Den Grundstein hierzu legte die Schützenbruderschaft St. Sebastianie, die, 1468 gegründet, nach rund vierzigjähriger Ruhezeit 2005 in Mersch wieder mit Leben erfüllt wurde. Die Schützenbrüder und ihr Ehrenmitglied Pastor Herman Frey manifestierten in ihren Statuten als erstes Ziel die Gründung einer Kapelle für ihren Schutzpatron Sebastian. Hintergrund: Die Kosten für eine Sanierung des Wegekreuzes aus den 50er Jahren sind einfach zu hoch. „Wichtig ist uns, in der Erneuerung allen Verstorbenen zu gedenken, für die das Kreuz einmal errichtet worden ist“, erläutert Brudermeister Wilhelm Plum das Ansinnen der 54-köpfigen Gemeinschaft. Darum soll das Kreuz auch in der Kapelle „aufgehen“: Der Plan sieht vor, die Sockelsteine sichtbar wieder zu verwenden; Fachleute müssen noch entscheiden, ob das Holz des Wegekreuzes tragfähig genug ist, um ebenfalls eingebaut zu werden.
Der Bauantrag ist inzwischen bewilligt. Im Oktober 2006 hat die Stadt Jülich dem Ansinnen zugestimmt „in Mersch eine Kapelle zu errichten, und zwar auf einer Grundfläche von ca. 9 qm. Die Maßnahme erfolgt in Eigenleistung. Die künftige Unterhaltung und Pflege wird von der Schützenbruderschaft durchgeführt.“ So heißt es in der offiziellen Vorlage hierzu. Zu diesem Zeitpunkt war auch schon klar, wie das kleine Gotteshaus aussehen sollte.
Im Internet war Brudermeister Plum fündig geworden. An der Donau liegt das Örtchen Oberndorf und hier errichteten die Pfalzgraf Otto-Freunde zu Ehren des Hl. Sebastian ihre Kapelle. Ein schmuckes verputztes Gebäude mit gelbem Anstrich, rotem Satteldach und kleinem Glockenturm. Vorbildlich, wie Wilhelm Plum fand und sofort die Kontaktaufnahme startete. Der Anruf beim Bürgermeister von Bad Abbach, zuständig für Oberndorf, brachte eine prompte Reaktion des Kapellenerbauer-Vereins. „Inzwischen ist eine richtige Freundschaft entstanden“, berichtet der Merscher Brudermeister. Gern erlaubten daher die Niederbayern den Rheinländern die Kapellenkopie.
Allein der Baubeginn ist noch nicht festgelegt. „Es fehlen noch Sponsoren“, gesteht der erste Sebastianusbruder. Zimmerer, Dachdecker und Stuckateure, die sich berufen fühlen, sich in den Dienst des Gotteshausbaus zu stellen, sind gerne gesehen – oder natürlich großzügige Geldgeber. Ist erst einmal die Bodenplatte gegossen, rechnet Plum mit vier bis sechs Wochenenden Bauzeit bis die Maurerarbeiten getan, der Dachstuhl gesetzt ist und der Glockenturm steht. Natürlich hofft der Brudermeister, „dass alle mit anfassen“. Nicht nur die Sebastianus-Schützen, auch die Dorfbewohner von Mersch haben ihre Hilfe angeboten.
Die Bauzeichnungen sind von den Pfalzgraf Otto-Freunde bereits per Post geschickt worden. Das Jesus-Medaillon, das über der Türe angebracht wird, wollen die Oberndorfer aber eigenhändig einsetzen – beim Besuch zur Einweihung. Einen weiteren Schmuck für ihre schmucke Kapelle erwarten die Merscher: Die Töpfergruppe der evangelischen Kirche Wildenrath arbeitet derzeit an einer Sebastianusfigur nach dem Vorbild aus Oberndorf. Außerdem ist die Glocke bereits ausgesucht: Bei 380 Millimeter Durchmesser soll sie in einem tiefen „gis“ klingen. Die Eifeler Glockengießerei Mark Brockscheid haben die Schützenbrüder für die Ausführung auserkoren.
Der große Wunsch von Brudermeister Wilhelm Plum: Die Glocke nach Rom zu bringen, damit Papst Benedikt sie segnen kann. Eine vermessene Vision? Keineswegs, wie der Schützenbruder findet: Schon 2005 hatte er an Papst Johannes Paul II. geschrieben und von der Neugründung der Sebastianie-Bruderschaft berichtete. Er erhielt eine Antwort – versehen mit dem apostolischen Segen des Papstes. Guten Mutes ist auch Pastor Hermann Frey, im Verein zuständig für kirchlichen Rat und Segen: „Anderswo werden Kirchen geschlossen und in Mersch entsteht mit Hilfe der Schützenbruderschaft eine Kapelle.“ Geht alles gut, wird der Spatenstich Mitte Mai erfolgen.