Selten ist die Zeit bis zu einer Bundestagswahl so knapp wie in diesem Jahr. Genau das erschwert die Organisation. Einer, der wissen muss, was sonst noch alles beachtet werden muss und auch was in diesem Jahr anders ist, ist Swen Großmann, Leiter des Jülicher Wahlbüros. „Sämtliche Tätigkeiten, für die bei ,regulären‘ Wahlen mehrere Monate zur Verfügung stehen, müssen nun innerhalb weniger Wochen erledigt werden,“ bringt es Großmann auf den Punkt. Ganz oben auf der Agenda des Wahlbüros stehen die Einberufung der Wahlhelfer und die Bereitstellung der Wahllokale, erläutert der Fachmann. Hinzu kommen „etliche organisatorische Aufgaben“ wie etwa die Beschaffung der Briefwahlmaterialien oder die Erstellung und Pflege des sogenannten Wählerverzeichnisses anhand der Daten des Einwohnermeldewesens.
Die Crux an dieser Wahl ist die Tatsache, dass zwar mit Auflösung des Bundestages im Dezember klar war, dass es Neuwahlen geben muss – so richtig in die Organisation gehen konnten die Verantwortlichen überall im Lande jedoch erst in dem Moment, als Frank Walter Steinmeier den Wahltermin auch tatsächlich bestätigt hatte. Heißt im Klartext: Vorher konnten kein Wahllokal reserviert und keine Wahlhelfer einberufen werden. Dennoch mangelt es nicht an Wahlhelfern, wofür Großmann sich ausdrücklich bei den Jülichern bedankt und feststellt, dass sich „tatsächlich recht viele Freiwillige gemeldet haben, um bei dieser besonderen Wahl zu helfen“.
Damit reibungslos gewählt werden kann, werden in Jülich rund 250 Wahlhelfer gebraucht, die als sogenannte Wahlvorstände in den Wahllokalen aktiv sind und die Briefwahlstimmen auszählen – alleine dafür braucht es rund 60 Helferinnen und Helfer. Apropos Wahllokal: Wegen der Kurzfristigkeit des anberaumten Wahltermins können die Daubenrather nicht wie üblich in der Schützenhalle wählen, sondern müssen dieses Mal in die Selgersdorfer Schule ausweichen. Das passiert, wenn die Wahl in Karnevalshochburgen eine Woche vor dem Höhepunkt der Session stattfindet. „Sag doch mal Karneval“, wie Janosch den kleinen Bären sagen lassen würde: Es ist grundsätzlich erlaubt, als Wahlberechtigte wie als Wahlhelfende im jecken Kostüm zu erscheinen. Feststellbar muss lediglich sein, dass die Kreuzchenmacher wissen, was sie tun, also im Besitz ihrer geistigen Kräfte sind. Mehr zum Thema findet sich hier.
Neben diesen ehrenamtlichen Wahlhelfern sind noch zahlreiche weitere Mitarbeiter der Verwaltung „vom Bauhof bis zu den Hausmeistern“ im Einsatz rund um die Wahl, erläutert Großmann. Sie sorgen etwa dafür, dass die Wahllokale eingerichtet und die Wahlunterlagen an die Wahlvorstände ausgeteilt werden. Und was passiert, wenn sich zu wenig Freiwillige melden? In diesem Fall, so Großmann, sähen die „einschlägigen Rechtsgrundlagen entsprechende Verpflichtungsmöglichkeiten vor“.
Wer nicht persönlich ins Wahllokal gehen kann oder möchte, hat die Möglichkeit, per Brief zu wählen. Der Zeitraum für die Briefwahl allerdings, so teilte es die Stadt Jülich mit, ist in diesem Jahr „erheblich verkürzt“. Das wiederum liegt daran, dass auch die Stimmzettel wegen verkürzter gesetzlicher Fristen erst später gedruckt werden. Haben Wahlberechtigte üblicherweise etwa sechs Wochen Zeit dafür, per Brief zu wählen, drohte in diesem Fall eine Frist von gerade einmal zwei Wochen. Wahlzettel mussten gedruckt, an die Kommunen verteilt und schließlich an die Wahlberechtigten versendet werden. Nicht umsonst wies die Stadt die Wählerinnen und Wähler bereits Mitte Januar darauf hin, dass der rechtzeitige Eingang der Wahlbriefe – allerspätestens am Wahltag um 18 Uhr – in der Verantwortung der Wahlberechtigten selbst liege.
Bei der letzten Bundestagswahl haben diese über 79 Prozent der Jülicherinnen und Jülicher wahrgenommen. Mit der auf 35.000 Menschen angestiegenen Zahl der Einwohnerschaft ist auch die Zahl der Wahlberechtigten auf 24.394 gestiegen.