500 Schülerinnen und Schüler nutzen laut Fördervereinsvorsitzendem Raimund Tölle Woche für Woche das Unterrichtsangebot der Musikschule. Er stellte die Bedeutung sowohl der kulturellen Bildung für die Kinder und Jugendlichen aber auch den Vorteil als weicher Standortfaktor für die Ansiedlung junger Familien in der Stadt Jülich heraus. Zustimmung gab es dafür von Bürgermeister Fuchs, der für die Verwaltung betonte, dass man auf das qualitativ hochwertige Angebot nicht verzichten möchte. Schließlich gäbe es nur die Entscheidung zwischen Erhaltung und Schließung: „Man kann keine Schule, und wir reden hier von einer Schule, zu 50 Prozent betreiben“, das gelte für die Musikschule ebenso wie für die Katholische Grundschule (KGS) oder das Gymnasium Zitadelle.
Der Antrag der Koalitionspartner CDU-SPD zu den Jülicher Haushaltsberatungen Ende Juni 2017 hatte bei den Eltern der Musikschule eine Schließung befürchten lassen: „Liegen bis 30.06.2018 die Kooperationsverträge (mit Grundschule, Offenen Ganztagsschulen, städtischen Kitas sowie Kitas anderer Träger Anm. d.Red) nicht vor, ist der Bestand der Musikschule gefährdet“, hieß es dort. Zügig wurden die Kräfte mobilisiert und eine Unterschriften-Aktion für den Erhalt gestartet. 1522 wurden gesammelt und jetzt von Raimund Tölle und Musikschulschülerin Mary Asatryan Bürgermeister Fuchs übergeben.
Auch wenn sich inzwischen die Notwendigkeit überlebt zu haben scheint. Wie Raimund Tölle es so treffend formulierte, sei es schwierig, den richtigen Zeitpunkt zu finden. Zur Klärung beigetragen hat offenkundig auch der „runde Tisch“, an dem Dezernentin Doris Vogel Politik, Verwaltung und Musikschul-Vertreter zusammengebracht hatte. So sei es gelungen, erklärte Tölle, „die Informationsdefizite auf beiden Seiten abzubauen“. Denn der Arbeitskreis, unterstrich Bürgermeister Fuchs, hätte die Politiker überzeugt, wie gut und wertvoll die Arbeit der Musikschule ist. Fazit: „Die Politik ist stolz auf die Musikschule.“ Rückblickend meinte Fuchs, das Positive an diesem Antrag sei gewesen, dass alle festgestellt hätten: „Wir brauchen unsere Musikschule.“
Fuchs nahm die Gelegenheit wahr, „ein wenig die Politik in Schutz zu nehmen“, die trotz der schwierigen Haushaltslage in den vergangenen 20 Jahre das Angebot immer finanziert habe. Allerdings sei es das Recht der Politik und notwendig, dass alles auch auf den Prüfstand käme und zwar „nicht nur die Musikschule, die Stadtbücherei, der Brückenkopf-Park, der immer ein Thema ist, und auch der so genannte Pflichtbereich, die Verwaltung“. Auch dort habe es Kürzungen gegeben. Die Formulierungen, räumte Fuchs ein, seien die von Politikern und darum missverständlich. Wörtlich sagte er: „Der Unterschied zwischen Senden und Empfangen ist wie eine Bombe auf uns zugerast.“ An diesem Tag war sie offensichtlich entschärft.
Zur Einstimmung hatte das Kollegium mit den Schülerinnen und Schüler der Musikschule sowie tat- und stimmkräftiger Unterstützung von solidarischen Jülichern den Protestsong „Wir sind Viele“ zum Besten gegeben. In einer Zeile heißt es: „Wir sind das Kapital der Stadt! Macht Bildung und Kultur nicht platt!“ Raimund Tölle hatte das Stück mit dem Hinweis angekündigt, dass es zur Zeit einstudiert worden wäre, als die Lage noch unklar gewesen sei und es keine Zeit für eine aktuelle textliche Anpassung gegeben hätte. Spontan reagierte der Bürgermeister: „Macht doch daraus den Zukunftssong für Eure Musikschule und alle anderen Musikschulen. Ich fand ihn großartig!“ Der Bitte von Axel Fuchs, ihn zum Abschluss noch einmal vorzutragen, kamen alle Akteure gut gelaunt nach. Jetzt erwarten die Anwesenden, dass sich die Worte des Bürgermeisters bewahrheiten, „dass das Thema bei den Haushaltsberatungen endgültig beerdigt wird.“
Lesen Sie die Ansprache von Raimund Tölle
Das Protestlied zum Nachlesen