Ortszeit Montag, 24. März, 9 Uhr. Der Kran und die große Helferschar stehen bereit, um vor den Augen einer interessierten Zuschauerschar aus Passanten, „Amtsvertretungen“ der Stadt Jülich sowie Beteiligten aus den Bauunternehmen den 4,50 Meter großen und 1,3 Tonnen schweren italienisch Renaissance-Baumeister in die Senkrechte zu bringen.
Per Lastwagen ist Pasqualini an diesem Morgen von der Burg Engelsdorf zu seiner neuen Residenz auf dem Marktplatz angereist. Gut gesichert durch Spanngurte. Eine kleine Eskorte begleitet den Jülicher Stadtbaumeister auf seinem Weg kurzen durch die Lüfte zum Aufstellungsort direkt vor dem alten Rathaus. Es ist letztlich Millimeterarbeit: Ignazio Fernandez, Ernesto Marquez, Karl-Heinz Altdorf und Alexandra von Hoensbroech stützen die Bronze und passen die Metallstifte in die Bodenöffnungen ein. Auf Zuruf justiert der Kranfahrer noch einmal nach. Passt! Das war aber erst der Probelauf: Noch einmal wird „Pasqualini“ in die Höhe gezogen, damit Beton eingegossen werden kann, in dem die Zapfen dann felsenfest verankert werden. Schließlich ist es ein Moment für die Ewigkeit. Von hier aus wird „Pasqualini“ künftig die Menschen auf dem Markt im Blick haben. Ein Blick, der klar in Richtung Zukunft weist, wie Künstlerin Maria Fernandez poetisch erklärt.
Letztlich ging alles ganz schnell: Etwa eine halbe Stunde dauerte es, bis die Figur stand. Die Verlegung des Bodenmosaiks wird noch einmal rund zwei Wochen in Anspruch nehmen, schätzt Künstlerin Maria Fernandez. Täglich wird ab morgen daran gearbeitet – allerdings verborgen vor den Augen der Passanten. Mit Folie bespannte Absperrgitter schützen die Arbeitenden vor allzu neugierigen Blicken. Das gilt übrigens auch ab sofort für den Pasqualini: Wer heute Morgen keinen Blick erhaschen konnte, der wird sich bis zur Eröffnung des Marktplatzes gedulden müssen. Sie ist Mitte Mai anvisiert. Bis dahin wird die Statue in einem Holzgehäuse „verschwinden“.
Mit der Aufstellung steht ein über sieben Jahre alter Prozess kurz vor seinem Abschluss. Bereits vor dreieinhalb Jahren hatte es die erste Probe-Aufstellung mit einem Modell gegeben. Da war Pasqualini aber schon längst im Kopf von Maria Fernandez geboren und der Aufstellungsort auf dem Marktplatz ihr Ziel. Peter Schmitz hatte bereits 2018 die Idee „Wege zur Kunst“ vorgestellt, bei der die Pasqualini-Pläne zum festen Kanon gehörten. Im Vorfeld hatte sich die gebürtige Chilenin Fernandez mit Pasqualini beschäftigt, der als Erbauer der Jülicher Renaissance-Stadt und der Festung Zitadelle eine zentrale Figur der Geschichte ist. In ihm verbinden sich Kunst, Wissenschaft und Forschung, denn nach den klaren mathematischen Regeln errichtete er für Herzog Wilhelm, den Reichen, den Grundriss „auf dem Reißbrett“. Nachdem Jülich im 2. Weltkrieg nahezu dem Erdboden gleich gemacht wurde, wurde beim Wiederaufbau dieser Grundriss zugrunde gelegt. Das Herzstück war der Marktplatz und daher ist er der perfekte Ort, an dem die Figur des Pasqualinis zu stehen kommt. Unter anderem für diese Projektidee wurden Maria Fernandez und ihr inzwischen verstorbener Mann Juan mit dem Stadtmarketing-Preis 2022 ausgezeichnet.
Nachdem der Rat der Stadt Jülich seine Zustimmung erteilt hatte, musste noch einiges Wasser die Rur herunterfließen, ehe es zur Umsetzung kommen konnte. Ein solches Großprojekt ist von vielen Faktoren abhängig, wie Künstlerin Maria Fernandez erläutert: Von den archäologischen Fundstücken, die der Jülicher Marktplatz unter sich verborgen hatte, bis zur Witterung. Seit einem halben Jahr ist der Boden jetzt bereitet. Aber die frostfreie Zeit musste bis zur Aufstellung abgewartet werden. „Es war ein Kraftakt“, räumt die Künstlerin ein. Möglich sei er nur durch das großartige und kompetente Team um sie herum, angefangen bei den „Perlen von Männern“, namentlich Karl-Heinz Altdorf, Ernesto Marques und ihren Sohn Ignacio Fernández sowie den Assistentinnen Alexandra von Hoensbroech, Tochter Angelica Fernández und Marina Meiriels. Gesonderter Dank galt den Mosaik-Meistern aus Italien Clementine Manzo und Team sowie die Fachbetreuung für die Mosaikverlegung, Ingo Kliss.
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