Start Stadtteile Jülich Robust und barrierefrei

Robust und barrierefrei

„Jetzt wird sichtbar, was in langen Konzepten erarbeitet wurde“, sagte Bernd Niedermeyer im vergangenen Planungsausschuss.

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2,50 Meter Abstand soll demnächst die Außengastronomie von den Hauswänden halten. Foto: Volker Goebels
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Es soll in die Umsetzung der Marktplatzgestaltung gehen. Dazu standen Entscheidungen an: Welches Pflaster verlegt werden soll und wie, welche Lampen zur Aufstellung kommen, über das Mobiliar bis zum Abfalleimer, Baumpflanzungen, und wie Jülich, das zur Gastgeberstadt für Sportler der Special Olympics World Games gekürt worden ist, sich barrierefrei aufstellt.

„Mehr Licht“ soll schon Goethe gefordert haben. Durch 11,5 Meter hohe LED-Hochmastleuchten mit leichter Neigung soll nach Erläuterungen von Bernd Niedermeyer vom Planungsbüro MWM ein Lichtteppich „verlegt“ werden. Unterstützt wird dieser durch niedrigere Platzleuchten und Effektbeleuchtung, mit der etwa die Pasqualini-Statue, das geplante Fontänenfeld und ausgewählte Fassaden angestrahlt werden sollen. Dabei „wird besonders auf eine Feinjustierung zur Vermeidung von ,Lichtverschmutzung‘ geachtet“, heißt es in dem Erläuterungsbericht. Die Bedenken, dass bei einer Anlieferung durch Laster die Lampen Schaden nehmen könnten, konnte Niedermeyer ausräumen.

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Den Entscheidungen sind Abstimmungen mit den verschiedenen Akteuren rund um den Markt erfolgt von der Bevölkerung über den Arbeitskreis für ein inklusives Jülich (AKI), die Kirche, Marktbeschicker, Anlieger aus Gastronomie und Gewerbe, den Energieversorger bis zur Künstlerin Maria Fernandez zur gemeinsamen Weiterentwicklung der Details. Das gilt auch für die Pflasterung, die für Diskussion sorgte.

Plan MWM

Die Entscheidung fiel für das Material Betonstein mit Natursteinvorsatz,
der „in einem Stück“ gefertigt wurde. Das Planungsbüro griff bei der Entscheidung auf gute Erfahrungen mit dem Material in anderen Städten zurück. Kritisch beäugt wurde im Ausschuss die Farbgebung des Probepflasters, das Interessierte an der Südbastion in Augenschein nehmen konnten. Martina Gruben (SPD) meinte: „Der Gesamteindruck ist sehr grau.“ Bernd Niedermeyer versicherte, dass – lägen die Platten – die Farbgebung deutlich heller sein werde.

Das gilt vor allem angesichts des seit den 1990er Jahren vertrauten roten und gelbem Klinkers, der aus der Luft betrachtet ein ansehnliches Bild ergibt. Bislang ein Alleinstellungsmerkmal für Jülich, das mit einem „Aber“ behaftet ist: Inzwischen sind Schäden eingetreten, die bereits 1987 laut einer Abschrift aus Sitzungsunterlagen durch den technischen Beigeordneten befürchtet wurden. Steine würden, so hieß es damals, den Belastungen durch den Lieferverkehr nicht standhalten, kritisiert wurden Schwierigkeiten bei der Verlegung und fehlende Erfahrungswerte. Referenzen und die Güteprüfbescheinigungen konnten nicht vorgelegt werden. Damals entschieden die politischen Mandatsträger entgegen der Empfehlung der Fachämter der Verwaltung. Für den aktuellen Vorschlag zur Pflasterung liegen laut Erläuterungen eine Expertise und Erfahrungswerte über Robustheit, Barrierefreiheit, Rutschfestigkeit sowie die gestalterischen Möglichkeiten und Lieferbarkeit vor.

Mit dem AKI wurde ein Leitsystem für Menschen mit Behinderungen vor allem für Sehbehinderte und Blinde entwickelt. Entlang der Häuserzeilen sollte ein 2,50 Meter breiter Streifen freigelassen werden und Noppenplatten eine Orientierung bieten. Dazu müsste die Außengastronomie in Richtung Marktmitte ziehen, und die Einzelhändler könnten ihre Waren nicht mehr direkt vor dem Geschäft präsentieren. Erich Gussen (CDU) hinterfragte: „Ist das die richtige Lösung?“ Bernd Niedermeyer erklärte mit Verweis auf andere Städte: „Uns bleibt keine andere Möglichkeit.“ Das Urteil des AKI sei: „Ein System, was verständlich ist, und womit man auch werben kann“, also ein Pluspunkt für Imagewerbung wäre. Die Entscheidung dazu wurde allerdings im Rat vertagt. Ein neues Konzept soll her, das noch einmal die Bedürfnisse von Gastronomie und Einzelhandel beleuchtet.

Ehe es zur Umgestaltung kommen kann, kommen die Stadtwerke zum Zuge. Sie werden das 30 Jahre alte Leitungssystem ertüchtigen und perspektivisch aufrüsten. Dazu gehören Leitungen für Strom, Gas, Wasser, aber auch ein Versorgungsnetz für künftige Veranstaltungen auf dem Markt. Im Juli soll die Auftragsvergabe erfolgen, die Leitungsarbeiten mit archäologischer Baubegleitung starten im Herbst dieses Jahres.


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