Start Stadtteile Jülich Für „die große Dame der Jülicher Sozialpolitik“

Für „die große Dame der Jülicher Sozialpolitik“

Als besonderes Zeichen der Wertschätzung und Zuneigung erhoben sich die zahlreichen Gäste in der Schlosskapelle für Friederike Doose. Sie gehört nun zu den Ehrenringträgern der Stadt Jülich. Bürgermeister Axel Fuchs hatte in der Sondersitzung des Rates diese Auszeichnung vorgenommen.

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Foto: Dorothée Schenk
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Schon der Auftakt war gebührend gewählt: An Fanfarenstöße erinnerte Händels Marsch aus der Oper Scipione, mit dem das Ü-30-Blechbläserensemble der Musikschule, die Festversammlung einstimmte und so Großes ankündigte: Die Auszeichnung mit dem Ehrenring. Er wird in Jülich immer nur von 12 lebenden Personen getragen. Im vergangenen Jahr hatte sich der Rat der Stadt Jülich einstimmig dafür ausgesprochen, Friederike Doose den Ehrenring anzutragen – und genau einig übergab eine Delegation aus den Ratsfraktionen einen gemeinsamen Blumengruß.

Die so Geehrte zeigte sich erfreut aber so wie die Jülicher sie kennen: Klar im Wort, Freude ausstrahlend und bescheiden in der Annahme der Würdigung: „Hier stehe ich mit klopfendem Herzen und klingenden Ohren. Danke Ihnen und Euch allen für die hohe Ehre, die mir mit diesem Ring zuteil wurde“, sagte Friederike Doose in ihren Dankesworten. „Ich stehe hier allein, aber wir wissen alle, alleine erreicht man nichts. Deshalb danke an alle Mitstreiterinnen, die mich inspiriert, mit mir diskutiert, mich unterstützt und auch mal kritisiert haben. Auch heute wäre das Zusammenleben in unserer Stadt ein anderes, gäbe es nicht so viele Menschen, die als Ehrenamtliche Zeit verschenken.“

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Viele Titel trägt Friederike Doose, wie Bürgermeister Axel Fuchs in seiner Festrede auf die Ringträgerin erläuterte und dabei auch ihren Lebensweg und den Weg in die Politik beleuchtete: „Der Ehrenring der Stadt Jülich kann an Personen verliehen werden, die besondere Verdienste auf politischem, wirtschaftlichem, sozialem, kulturellem, heimatpflegerischem und sportlichem Gebiet sowie auf dem Gebiet der Kommunalverwaltung für die Stadt Jülich erworben haben. Sie, liebe Friederike Doose, haben auf mehreren der genannten Gebiete besondere Verdienste vorzuweisen“ lobte er das Engagement der „großen Dame der Jülicher Sozialpolitik, wie anlässlich Ihres Abschieds aus dem Rat formuliert wurde und ich finde, das trifft es sehr gut.“ Besonderen Charme hatten die Ansprachen des Ehrenden wie der Geehrten, da sie in einem ständigen Wechsel zwischen vertrauter Ansprache und dem höflichen „Sie“ als Form der Wertschätzung wechselten. Passend zu diesem Festakt, der sich durch eine besonders persönliche Note auszeichnete.

Eine Wegbereiterin und Vernetzerin war Friederike Doose, die 1969 nach Jülich kam, und hätte „nicht im Traum daran gedacht, dass ich mich zehn Jahre später für diese Stadt, die mir anfangs so fremd war, fast 30 Jahre lang als Ratsfrau und 15 Jahre lang als stellvertretende Bürgermeisterin engagieren würde. Ich tat es mit großer Freude“. In einer Zeit der großen gesellschaftlichspolitischen Veränderungen war sie „Geburtshelferin“ für eine Vielzahl von Initiativen: Ob dem Ausländerbeirat, mit dem sie alleine vier Kulturfeste initiierte, dem Jugendparlament wie dem Frauennetzwerk und Frauen helfen Frauen, für Geflüchete, denen es ein neues Heim in Jülich anzubieten galt. Hartnäckigkeit mit Herz ist etwas, das sicher zu ihren Charakterzügen gehört, wie charmant eingeflochtetenen Annekdoten des Bürgermeisters zu entnehmen war. Ob es Haustürwahlkampf im Nordviertel bei der ersten Kandidatur für den Stadtrat war – und damit ist wirklich jede Haustüre gemeint – oder die Durchsetzung der Gleichstellungstelle. In einem Protokoll sei hinterlegt, dass ein Ratsherr gemeint habe „das kann doch der Pförtner mitmachen“, was aus heutiger Sicht allgemeine Heiterkeit erzeugte. Dass Friederike Doose das so nicht stehenließ, ist in den Annalen belegt. Legendär ist der Polka-Tanz beim Schützenfest in Daubenrath, mit dem die erste stellvertretende Bürgermeisterin von Jülich – „in den 1980er Jahren ein absolutes Novum! – die Menschen praktisch im Vorbeigalopp eroberte.

Auf der ihr verliehenen Urkunde sind ihre zahlreichen Verdienste treffend schließlich zusammengefasst: „Durch dieses herausragende Engagement auf politischem, kulturellem und sozialem Gebiet, hat Friederike Doose das gesellschaftliche Leben in Jülich in besonderer Weise bereichert.“ Persönlich ergänzte Bürgermeister Fuchs: „Sie haben viel in Bewegung gebracht in unserer Stadt. Dafür danke ich Ihnen herzlich.“

Seit 2008 hat sich Friederike Doose aus dem politischen Leben zurückgezogen. Dass sie auch mit 80 Jahren ihr sozialdemokratisches Denken im Blut hat, war in ihren Dankesworten hörbar, in denen sie nicht nur den Mitstreitern für den Erfolg in der Flüchtlingspolitik durch interfraktionelle Einigkeit lobend dankte, sondern der Festgesellschaft auch nachdenkliche Worte mit auf den Weg gab: „Wenn es gelingt, uns vorurteilsfrei auf Fremdes einzulassen und zu akzeptieren, dass für andere nicht alles richtig und wichtig sein muss, was wir für richtig und wichtig halten, dann begegnen wir uns auf Augenhöhe, dann nehmen wir den Menschen wahr und nicht die Hautfarbe, das Geschlecht oder die Umstände, in denen er lebt.“ Dafür gab es stehend Ovationen für die neue Ehrenringträgerin.

Zur Liste der Ehrenringträgerinnen und Ehrenringträger

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Dorothée Schenk
HERZOGin mit Leib und Seele. Mein HERZ schlägt Muttkrat, Redakteurin gelernt bei der Westdeutschen Zeitung in Neuss, Krefeld, Mönchengladbach und Magistra Artium der Kunstgeschichte mit Abschluss in Würzburg. Versehen mit sauerländer Dickkopf und rheinischem Frohsinn.

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