In den letzten Wochen tauchte immer wieder ein mögliches weiteres Symptom des grassierenden Coronavirus auf: der plötzlich aufgetretene teilweise oder vollständige Verlust von Geruchs- und Geschmackssinn. Dies teilte das Forschungszentrum mit. Ein trockener Husten und Fieber gelten als die typischsten Anzeichen für eine mögliche Infektion mit dem neuartigen Coronavirus. Manche Menschen jedoch zeigen gar keine Symptome, obwohl sie sich mit dem Virus angesteckt haben – und ihn auch weiterverbreiten können.
Gesundheitsorganisationen in verschiedenen Ländern hätten bereits empfohlen, den Verlust des Geruchs- und Geschmackssinns als Hinweis auf eine COVID-19-Infektion zu sehen, selbst wenn keine anderen Symptome vorlägen, so die Pressemeldung weiter. Entsprechend wird Betroffenen dieses Symptoms geraten, sich vorsichtshalber freiwillig in Quarantäne zu begeben. Bisher gibt es jedoch keine breit angelegte wissenschaftliche Studie, die belegt, dass diese Art von Beeinträchtigung ein klares Anzeichen für eine Infektion ist. Schwierig ist dabei die Abgrenzung von anderen Riechstörungen. So könnten in der Gesamtbevölkerung etwa fünf Prozent gar nicht riechen.
„Bis jetzt sind diese Berichte nur anekdotisch“, erklärt die Geschmacksforscherin Dr. Kathrin Ohla vom Institut für Neurowissenschaften und Medizin am Forschungszentrum. „Da Geruchs- und Geschmackssinn miteinander verwandt sind, sind auch Symptome des Verlusts dieser Sinne miteinander verbunden. Der Verlust des Geruchssinns nach einer Viruserkrankung, etwa einer Erkältung, betrifft viele Menschen. Dass jedoch der Geschmackssinn verloren geht, wird viel seltener berichtet.“
Deshalb hat sich eine Gruppe internationaler Geruchs- und Geschmacksforscher zusammengeschlossen, um zu untersuchen, wie, wann und warum diese Beeinträchtigungen auftreten – und was sie über das Corona-Virus aussagen. Das Global Consortium for Chemosensory Research (Globales Konsortium für chemo-sensorische Forschung), abgekürzt GCCR, besteht aus Teilnehmern der offenen Wissenschaft: transdisziplinäre Wissenschaftler, Kliniker und Patientenvertreter aus der ganzen Welt. „Derzeit hat das GCCR mehr als 500 Mitglieder aus 38 Ländern“, so Ohla. „Dadurch verfügen wir über eine große Reichweite. Die wollen wir nutzen, um weltweite, evidenzbasierte Informationen zu kurz- und langfristigen Folgen von COVID-19 zu sammeln und im Vergleich zu anderen Atemwegserkrankungen zu analysieren.“
Das GCCR hat deshalb eine weltweite Onlinebefragung zusammengestellt, um Antworten auf Fragen zu finden: Welche Auswirkungen hat das Corona-Virus? Ist der Verlust des Geruchssinns ein häufiges Symptom? Geht er mit einem Geschmacksverlust einher? Wie lange halten die Symptome an? Haben Betroffene dauerhafte Störungen? Die Teilnehmer der Befragung sollen dabei ihre Riech- und Schmeckfähigkeit mithilfe von Computerskalen abschätzen und Fragen zu Ihrer Symptomatik, Gesundheit und zum Lebensstil beantworten.
„Die Ergebnisse können dabei helfen, auf zukünftige Epidemien besser vorbereitet zu sein“, so Ohla. „Und sie können gegebenenfalls die medizinische Versorgung der Betroffenen zu unterstützen, mittel- oder langfristig.“ Die Onlineumfrage wird in mehr als 20 Sprachen übersetzt und Einzelpersonen und Klinikern auf der Website des GCCR zur Verfügung gestellt.
„Wir haben auch bereits einen zweiten Teil des Projekts in Planung. Dabei wird es sich um einen praktischen Riech- und Schmecktest handeln, mit Anleitung für zu Hause“, so Ohla. „Dabei werden die Teilnehmer im Haushalt vorhandene Dinge (z.B. Shampoo, Zimt oder Knoblauch) riechen oder Zucker, Salz, Zitrone und Kaffee oder Tee schmecken und dann online beurteilen. Der Test kann mehrmals gemacht werden und erlaubt uns, den Verlauf der Riech- und Schmeckfähigkeit zu untersuchen.“
Link zur Onlinebefragung: http://bit.ly/2yFCwLJ