um 18 Uhr. Die Aufführungen finden im PZ des Mädchengymnasiums Jülich, Dr. Weyer Straße, statt. Karten gibt es unter der Mail [email protected] oder unter der Mailadresse 02461 348931. Einlass ist eine Stunde vor Beginn der Aufführung.
„Eine etwas besondere Dame“ wird in folgender Besetzung gespielt:
- Florence: Bettina Niessen
- Hannibal: Dieter Niessen
- Fairy May: Jana Anders
- Jeffrey: Jens Range
- Mrs. Paddy: Stephanie Godden
- Muss Willie: Birgit Bergk
- Titus Savage: Albert Junker
- Lily Belle: Melanie Zehnpfennig
- Samuel Savage: Andreas Kupka
- Dr. Emmett: Evelyn Wirtz
- Ethel Savage: Claudia Cormann-Wiersch
- Regie: Dr. Christoph Fischer
- Regieassistent: Peer Kling
- Souffleuse: Lea Wiersch
- Technik: Stefan Bergk