„Aus einem kleinen Anfang ist eine große Sache geworden“, lächelte Helmut Windelschmidt bescheiden und nahm – stellvertretend für das Team – die Gäste in der Schlosskapelle mit zu den Anfängen des Teams „Heiligabend für Alleinstehende“. Josef Jansen initiierte als Kaplan in St. Rochus mit einigen Jugendlichen das erste Heiligabendfest für Alleinstehende, damals war vor allem an Obdachlose gedacht worden. So fing es an. Übernommen hätte die Aufgabe anschließend Pastoralreferent Bernd Dickmeis, der immer Ehrenamtliche gefunden hätte, die ihn unterstützten. Der Umzug in die Christinastube folgte, ehe auch sie der wachsenden Zahl von alleinstehenden Menschen keinen Raum mehr bieten konnte. Seither ist das „Projekt“ der Pfarrei Heilig Geist stetiger „Heiligabend“-Gast im Dietrich-Bonhoeffer-Haus der evangelischen Kirche und damit in der Ökumene angekommen. Menschen jeden Alters finden sich am 24. Dezember ein. „Aber die Gesichter werden immer jünger“, sagt Helmut Windelschmidt. Es sei erschreckend, wie viele Menschen zu schwach oder zu weich für das Leben seien. Ein großer Ansporn sei die Ehrung, um weiterzumachen – der größere Ansporn sei aber jedes Jahr in die dankbaren Gesichter zu sehen und die Worte der Dankbarkeit zu hören.
Kartoffelsalat und Würstchen ergänzt durch geschmierte Brötchen war die erste Heilig-Abendspeise. Bei der Metzgerei Franken kaufte Helmut Windelschmidt Frikadellen und Braten dazu. Und auf einmal war die Frage von Heinz Franken da: „Wofür brauchst Du das eigentlich?“ Seither leistete der Fleischermeister seinen Beitrag als Spende für den Abend – bis er im Oktober 2005 ankündigte: „Dis Johr koch ich für üch!“ Und das ist bis heute so. Die Spendenaktion „Heinz Franken kocht“, die immer einen nennenswerten Betrag einbringe, ist stadtbekannt und sorgt für das nötige Kleingeld, damit der Tisch gedeckt werden kann. Es reicht auch für Weihnachtstüten. „Und wenn dann etwas übrig bleibt, geht es an die Caritas“, erklärt Windelschmidt das Finanzmodell.
„Ihr steht für einen Glauben, der in der Liebe tätig ist“, fasste es Laudator Pfarrer Horst Grothe zusammen. „Ihr schenkt Hoffnung an einem Abend, der wie gemacht dafür ist.“ Weihnachten, das „so unvermeidlich ist wie der Besuch beim Zahnarzt“, ein Fest, das Gefühle freisetze, die nicht immer froh machen und an das oft viel zu hohe Erwartungen geknüpft seien. Da sei oft Hoffnungslosigkeit ein Begleiter, die Botschaft des Heiligabend-Teams sei dagegen: „Du sollst satt werden, Dich freuen und Hoffnung haben.“ Hoffnung sei „die beste Währung, die wir haben“, betonte Horst Grothe und zeigte eine kleine Münze mit der Aufschrift „hope“ hoch. Sie trägt der Pfarrer stets bei sich. Nur einmal, da hätte er sie auf den Tisch gelegt, sie sei auf den Boden gefallen und beim Reinemachen im Staubsauger gelandet. Viel Mühe hätte es ihn gekostet, die „Hoffnung“ im Schmutzbeutel zu suchen, bis er sie schließlich im Sieb des Staubsaugers wiederfand. Ein Gleichnis, ganz einem Theologen gemäß, denn er spannte den Bogen zur Arbeit des Teams „Heiligabend für Alleinstehende“: „Ich bin froh, dass es Menschen in Jülich gibt, die für Andere die Ärmel hochkrempeln, sich die Hände schmutzig machen, und die Hoffnung wieder zum Vorschein bringen, wenn sie verloren gegangen ist.“ Damit gratulierte Horst Grothe nicht nur den Preisträgerinnen und Preisträgern. „Ich gratuliere uns Jülicherinnen und Jülichern zu diesem wichtigen Engagement.“
Ähnlich lobende Worte hatte Jülichs SPD-Parteichefin Katja Böcking bei der Begrüßung gefunden: Jülich sei weithin bekannt für seine große Forschung. Jülich sei zu klein für seine Größe, habe sie gehört. „Dabei sind es gerade diese vermeintlich kleinen Dinge, die Jülich groß machen.“ Hilfsbereitschaft, Achtsamkeit und Freundlichkeit stellte sie als Markenzeichen der Stadt heraus. „Es sind diese Aufmerksamkeiten, die Jülich so lebenswert und liebenswert machen.“ Für dieses ehrenamtliche Engagement in und für Jülich sei der Ehrenpreis der SPD ein Dankeschön. Katja Böcking betonte, dass es an guten Vorschlägen für den Ehrenpreis nie mangele und zeige wie vielfältig Menschen ihre Zeit einsetzten, um das Leben anderer bunter, freundlicher und heller machten, „Menschen, die der Stadt eine Seele geben“.
Das Team „Heiligabend für Alleinstehende“ mache den Menschen ein ganz besonderes Geschenk: „Sie verschenken ihre Zeit an Menschen, die sonst alleine wären, Sie verschenken sie ohne Gegenleistung, Sie verschenken sie alle Jahre wieder.“ Dieses Team von Menschen würde sich und seine Zeit an Weihnachten selbst zum Geschenk machen. „Ehrenamtliches Engagement geschieht häufig im Verborgen, darum ist es mir immer eine besondere Ehre, diesen Menschen unsere Anerkennung auszudrücken“, sagte Katja Böcking und betonte, dass dies einen Festakt verdiene. Die Schlosskapelle gab der Verleihung der Klippe den würdigen Rahmen. Dass es mit guter Stimmung gelang dafür sorgte die Formation „Notsi(n)gnal“. Hervorragend ausgewählt hatte der zehnstimmige Chor die Musikstücke von „Can’t buy me love“ bis zur Wise-Guys Adaption, als abschließende kleine Hymne „Jülich ist einfach schick“.
Bei aller Feierstimmung sorgt Bürgermeister Axel Fuchs in seinem Grußwort für nachdenkliche Momente. Zunächst bekannte er sich als großer „Heiligabend-Fan“ und gab seiner Freude über die Auszeichnung einerseits wegen des Engagements der Ehrenamtler, die ihre Familien zurückstellten für andere Menschen, und auch wegen seiner persönlichen Verbindung zum Fest Ausdruck. Anschließend fand Axel Fuchs lobende Worte für die „Preisverleiherin“: „Die SPD ist die wichtigste Partei für die Demokratisierung unseres Landes“, sagte der Bürgermeister und wies auf die sich verändernde politische Lage Deutschlands hin. Dabei rief er zu einem guten Umgang miteinander auf und lobte in dem Zusammenhang den Mut der SPD Jülich und ihre klare Position gegen die AfD – vor allem aber ihre Haltung gegenüber den Wählern. Unsere Aufgabe müsse sein, Menschen, die die rechte Partei gewählt hätten wieder zu gewinnen.