Fast 400 Menschen aller Altersstufen fanden sich auf dem Marktplatz ein, um ihre Solidarität mit den Menschen in der kriegerisch überfallenen Ukraine zu zeigen. Blau-gelb waren die vorherrschenden Farben als Spiegel der ukrainischen Nationalfarben. Mit Fahnen und Transparenten bestückt zeigten die Demonstranten, wofür sie stehen: „Stoppt Putin!“ war die deutlichste Botschaft.
Fabian Engels, Vorsitzender der Jungen Union, formulierte, wie es den Menschen ums Herz war: „Die Welt ist nicht mehr, wie sie war.“ Er verurteilte die militärische Offensive Putins und erinnerte daran, dass die Ukrainer, die sich mutig dem Aggressor entgegenstellen, letztlich auch die Demokratie in Europa und damit auch die der Jülicherinnen und Jülicher verteidigten. Er sei in einer Generation groß geworden, ergänzte David Merz, Vorsitzender der JuSos, die keinen Krieg kenne und in der Gewissheit gelebt hätte, dass sie weiterhin in Frieden würden leben können. Es sei „Putins Krieg“, nicht der der russischen Bevölkerung, sagte er unter dem Applaus der Anwesenden. Damit habe er sich selbst aus der Völkergemeinschaft ausgeschlossen, die sich geschlossen an die Seite der Ukrainer stellte.
Die Initiatoren des Spendenaufrufs um den Ukrainer Rayisa Fits nahmen ebenfalls an der Demonstration teil. Bewegend war das Bild, als die Familie mit der ukrainischen Flagge vor dem Kreishaus zur eingespielten Nationalhymne des Landes sang. In Vertretung des Bürgermeisters stellte sich Beigeordneter Richard Schumacher verbal an die Seite der ukrainischen Familien, wies noch mal auf die Spendenmöglichkeiten hin und auf die ausgesprochene Bereitschaft der Stadt Jülich, Flüchtlinge aus dem Kriegsgebiet auch ohne ausdrückliche Zuweisung aus dem Land aufzunehmen. Ein großes Lob bekamen die Jülicher, die immer da seien, wenn sie gebraucht würden. „Bei uns stehen die Telefone nicht still und die Emails reißen nicht ab“, schilderte er die Flut der Hilfsangebote. Vor allem auch der so dringend benötigte Wohnraum werde von vielen Seiten angeboten. Logistische und professionelle Unterstützung sei das, was man anbieten könne, ergänzte Beatrix Lenzen, in der Stadt für Integration zuständig.
Den offenen Brief der russischen Wissenschaftler an Wladimir Putin, der in der FAZ veröffentlicht wurde, trug Klaus Merz vor. Sie brandmarken den kriegerischen Überfall als Angriff auf die internationale Sicherheit und als zynischen Verrat. „Die Ukraine war und wird ein uns nahes Land bleiben“, heißt es unter anderem. Sichtlich bewegt trat ein Vertreter der Ukrainischen Gemeinschaft vor die Demonstranten und sagte: „Ich bin der schwächste Ukrainer“, und meinte die Hilflosigkeit weit entfernt von den Kampfhandlungen angesichts des Terrors und der Gefahr, der die Menschen in seiner Heimat ausgeliefert sind.
Bewegend seien nicht nur die Bilder des Krieges, sagte Propst Josef Wolff, sondern auch wie einig grenzübergreifend die Solidarität für die Ukrainer sei. Das sei eine Europäische Union, die ihren Namen zu Recht trage. Er warb aber auch dafür, sich gegenüber den Russen, die auch in Jülich für die Taten Putins angegangen würden – sogar Grundschulkinder, solidarisch zu zeigen, und er trug zu diesem Anlass das Friedensgebet der Vereinten Nationen mit den Zeilen: „An uns liegt es, daraus einen Planeten zu machen, dessen Geschöpfe nicht von Kriegen gepeinigt werden.“ Dass es dazu hätte kommen können, so Oliver Ollech von Bündnis 90 / Die Grünen, sei dem geschuldet, dass die Politik hier nicht früh genug reagiert habe. „Ich entschuldige mich“, formulierte er und verurteilte Putins kriegerischen Akt.
„Ich bin berührt“, sagte Landtagsabgeordnete Patricia Peill. Sie dankte den vielen Menschen, die eindrucksvoll ihre Solidarität zeigten, aber auch den Jülicher Ukrainern für die Spendeninitiative. Lob erhielten ausdrücklich die politischen Nachwuchsorganisationen, die sich eben nicht von Parteigrenzen hätten aufhalten lassen und in kürzester Zeit diese Demonstration und damit dieses Sichtbare möglich gemacht hätten. „Wenn Menschen auf der Flucht Zuflucht vor Krieg suchen, steht Nordrhein-Westfalen zur Hilfe bereit“, zitierte Patricia Peill NRW-Ministerpräsidenten Hendrik Wüst und schloss; „Wir alle sind Ukraine, heute, morgen, übermorgen.“
Ein besonderer Dank ging an die Malteser, die immer in Krisensituationen für die Menschen da sind und auch jetzt wieder im Kriegsgebiet helfend dabei sind, wie Richard Schumacher und David Merz einhellig betonten. Auch an diesem Abend waren sie auf dem Marktplatz, sicher symbolisch, aber eben auch diesmal wieder im Einsatz für die Menschen.