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Jülich baut auf

Sozialer Wohnungsbau ist für Jülich ein Thema. Bereits im Februar hatte der Haupt- und Finanzausschuss über einen Antrag der SPD zu bezahlbarem Wohnraum befunden und das Thema an die Stadtentwicklungsgesellschaft Jülich (SEG) verwiesen. Die SEG hat daraufhin ein Wohnraumkonzept entwickelt.

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Foto: pixabay
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Das Fazit von Martin Jungmann, Geschäftsführer der SEG kam vorweg: „Wir sind auf ganz starker Basis unterwegs. Das Thema ist in Jülich extrem gut vertreten.“ Das führte er in seiner Präsentation einerseits auf das Engagement von Bürgermeister Axel Fuchs zurück, der sich persönlich für sozialen Wohnungsneubau auch bei der Bezirksregierung eingesetzt habe. 623 Wohneinheiten wären 2023 durch geförderten Wohnungsbau entstanden.Begonnen sind bereits die Bebauung Schneiderstraße und Rochusstraße, wo weitere rund 270 Wohneinheiten errichtet werden. Hinzu kämen die ortsansässigen Unternehmen Rheinbau und WoGe, die auch das Segment günstiges Wohnen abdecken würden.
Passend zum Thema wurde Ende August vom statischen Landesamt eine neue Internetseite mit Daten und Fakten zu NRW veröffentlicht. Demzufolge ist Jülich eine Stadt der Wohngebäude-Eigentümer: 9143 Wohngebäude sind erhoben worden, davon sind 8011 im Privatbesitz. Unter anderem auf den lange Zeit niedrigen Bauzinsen führte Martin Jungmann, Geschäftsführer der SEG, zurück, dass sich viele Menschen ein Eigenheim leisten konnten. „Bei 67 Grundstücken, die wir angeboten haben, gab es über 240 Bewerbungen“, berichtete er aus der Vergangenheit. Inzwischen hätten die die Zinsen wieder angezogen. Beim Projekt Sandweg in Güsten seien von 57 Grundstücke erst die Hälfte verkauft worden – Stand Juni.

Modellhaft erläuterte Jungmann, wie hier dennoch Menschen zum bezahlbaren Eigenheim kommen könnten: Erbbaupacht sei eine Lösung, ein Modell das schon seit dem Mittelalter angeboten würde. „Als Käufer oder Pächter muss man das Kapital nicht in das Grundstück stecken, sondern in den Bau. Dafür muss aber jährlich ein Pachtzins gezahlt werden.“ Natürlich könne nicht allen Interessenten eine Erbbaupacht angeboten werden, da auch die SEG wirtschaftlich arbeiten müssen.

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Als weiteres Problemfeld machte Martin Jungmann in seiner Erhebung die mangelnde Bewegung am Wohnungsmarkt aus. Viele Alleinstehende, die nachdem sie verwitwet sind oder vielleicht auch nach einer Trennung, bleiben in viel zu großen Häusern wohnen. Laut statischem Landesamt sind von 16770 Haushalten in Jülich fast 7200 von Ein-Personen-Haushalte, die in der Mehrzahl drei Zimmer bewohnen. Unter Strich gäbe es also genügend Wohnraum, der stünde aber Familien mit Kindern nicht zur Verfügung, weil er „nicht freigemacht“ werde. Jungmann verwies auf Modelle in anderen Städten, in denen durch Genossenschaften in den angeführten Fällen ein Umzug eingefordert werde. In Jülich müsste man – und da nahm er die SEG nicht aus – nach neuen Wegen suchen. So könnten als attraktive Alternative für den zu großen Wohnraum etwa in Tiny-Haus-Siedlungen Angebote gemacht werden en oder das Thema solle gleich beim Bau von Neubaugebieten mitdacht werden.

Durch ein Sozialraumbudget – so lautet ein weiterer Vorschlag des SEG-Konzepts – könnten gebrauchte Immobilien als Wohnraum angekauft werden. Dafür solle die Stadt – die SEG könne kein weitres Kapital aufnehmen, unterstrich der Geschäftsführer – 10 Millionen Euro zur Verfügung stellen. Die meisten Wohngebäude (3173), so ist der Landesstatistik zu entnehmen, sind in Jülich Nachkriegsbauten aus den Jahren 1950-1969.

Für das Gut Nierstein, so lautete der SPD-Antrag, sollten 25 Prozent der Neubauten unter das Segment sozialer Wohnungsbau fallen. Das sei eine gängig für Großstätte, so Jungmann, in Jülich nicht umsetzbar. Der SEG-Vorschlag: 10 Prozent sozialer Wohnungsraum mit öffentlicher Förderung und Mietpreisbindung, 10 Prozent „preisgedämpfte Mietwohnungen“, die mit Anbietern wie Rheinbau oder Woge umgesetzt werden sollen, und Reihenhäuser für Familien, 20 Prozent frei finanzierte Mietwohnungen und 60 Prozent Eigentumswohnungen auch immer mit der Möglichkeit der Vermietung.

Auf viel Zustimmung stieß das SEG-Konzept. SPD Fraktionschef Harald Garding urteilte: „Ich halten das für eine gute, ausgewogenen Mischung.“ Es sei eine gute, ausgewogenen Mischung, man müsse gucken, was die Stadt leisten könne. Allerdings betonte Garding auch: „Wir möchten nicht, dass es nur zur Kenntnis genommen wird.“ Ein Beschluss solle gefasst werden. „Der Bedarf ist da. Ich denke, das Thema geht uns allen an.“

Auch Marco Johnen (CDU) befürwortete das Konzept und nannte es „klug und differenziert“. Sein Fazit: „Wir haben einen kleinen Werkzeugkasten vorgestellt bekommen, aus dem wir uns bedienen können und im Einzelfall gucken können: Was passt in welchem Bereich am besten.“ Über Parteigrenzen hinweg sei klar, dass Handlungsbedarf bestehen so der Fraktionschef der CDU. Das Angebot sei seit vielen Jahre zu klein. Als einen kritischen Punkt sah er allerdings das Sozialraumbudet von 10 Millionen Euro. Zustimmung erhielt er von Sebastian Steininger vom Bündnis 90/ Die Grünen. Hintergrund ist ein umwelttechnischer, denn alte Bauten seien oft nicht energetisch gut aufgestellt, was eine Sanierung wieder verteuere. Allerdings plädierte auch er für einen Beschluss, „damit klar ist, wer den Hut auf hat“.


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