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Anschluss gesucht

„Panta rhei“ – „alles fließt“. so hat man es im Verkehr am liebsten. Das ist das Ziel des Lückenschlusses des sogenannten Nord-West-Rings um Jülich zur geplanten Umgehungsstraße, die mit großer Mehrheit im Planungsausschuss auf den Weg gebracht worden ist.

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Die nordwestliche Umgehung Jülichs verspricht aktuell drei Vorteile: Weniger Durchgangsverkehr über die große Rurstraße, die Ortsteile Koslar, Barmen und Merzenhausen würden vom Pendlerverkehr entlastet, und perspektivisch würde sie das Verkehrsproblem lösen, wenn 2023/24 die Rurbrücke durch Sanierung als Zufahrt in die Stadt wegfällt.

Die favorisierte Streckenführung geht von der Merscher Höhe über den Von-Schöfer-Ring über die Hasenfelder Straße zum Koslarer Verkehrsübungsplatz und von dort aus über die Rurauenstraße beim Brückenkopf-Park zur „kleinen Spange“, dem Nord-West-Ring. Hier schließt sich die Verbindung zum Kreisverkehr mit Anschluss an die Aachener Landstraße zur Autobahnauffahrt Jülich-West. Der Anschluss wäre auf den ersten Blick für den Laien mit überschaubaren baulichen Veränderungen möglich. Was so einfach klingt, kann aber – so die Erfahrungen in Düren mit dem Ausbau zur B56n – in der Umsetzung Jahre in Anspruch nehmen. Darum ist es nach Ansicht der politischen Mehrheit so wichtig, zügig einen Lösungsweg zu beschreiten. „Ich würde niemals sagen, dass wir morgen eine Umgehungsstraße bekommen“, sagte Bürgermeister Axel Fuchs. „Diese Umgehung beinhaltet den kleinstmöglichen Eingriff in die Natur und in die landwirtschaftlichen Flächen durch die Ertüchtigung eines Feldweges.“

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Die alternative Trasse könnte – umgekehrt gedacht – von der Aachener Landstraße über den Nord-West-Ring bis zur Rurauenstraße führen und vor der Brücke entlang der Autobahn in Richtung Kläranlage um von dort über eine zu bauende Brücke auf den Von-Schöfer Ring zu stoßen. Dann würden aber ein Landschaftsschutzgebiet und Überschwemmungsgebiet berührt und man müsste, so Martin Schulz als erster Beigeordneter, „ziemliche Widerstände überwinden“.

Gedachte Trassenverläufe. Screenshot

Seit über 20 Jahren, rechnete der erste Beigeordnete Martin Schulz vor, wäre eine Umgehung Thema, nämlich spätestens als es um die Landesgartenschau 1998 gegangen sei. An „Brisanz“, erklärte Bürgermeister Fuchs, habe die geplante Verkehrsführung gewonnen, weil die Stadt vor Veränderungen stehe, und diese haben bereits begonnen.  Am Brainergy Park sind die Bagger in Aktion und auf dem Gelände der Merscher Höhe können Dank des „dritten Sterns“ die Aufbauarbeiten in Angriff genommen werden. Vorgesehen ist, dass in dem interkommunalen Gewerbegebiet 2000 Arbeitsplätze entstehen. Das lässt ein erhöhtes Verkehrsaufkommen erwarten: Durch Besucher und Pendler. Im Integrierten Handlungskonzept (InHK) soll die Große Rurstraße von der Hauptverkehrsader mit Durchgangs- und Schwerlastverkehr zu einer einladenden fahrrad- und fußgängerfreundlichen Straße werden. Dazu kommt die bereits genannten Rurbrücken-Sanierung. Das Thema „Verkehr“ ist entsprechend vielschichtig.

„Das Problem ist dringend, oder ich könnte es noch steigern: Es ist unausweichlich, dass wir uns damit in absehbarer Zeit beschäftigen“, formulierte es Heinz Frey bei einer ersten Vorstellung des Vorhabens im Ratssaal des Rathauses für die UWG JÜL, die auch den Antrag im Ausschuss einbrachte. „Dass der Schneewittchenschlaf dieses Projektes langsam aufgehoben wird, darin besteht Einigkeit“, hatte Wolfgang Steufmehl (FDP) gesagt, Harald Garding (SPD): „Wichtig ist, dass wir mit einer Stimme sprechen und, dass wir gut vorbereitet in die Gespräche mit StraßenNRW gehen“, und Marco Johnen (CDU): „Um möglichst viel Gehör zu finden, versuchen wir, den Schulterschluss zu üben. Wir haben ein Thema, hinter dem sich alle versammeln. Es soll ein entsprechend starkes Signal sein, dass es eine gemeinsame Initiative aller Fraktionen ist.“ Dabei gehe es um eine grundsätzliche Aussage, ohne Details besprochen oder konkrete Trassenvarianten verglichen zu haben. Wir haben ein Thema, hinter dem sich alle versammeln. Es soll ein entsprechend starkes Signal sein, dass es eine gemeinsame Initiative aller Fraktionen ist.“ Dabei gehe es um eine grundsätzliche Aussage, ohne Details besprochen oder konkrete Trassenvarianten verglichen zu haben.

Beteiligt an der Pressekonferenz war auch Sebastian Steininger (Bündnis 90 / die Grünen), dessen Partei sich ebenfalls zum gemeinsamen Auftritt bereit erklärt hatte. „Wir sperren uns nicht per se als Grüne gegen Umgehungsstraßen, das muss man klar sagen – aber es ist nur ein kleiner Teil der Lösung für das Problem, das wir in Jülich angehen müssen.“ Das war keine uneingeschränkte Zusage an die geplante Verkehrsführung, aber dass es der Auftakt für ein kategorisches „Nein“ der Grünen im Planungsausschuss sein würde, war nicht absehbar. Der Ausschuss tagte keine 27 Stunden später und musste sich mit einem überraschenden Grünen-Antrag beschäftigen, der statt des Beschlusses zur Umgehung eine weitere Prüfung von Alternativen vorsah auch mit der Begründung, dass auch die Mobilität der Zukunft mitgedacht werden müsse. „Es ist ein Blick in die Glaskugel, ob wir in 20 Jahren tatsächlich noch über eine Ortsumgehung nachdenken werden, wie wir es heute tun“, sagte Bürgermeister Axel Fuchs, gab aber zu bedenken: „Heute brauchen wir aus den verschiedenen Gründen endlich eine Lösung für die Große Rurstraße und für alle Menschen, die dort arbeiten und leben – die darf man dabei nicht ganz vergessen.“

2023/24 soll die Rurbrücke saniert werden. Foto: Olaf Kiel

Einigermaßen fassungslos waren die politischen Vertreter von SPD, FDP, CDU und JÜL, die von der Einigkeit aller Ratsfraktionen ausgegangen waren. Felix Brandt (CDU) formulierte stellvertretend: „Ich muss mich wirklich sehr wundern. Im Mobilitätskonzept saß auch ein Vertreter der Grünen, und es wurde ausgiebig diskutiert, dass der Schlüssel zur Lösung der Verkehrssituation an der Großen Rurstraße die Ortsumgehung ist.“ Unverständlich sei, dass man den Schlüssel nicht nutze, wenn man ihn in der Hand halte.

Mit drei Gegenstimmen der Grünen wurde der JÜL-Antrag verabschiedet und damit der Prozess in Gang gebracht, der Jülich in Zukunft eine Umgehungsstraße bringen soll, und damit das eintritt, was der Heraklit-Ausspruch „Panta rhei“ eigentlich meint: eine Veränderung in Bewegung. Als nächsten Schritt kündigte Bürgermeister Axel Fuchs Gespräche mit Straßen.NRW als dem sogenannten „Baulastträger“ an, mit dem die Projekte in „enger Abstimmung“ erfolgen müsse. Das gilt für die Sanierung der Rurbrücke wie die Umgestaltung der großen Rurstraße innerhalb des InHK und natürlich auch die Umgehung.

Fotos und Film von Olaf Kiel


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1 KOMMENTAR

  1. Wer soll diese neue Strecke verwenden ? Ich halte insbesondere die Verkehrsführung für vollkommen falsch. Die ursprünglich geplante Lösung Verlängerung ab Kreisverkehr an Autobahn und Kläranlage vorbei bis zum von Schöfer Ring konnte damals aus Planung-, Kosten- oder Umweltgründen nicht realisiert werden. Diese Streckenführung würde zumindest Sinn machen. Aber dennoch ich kann die Argumente nicht nachvollziehen. Jemand aus Richtung AC der zum Brainenergy Park möchte bleibt auf der Autobahn bis Mersch, jemand aus Richtung DN fährt am HeeresInstwerk vorbei. Also bringt die neue Umgehung dafür schon mal nichts. Aus Richtung Linnich nach Düren – von Schöfer Ring. Bleibt aus meiner Sicht nur noch der Verkehr aus den Stadtteilen in irgendeine Richtung oder aus Richtung Linnich nach AC, letztere dürften aber wohl eher durch Merzenhausen zur Autobahn fahren und nicht den Umweg über die neue Umgebung wählen. Ich stelle mir die Frage wer fährt vom Kreisverkehr vor Jülich Richtung Mersch oder Broich/Tetz/Linnich bzw. umgekehrt ? Ich sehe da überhaupt keinen Bedarf. Meines Erachtens fährt die große Mehrheit die durch die Stadt fahren in die Stadt und stellen keinen Durchgangsverkehr dar.

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