Am 8. September sind die ersten Bewohner in die Seniorenwohnanlage Schirmer-Quartier eingezogen. Vor Kurzem hat die Eröffnungsfeier in der Einrichtung unter den Mitarbeitern der Gut Köttenich Gruppe und Vertretern aus der Öffentlichkeit stattgefunden. Bewohner und Angehörige waren nicht dabei.
Seit 2016 liefen die Planungen für die Einrichtung. Nach dem Abriss der Stadthalle 2021 und dem Baubeginn wurde der Bau in der Düsseldorferstraße 48 im Juli an den Pächter, die Gut Köttenich Gruppe, übergeben. Da die Seniorenwohnanlage an der Zitadelle renoviert werden soll, sind mit der Fertigstellung des Baus viele der Senioren in das Schirmer-Quartier umgezogen. Allerdings nicht alle. Und auch der Umzug hat für zahlreiche Beschwerden gesorgt.
80 Dauerpflegeplätze, 28 Wohnungen mit Service, eine ambulant betreute Wohngruppe sowie ein Restaurant mit einem grünen Innenhof umfasst die Einrichtung, die in nächster Nähe zur Innenstadt liegt. „Die Idee war Menschen, die besonderen Betreuungsbedarf haben, in ihrer jeweiligen Situation ein Zuhause zu bieten. Das ist unsere Kernaufgabe. Ja, das ist nicht das erste Haus, das wir eröffnen. Deswegen wissen wir auch ganz genau, wie das abläuft und wo die Knackpunkte sind“, sagte die Regionalleitung von Gut Köttenich, Sandra Molitor, vertretend für Geschäftsführer Peter Krames, die allerdings selbst einräumte, dass bis jetzt nicht alles glattgelaufen ist. „Ich weiß, dass es immer sehr schwierig ist. Ich habe den einen oder anderen Zeitungsartikel oder Leserbrief gelesen. Dass das alles immer wieder mit Schwierigkeiten verbunden ist, ist leider so. Der Umzug hat stattgefunden. Die Einrichtung hat neue Bewohner für dieses Haus bekommen. Wir sind sehr froh, dass das Personal da unterstützt hat. Das ist aber einfach dem geschuldet, dass ein Haus gebaut wird und da läuft auch bei anderen Firmen nicht alles so rund, wie es sein sollte.“
Nicht ganz „so rund“ gelaufen ist der Umzug laut einigen lautgewordenen Stimmen von der Seniorenwohnanlage „An der Zitadelle“ in das neue „Schirmer-Quartier“. Unter anderem ging es darum, dass der Umzug durch das Pflegepersonal und nachher auch die Angehörigen umgesetzt worden sei. Hierzu sind einige Leserbriefe in der Jülicher Zeitung veröffentlicht worden. Aufgrund dieser Leserbriefe und Artikel sind die Medienvertreter der Jülicher Nachrichten übrigens von der Eröffnungsfeier wieder ausgeladen worden, da man, so wird zitiert, mit der Berichterstattung „nicht ganz zufrieden“ sei.
In diesen Leserbriefen machen die Angehörigen ihrem Unmut Luft. Erst auf Druck der Angehörigen seien kurzfristig Kartons des Umzugsunternehmers geordert worden. Außerdem sollten die Senioren zu Fuß in das neue Heim umziehen. „Eine Bewohnerin schob mühsam ihren Rollator zur Düsseldorfer Straße, bepackt mit diversen Taschen“, ist so zu lesen. Auch die Situation der Pflegekräfte, „die unübersehbar am Ende ihrer Kräfte waren“, wird beschrieben.
„Es ist nicht die Aufgabe des Pflegepersonals, die Kartons zu packen. Ihre Aufgabe ist die Pflege“, sagt der Vorsitzende des Bewohnerbeirats, Stefan Heller, hierzu. In den Leserbriefen wird hier auch der Vorwurf laut, dass man den Umzug auf die Schultern der Pfleger und Angehörigen geladen hat, schlicht, um Geld zu sparen. Die Geschäftsführung Peter Krames schreibt hierzu auf Anfrage: „Für den Umzug haben wir ein Umzugsunternehmen beauftragt für sämtliche Arbeiten. Zeitnah haben wir die Rückmeldung erhalten, dass einige Angehörige beziehungsweise auch Bewohner dies aber lieber selbst übernehmen wollten. Diesem Wunsch sind wir nachgekommen. In allen anderen Fällen wurde dies durch das Umzugsunternehmen übernommen. Den Transport hat man vor Ort organisiert. Jedes benötigte Beförderungsmittel konnte angefordert werden. Mit dem Spaziergang wollte man vermeiden, dass die Bewohner zum einen in einer leeren Einrichtung sitzen beziehungsweise in eine leere Einrichtung eintreffen. In der monatelangen Planungsphase wurde dies als angenehmste Variante gesehen.“
Es kommt hinzu, dass es in der Seniorenwohnanlage „An der Zitadelle“ eine Station gegeben hat, die auf die Bedürfnisse für an Demenz erkrankte Personen zugeschnitten war. Hierzu gehört, dass durch eine Absicherung sogenannte Hinlauf-Tendenzen, also ein Verlassen der Station durch die an Demenz erkrankten Personen, nicht möglich war. Diese Station findet sich im neuen „Schirmer-Quartier“ nicht wieder. „Den Angehörigen ist nahegelegt worden, sich selbst neue Plätze zu suchen, was wir nicht gut gefunden haben“, Heller hierzu. „Man muss sich auch überlegen, dass ein Großteil der Bewohner [Anm. d. Red. auch im ‚Schirmer-Quartier‘] in einer Demenz in unterschiedlichen Stadien befinden. Deswegen haben wir nicht so ganz verstanden, warum dieser Bereich aufgelöst worden ist und wir hoffen, dass diesem Umstand noch Rechnung getragen wird.“
Als der Umzug im Februar den Bewohnern in einem Brief aufgrund von Sanierungsarbeiten angekündigt wurde, sei außerdem kommuniziert worden, dass die Senioren, die zu großen Teilen gar nicht haben umziehen wollen, nach dem Abschluss der Arbeiten wieder in die Seniorenanlage „An der Zitadelle“ zurückkehren könnten. Mittlerweile heiße es, so Heller, dass aus dieser Anlage eine Luxusresidenz mit einer für die Bewohner viel höheren finanziellen Belastung werden soll. In einem Brief an die Bewohner, der der Redaktion vorliegt, ist folgendes zu lesen: „Nach der Renovierung wird ‚An der Zitadelle ‚wieder eröffnen, aber mit einem neuen Konzept. Dann können Sie sich entscheiden, ob Sie im ‚Schirmerquartier‘ bleiben möchten oder unter veränderten Bedingungen in ‚An der Zitadelle‘ zurückziehen möchten.“
Hierzu erläuterte Krames: „Wir planen aktuell aus dem Thema Wohngeld mit der Einrichtung an der Zitadelle nach der Renovierung auszutreten. Dadurch würde die Einrichtung zu einer Selbstzahler-Einrichtung werden. Es handelt sich dabei aber keinesfalls um eine Luxuseinrichtung, wie teilweise in den Gerüchten zu hören ist. Die Zimmergrößen und Bäder bleiben gleich. Bei der Optik und Ausstattung könnte es sich etwas abheben. Daneben denken wir über mehr Veranstaltungsangebote und ein anders gestaltetes Restaurant nach. Hier fallen aber erst die finalen Entscheidungen, die dann auch das Konzept beeinflussen. Wenn die Fertigstellung absehbar ist, werden wir mit allen Bewohnern ins Gespräch gehen und schauen wer zurückziehen möchte oder wer vielleicht in der neuen Einrichtung bleiben möchte.“
Fakt ist, dass die Cofinimmo Gruppe die Seniorenanlage „An der Zitadelle“ gekauft hat und renovieren wird. Das finanzielle Gesamtvolumen beläuft sich auch rund 18 Millionen Euro. Laut einer Pressemitteilung der Cofinimmo Gruppe soll die Seniorenanlage komfortabler und moderner werden. „Während dieser Arbeiten werden die Bewohner vorübergehend in ein neues Gebäude in der Nachbarschaft verlegt, um ihre Ruhe und ihr Wohlbefinden zu gewährleisten“, heißt es in der Pressemitteilung weiter.
„Wir haben eine ganz schwere Zeit hinter uns. Und vor uns liegen weitere Hürden. Die Frage ist, wie wir uns dabei verhalten. Meine Energie ist noch nicht aufgebraucht. Aber das kann ich nur machen, weil ich ein Team habe, das mitmacht. In Zusammenarbeit mit den Kollegen von der Verwaltung und auch den Angehörigen, die tatkräftig mitgemacht haben, haben wir das hinbekommen“, sagte Fahim Aziz Safi, die Einrichtungsleitung des ‚Schirmer-Quartiers‘ bei der Eröffnungsfeier. „Wir haben hier 80 Menschenleben, die für mich wirklich die wichtigsten sind. Sie müssen sich wohlfühlen bei uns im Hause.“