Konsequenzen sollen – so wörtlich – „Veränderungen in kostenintensiven Dienstplanmodellen und die Zusammenlegung von Stationen, insbesondere bei der derzeitigen geringen Belegung“ sein. Vorgesehen sind ferner „Optimierungen im Bereich der Belegungssteuerung der Patienten sowie den Sachkosten“. Verbesserungen im Berichtswesen bringen aktuellere Informationen zu Tage und ermöglichen ein frühzeitiges Eingreifen in weniger optimale Abläufe. Ob Abteilungsbereiche verkleinert oder geschlossen und andere Bereiche ausgebaut und weiter spezialisiert werden, sei noch offen. Für Nachfragen, was das konkret bedeutet, stand Marcus Quintus, Geschäftsführer der Katholische Nord-Kreis Kliniken Linnich und Jülich GmbH nicht zur Verfügung: „Leider kann ich Ihnen aufgrund der aktuellen Situation und Besprechungen im Haus zur Zeit kein Terminangebot zusagen“, hieß es.
Die Maßnahmen werden ab 1. November 2018 greifen, ist dem Schreiben zu entnehmen. Letztlich ist unklar, ob „Symptome“ behandelt werden, oder eine Heilung nachhaltig erreicht werden kann.
Ein Blick in die Geschichte.
Vor zehn Jahren sprach man erstmals von einer drohenden Schließung des Jülicher Krankenhauses – damals war das Haus noch unter der Leitung des Ordens der Malteser. 2006 hatte das Krankenhaus nach zweijähriger Bauzeit die Erweiterung um 28 Patientenzimmer gefeiert. Es war der fünfte Bauabschnitt der Gesamtsanierung. Innovativ hatte man ein neues Geburtshilfekonzept 2007 installiert. 2008 war dann einem Jahresbericht zufolge die Rede von 12,4 Millionen Euro „Verbindlichkeiten“. Ein Jahr später wurde der Wechsel eingestielt. Aufbruchstimmung im Jülicher Krankenhaus, von dem Karl Prinz zu Löwenstein vom Malteserorden sagte: „Eine Schließung ist keine Option. Das Krankenhaus steht für mehr als 20.000 stationäre und ambulante Patienten im Jahr.“ 2011 war der Wechsel vollzogen: Der Malteser-Orden übergab nach 22 Jahren das Krankenhaus in Jülich an die Caritas Trägergesellschaft West (ctw).
Die Sicherung der Arbeitsplätze sei vorderstes Ziel, hieß es. Entscheidungen über künftige personelle Besetzung „werden in enger Abstimmung mit der Malteser Trägergesellschaft getroffen“, erklärte der ctw-Pressesprecher Kaya Erdem damals. Was folgte, waren personelle Wechsel in der Führungsebene, 2013 wurde die Gynäkologie geschlossen und der Schwerpunkt auf die Geriatrie gelegt. Der demografische Wandel ist auch in den Krankenhäusern angekommen.
Im vergangenen Jahr war noch mit vielen Ehrengästen das 125-jährige Bestehen des Krankenhauses gefeiert worden. Mit der Berufung zweier neuer Chefärzte wurde eine Weichenstellung für die Zukunft beschworen. Gleichzeitig wurde Dr. Michael Behnke verabschiedet, dem der inzwischen ebenfalls verabschiedete Geschäftsführer Gabor Szük attestierte, er hätte die stationären Behandlungen verdoppelt, die Behandlung von Privatpatienten versechsfacht und die Zahl der ambulanten Behandlung sogar verzwanzigfacht. Baulich sei das Haus nun modernisiert, an- und umgebaut. Fazit: „Er hinterlässt eine gute und breit aufgestellte Klinik.“ Im selben Jahr kam der gesellschaftsrechtlich Zusammenschluss der beiden Krankenhäuser in Linnich und Jülich durch die Caritas Trägergesellschaft West, um medizinische, pflegerische und ökonomische Synergien voranzutreiben.
Seit Monaten schwelt es nun schon in der Mitarbeiterschaft. Sogar von Wegbewerbungen in der Ärzteschaft und dem Pflegepersonal ist hinter vorgehaltener Hand die Rede. Anfang Juli 2018 wurde bekannt, dass die ctw mit einer Unternehmensberatung „strategische Handlungsoptionen für die erfolgreiche Weiterentwicklung der ctw als Gruppe“ prüfen würde. Die Suche nach einem geeigneten strategischen Partner wurde nicht ausgeschlossen. Zu dieser Zeit verließ Bernd Koch die ctw, und Stephan Prinz wurde alleiniger Geschäftsführer. Auf Nachfrage hieß es im Sommer, dass die Nordkreis-Kliniken davon nicht betroffen seien. Das scheint nun Makulatur.
Der Patient „Krankenhaus Jülich“ hat dringenden Behandlungsbedarf. Es ist zu wünschen, dass die Therapie greift und die Geschäftsleitung es ernst meint mit der Aussage, dass sie „größtmögliche Transparenz in der weiteren Vorgehensweise“ erreichen will.