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Für die „Marke Jülich“

Geht das, dass „die Maus dem Elefanten einen Lorbeerkranz umhängt“? Aber ja, war sich die Jury einig und so stand in diesem Jahr das Forschungszentrum Jülich als Preisträger im Mittelpunkt des Neujahrsempfangs und gleichzeitiger Verleihung des Stadtmarketing-Preises 2023.

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Für das Forschungszentrum Jülich nahm Vorstandsvorsitzender Wolfgang Marquardt (M) die Auszeichung flankiert von Wolfgang Hommel (r) und Axel Fuchs (l) entgegen. Foto: Stadt Jülich | Gisa Stein
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Dem größten Arbeitgeber – und damit symbolisch 7200 Menschen, die dort beschäftigt sind –, dem „Nachbarn“ und hervorragenden Imageträger für die Herzogstadt wurde der Stadtmarketing-Preis 2023 im Rahmen des Neujahrsempfangs verliehen. Zum Festakt laden traditionell Stadtmarketing Jülich e.V. und die Stadt Jülich gemeinsam ein. In der Post-Corona-Zeit fand er wieder in der guten Stube der Stadt, dem Ratsaal, statt Apropos: Dieser Abend, so erklärte Bürgermeister Axel Fuchs, sei ein gutes Beispiel dafür, dass Corona immer noch nicht „Geschichte“ sei, denn sein Co-Laudator und 2. Vorsitzende des Vereins Stadtmarketing, Ulrich Kalisch, musste sich coviderkrankt entschuldigen.

Ehe es aber zur Preisverleihung geht, gehört es zum guten Ton der Veranstaltung, dass Wolfgang Hommel als Vorsitzender des Vereins, einen Jahresrückblick aus Sicht des Stadtmarketing gibt. Diesmal blickte er ausnahmsweise auf nur acht statt zwölf Monate, da der vorausgegangene Empfang pandemiebedingt erst im April 2022 hatte stattfinden können. An den Anfang stellt er die großartige Ausstellung „Die Spanier am Niederrhein“, die vor allem mit Werken der Jülicher Museumssammlung bestückt ist und über die Stadtgrenzen hinaus Furore macht, lobte er. „Hier hat letztes Jahr unser Museum ein Ausrufzeichen gesetzt“. Über die Neuanschaffung des Leo Belgicus strahlte Hommel – „wir freuen uns“ – und gab sich so mit seinem zweiten Amt als Geschäftsführer des Fördervereins Museum zu erkennen. Schließlich merkte er an, dass es dem Museum für seine „Schätze“ an Raum fehle und sieht in der Behebung dieses Missstandes ein langfristiges Ziel.

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Als ehemaliger Kopf der Werbegemeinschaft und Geschäftsmann setzte er verbal Hoffnung in das seit 2022 bestehende Citymanagement. „Das ist ein gutes Signal für die Gewerbetreibenden in der Innenstadt“. Er sprach die baulichen Veränderungen auf dem Marktplatz mit der Pasqualini-Statue der letztjährigen Preisträgerin Maria Fernandez an und kam schließlich auf das Insolvenzverfahren des Krankenhauses. Hierzu hat der Verein erst in dieser Woche einen 10-Punkte-Plan als Argumentationsgrundlage für den Erhalt des Jülicher Krankenhauses an den Bürgermeister und die Insolvenzverwaltung übergeben. Grund zur Freude hatte der Stadtmarketing e.V. ebenfalls, weil nach einem geschlossenen Kooperationsvertrag mit der Stadt Jülich ein Sitz als Sachkundiger Bürger im Ausschuss für Kultur, Dorf- und Stadtentwicklung und Wirtschaftsförderung ermöglicht wurde. Auch der Wohnungsbau, gerade im Bereich der Fachhochschule und Bevölkerungszuwachs, wurde als bedeutender und spannender Punkt in der mittelfristigen Entwicklung kommuniziert.

Bürgermeister Axel Fuchs bedauerte, dass er die Laudatio nicht mit Ulrich Kalisch und seiner ganz persönlichen Geschichte zum Forschungszentrum im Dialog halten könne – aber auch ihm allein gelang es mühelos, die den Wert und die Bedeutung des Forschungszentrums für Jülich herauszustellen. „Das Forschungszentrum ist das weltweite Aushängeschild der Marke ,Jülich’. Schon immer – und es muss uns bewusst sein, dass dies so bleiben soll“ Dafür solle der Preis ein stückweit das Bewusstsein schaffen. Launig schilderte er, wie die Menschen in Jülich die Zugezogenen – viele Evangelische und SPDler – kritisch beäugt hätten. Das Forschungszentrum habe die Stadt in den vergangenen Jahrzehnten geprägt, vor allem im „Inneren“, denn durch die Forschenden aus 65 Nationen, die ganz oder zeitweise nach Jülich gekommen seien und immer noch kämen „machen uns zu einer Stadt der Vielfalt“. Die Verbundenheit mit der Stadt sah Fuchs widergespiegelt im Engagement des Vorstandsvorsitzenden. Er ist etwa gesetzter Vorsitzender des Fördervereins Museum und aktiv in der Ausrichtung des Minerva-Preises eingebunden. Weiteres Merkmal: Das Format „NachbarschaftsDialog“. Betont wurde auch die Rolle des Forschungszentrums im Ausstieg aus der Braunkohleverstromung, die ein große Herausforderung, aber auch eine große Chance sei. Jülich solle Alternative zu den Metropolen im Umkreis werden.

Diese Aussagen stützte der Vorstandsvorsitzende Wolfgang Marquardt in seiner Dankesrede. Wenn auf dem internationalen Parkett vom Forschungszentrum gesprochen werde, sei nur von „Jülich“ die Rede, was der Stadt automatisch auch zugute käme. Das Rheinische Revier solle Modell- und Demonstrationsregion für Nachhaltigkeit werden. Der Preis dokumentiere, dass die Bemühungen zur Aufwertung der Stadt und der guten Nachbarschaft geachtet würden – es sei ein Interesse an der Arbeit da, was nicht selbstverständlich sei, weshalb man sich besonders über die Auszeichnung freue. Verlässliche und gute Zusammenarbeit sei kein Selbstzweck und am Miteinander müsse man arbeiten, damit es wachse und gedeihe. Für die Mitarbeitergewinnung – den Zuwachs in den vergangenen 10 Jahren bezifferte Marquardt mit 1500 Mitarbeitern – sei eine gute Stadtstruktur wichtig: das gelte für eine Schullandschaft, wie Aufenthaltsqualität in der Innenstadt und die medizinische Versorgung. Ausdrücklich stellte sich Marquardt für den Erhalt des Krankenhauses an die Seite der Befürworter.

Nach dem Blick zurück und durch die Preisverleihung in die Gegenwart obliegt die Aufgabe des Festredners zum Neujahrsempfang der individuelle Blick in die Zukunft Jülichs. Diesmal hatte sich der Verein Philipp Mühlheims, Leiter des Science College Overbach, eingeladen. Spürbar begeistert ist er von seiner Aufgabe und kann diese Begeisterung auch teilen – mit sehr praktischen Beispielen. Es gäbe 75 Sportvereine aber nur fünf MINT-Vereine in Jülich – dem gegenüber stünden vier Weltmeistertitel im Fußball aber 30 Nobelpreise. Immer noch würde man von „Nerds“ und „Geeks“ sprechen, wenn sich Jugendliche für Naturwissenschaften begeisterten. Dabei würden Sport- und MINTvereine verbinden, dass sie einen Raum für Gleichgesinnte schafften, in dem man gemeinsam seine Leistung verbessern und „trainieren“ könne – nicht alle mit dem Ziel „Championsleague“ spielen zu wollen. Ein solches „Trainingslager“ bietet das Science College und hat längst Strahlkraft über die Region und Landesgrenzen hinaus. Per Stream erreichen die Vorträge Jugendliche inm Nahen Osten ebenso wie in Übersee, den USA. Mülheims verhalf seiner Zuhörerschaft auch zur Erkenntnis, dass „MINT“ viel mehr ist, als nur akademische Naturwissenschaft, sondern auch das Handwerk dazu gehöre: Metallverarbeitung ebenso wie Filmtechnik. Schon darum gehört das K, wie Kunst, inzwischen dazu, was den etwas sperrigen Begriff „MINKT“ ergibt. Mülheims sieht eine dringende Notwendigkeit darin, die Jugendlichen für diese Sparten zu begeistern, um die Zukunft zu meistern. „Das kann nur Jülich“, meinte der Wissenschaftlicher selbstbewusst und zeigte sich dankbar, dass er – wen immer er in Jülich anrufe – auf Unterstützung bauen könne. Denn: „Am Ende schaffen wir es nur gemeinsam.“


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