„Ich freue mich sehr!“ sagte eine strahlende Isabel Pfeiffer-Poensgen, bis 2022 Ministerin für Kultur und Wissenschaft des Landes NRW und seit 2023 amtierende Geschäftsführerin der Carl Friedrich von Siemens Stiftung, und ergänzte augenzwinkernd: „Ich bekomme nämlich nicht so oft Preise.“ Der Förderverein Museum Zitadelle ehrte sie mit dem MinervaPreise 2024 und hatte – das war allen Grußworten und der Laudatio zu entnehmen – sich nicht nur für eine würdige, sondern ausgesprochen treffende Auszuzeichnende entschieden. Einig waren sich alle: Für Jülich und die Region hat die MinervaPreis-Trägerin 2024 viel bewegt. Bürgermeister Axel Fuchs nutzte daher in seinem Grußwort die Gelegenheit, der damaligen Ministerin für ihre Unterstützung zu danken, dass die Festgemeinde an diesem Tag im Innenhof nicht in ein großes tiefes Loch schauen würden, sondern auf die gepflegte Rasenfläche. „Vielen Dank für Ihre Initiative und Ihr Engagement.“
Geehrt werden mit dem MinervaPreis alle zwei Jahre Menschen, die sich im Grenzbereich zwischen Kultur und Wissenschaft verdient gemacht haben oder machen. Zwei Bereiche, die sich dem laienhaften Verständnis nach ausschließen mögen, aber wie Prof. Astrid Lambrecht als Vorstandsvorsitzende des Forschungszentrum Jülich und damit geborene Vereinsvorsitzende schmunzelnd im Grußwort erläuterte, geradezu untrennbar sind. Dafür sei der Ort des Festaktes – die Zitadelle – bestes Beispiel. „Die Zitadelle steht für das, worauf auch der MinervaPreis abzielt: Die Idee, dass das Zusammenspiel von Wissenschaft und Kultur nicht nur historisch interessant, sondern auch heute notwendig ist, um die gesellschaftlichen Herausforderungen unserer Zeit bewältigen zu können.“
Isabel Pfeiffer-Poensgen übernahm als Frau und Parteilose das 2017 zunächst befremdlich klingende Ministerium Kultur und Wissenschaft. Das löste erst einmal große Irritation aus, erläuterte Laudator Nathanael Liminski, Minister für Bundes- und Europaangelegenheiten, Internationales sowie Medien des Landes Nordrhein-Westfalen und Chef der Staatskanzlei. Zumal die Kultur erstmals der Wissenschaft vorweg gestellt worden sei. Liminskis Lobrede war kurzweilig mit allerlei persönlichen Begebenheiten und Würdigungen verbunden, in die er die Verdienste seiner offenkundig sehr geschätzten ehemaligen Kabinettskollegin und Ministerin gekonnt verwob. Als gute Zuhörerin schilderte er Isabel Pfeiffer-Poensgen und im besten Sinne streitlustige und durchhaltefähige Anwältin für die Sache, wenn sie von der Integrität des Unterstützung Suchenden überzeugt war. „Ich glaube, dass deshalb diese Haltung, Glaubwürdigkeit der Akteure, Exzellenz in der Sache durch gute Vorbereitung ganz entscheidend dafür ist, dass die Dinge, die sie hier im rheinischen Revier angeschoben haben, Dinge sind, von denen wir noch länger hören werden.“ Das gelte vom Supercomputing, E Mobilität, die Forschungsfertigung der Batteriezelle in Münster, das Cancer Research Center in Köln und Essen, und das Lamarr Institut in Dortmund und in Bonn.
„Verwegene Dinge“ habe sie im kulturellen Bereich angestoßen und dafür gesorgt „dass die Kultur in unserem Land letztlich aus der Pandemie am Ende gestärkt hervor gegangen ist“. Zuvorderst nannte er die Covid Stipendien als Pionierleistung. „Ein Stipendiensystem, das wirklich jeden einzelnen Kulturschaffenden in den Blick nehmen sollte.“ Auf ihre Initiative seien die verschiedenen Themenbereiche dieses Ressorts in einem Kulturgesetzbuch zusammengefasst worden. Die Umsetzung der Honoraruntergrenzen auf Landesebene sei immer noch „in vollem Gange. Wir sind immer noch daran, das abzuarbeiten, was sie uns hinterlassen haben, ist positiv gemeint…“ grinste der lobredende Minister.
Allen Entscheidungen habe der Grundsatz zugrunde gelegen: Was ist der gesellschaftliche Nutzen? „Dieser down to earth Ansatz in diesem Bereich, in dem wir immer über mindestens dreistellige Millionen Summen reden, hat dazu geführt, dass Sie den Blick nie dafür verloren haben, dass wir das für Menschen tun.“
Ihre „nachhaltige, weitsichtige und strukturierte Arbeitsweise“ hätte der Göttin Minerva sehr gut gefallen, meinte der Laudator. „Ist sie doch auch eine Kämpferin, aber keine Kriegsgöttin, die auf konfrontative Auseinandersetzung setzt, sondern darauf, als unermüdliche Strategin konsequent, clever und gut vorbereitet die entsprechenden Schachzüge zu spielen.“ Das alles habe sie als Ministerin verkörpert. „Sie, liebe Frau Pfeiffer-Poensgen, sind so etwas wie die Minerva-Ministerin von Nordrhein-Westfalen“, formulierte Nathanael Liminski abschließend und erntete dafür reichlich zustimmenden Applaus.
Über den eigentlichen Festakt hinaus erfüllte dieser Abend seinen Zweck, Kultur und Wissenschaft ins Gespräch zu bringen. Aus der Vereinslandschaft, Politik und Forschung setzte sich die Gästeschar zusammen, die angeregt beim anschließenden Empfang ins Plaudern kamen, unter ihnen auch die ehemaligen Vereinsvorsitzenden und Forschungszentrums-Vorstandsvorsitzenden Wolfgang Marquardt und Joachim Treusch, der 1992 Gründungsvorsitzender war.