„Das schon“, schmunzelt der kreative Unternehmer und erläutert seinen genialen Plan: Die Rüben, aufgrund der vielen Sonne besonders süß, aber kleiner als üblich, eigneten sich hervorragend für die alkoholische Vergärung. Kurzum, Marc Flatten schult um und wird künftig Rübenwinzer. Entsprechende Fortbildungen habe er bereits absolviert, und der Stapel entsprechender Fachliteratur sei inzwischen beachtlich, so der Koslarer. Aktuell wird hinter verschlossenen Türen auf Hochtouren gearbeitet, denn für die Rübenweinherstellung braucht es selbstredend eine entsprechende Anlage. Wo heute noch Heu, Stroh und Silo für die Milchkühe lagern, entstehen große Tanks. Eine Mühle, um die Maische zu produzieren, muss auch her.
„Zuerst werden die Rüben gehäckselt und zerdrückt. Dann muss die Maische ein paar Stunden stehen. Danach kommt die ganze Masse erstmal in eine Presse und wird gemostet“, erläutert Flatten den Prozess. Behälter für Most und Trester müssen also auch noch Platz unterm Scheunendach finden. Das sei aber kein Problem, ist sich der Jung-Winzer sicher. Platz genug habe er schließlich. Apropos Platz: Der fertige Wein soll im derzeitigen Laufstall untergebracht werden – ein spezialisierter Architekt arbeite gerade die Pläne aus, verrät Flatten. Denn auch für die Lagerung der Rübenweinflaschen gilt es, einiges zu beachten. Vor allem muss direkte Sonneneinstrahlung vermieden werden.
Und sogar der derzeit gar nicht genutzte alte Kuhstall wird sozusagen reaktiviert. Hier werden künftig ein paar ausgewählte Holzfässer ein Plätzchen finden. Denn neben dem Wein will Flatten auch verschiedene Brände anbieten. „Einen Rübengrappa wird es auf jeden Fall geben“, verrät er und ergänzt, dass er sich auf lange Sicht durchaus auch vorstellen könnte, unter die Whiskeybrenner zu gehen – dann allerdings ganz klassisch aus Getreide. Welche Sorten mit den klimatischen Veränderungen am besten zurechtkämen, wird gerade auf einem Versuchsfeld von Gut Waldeck getestet. Neben den eigenen Äckern will Marc Flatten auch einiges „Neuland“ bestellen. Besonders freut er sich auf die „Jülicher Steillage“: Den sonnigsten Hang der Sophienhöhe hat sich der findige Landwirt bereits gesichert. „Die Pachtverträge sind unterschrieben, erstmal für zehn Jahre“, verrät er und freut sich über den gelungenen Coup. Und sollte das unberechenbare Klima für frühe Fröste sorgen und die Wein-Rüben ordentlich tiefkühlen, ist das auch kein Beinbruch. „Dann machen wir eben Eiswein!“, verrät der zukünftige Winzer seinen Plan B.
Und wie schmeckt der edle Jülicher Tropfen denn eigentlich? „Generell ist Rübenwein einen Hauch süßer als der übliche Weißwein“, erzählt Flatten und erläutert auch gleich, woran es liegt: „Die Restsüße der Rüben ist vergleichsweise natürlich deutlich höher als bei Weintrauben.“ Aber auch eine etwas trockenere Variante ist in Planung, schließlich soll für jeden Gaumen das passende Getränk dabei sein. Getestet werden kann der neue Rübenwein übrigens bereits im kommenden Herbst, denn natürlich hat der innovationsfreudige Landwirt bereits ein paar Probefläschchen abgefüllt – „in reiner Handarbeit“ betont er und wischt sich den imaginären Schweiß noch im Nachhinein von der Stirn. Für interessierte Weinfreunde lässt der Neu-Winzer zur Zeit ein Infoheft drucken, das voraussichtlich ab April im hofeigenen Selbstbedienungsladen an der Hasenfelder Straße ausliegen wird.