Das Verhältnis zwischen der Herzogstadt Jülich und der Kreisstadt Düren ist vorsichtig ausgedrückt von einem gewissen Konkurrenzdenken geprägt. Offenbar resultiert auch das sichtbare Interesse der Jülicher an bestimmten „Status-Symbolen“, die ihnen nach und nach zurückgegeben werden. Jüngstes Projekt ist das geplante Kreishaus in Jülich.
Kein Wunder, dass sich viele Vertreter aus Politik, Verwaltung und Geschäftswelt jetzt am Grundstück Ecke Düsseldorfer und Baierstraße einfanden, wo bis vor kurzem noch das Gebäude stand, das einst den Supermarkt Stüssgen beherbergte, um dem Spatenstich zum neuen Bauwerk beizuwohnen. „Wir korrigieren heute einen Fehler der kommunalen Neugliederung von 1972“, betonte Landrat Wolfgang Spelthahn. „Heute drehen wir diesen Prozess in sinnhafter Weise um.“ Somit können die Bürger des Nordkreises künftig wieder in Jülich in Genuss vieler Leistungen des Kreises kommen.
120 Kolleginnen und Kollegen der Kreisverwaltung stünden hierfür ab Frühjahr 2019 in der Herzogstadt den Kunden in dem dreigeschossigen barrierefreien Neubau auf 2.200 Quadratmeter Bruttogeschossfläche zur Verfügung. Einkalkuliert sind 15 Monate Bauzeit, das Richtfest ist für Herbst geplant. Im Erdgeschoss ist neben den publikumsintensiven Arbeitsplätzen ein Bistro, im Innenhof sind ein kleiner Garten und einige Behinderten- und Vorführparkplätze für Kunden des Straßenverkehrsamtes vorgesehen. Neben der job-com, dem Gesundheitsamt, dem Amt für Demografie, Kinder, Jugend, Familie und Senioren sollen auch das Straßenverkehrsamt mit einer Zulassungsstelle, das Ordnungsamt, das Sozialamt, das Amt für Schule, Bildung und Integration sowie das Baudezernat ihre Dienstleistungen hier Unterkunft finden.
Elf Millionen Euro soll das Vorhaben kosten – inklusive Ankauf der Grundstücke, worunter auch das Alte Rathaus fällt. Allein auf die Baumaßnahme entfallen etwa 4,9 Millionen. Jeder Euro davon sei eine glänzende Investition in Stadt und Kreis, erklärte der Landrat gerade auch mit Blick auf den geltenden niedrigen Zinssatz. Schön sei es, dass die Firma Lamers aus Jülich das aufwändige Verfahren der Ausschreibung gewonnen hat und somit die Wertschöpfung hier in der Region bleibe. Als eine der Schlüsselfirmen im Kreis und der Region zeige Lamers am Heimatstandort sicherlich „das Beste, was das Unternehmen leisten kann“.
Darüber hinaus soll auch ein großer Teil des Projektes als Element der Wirtschaftsförderung mit weiteren Unternehmen aus der Region verbunden werden. Erworben hat die Rathauspassage samt dem denkmalgeschützten „Alten Rathaus“, in dem die job-com des Kreises Düren seit Jahren beheimatet ist, die Gesellschaft für Infrastrukturvermögen Kreis Düren mbh (GIS) Anfang 2017. Die Baupläne hat die Dortmunder Assmann Architekten GmbH entworfen, für die technische Gebäudeausrüstung ist das Ingenieurbüro Camphausen & Schmitz aus Jülich zuständig. „Als Bauherrin wird die GIS Geschäftsräume an Versicherungen und Schilderpräger vermieten und so ständige Einnahmen verbuchen. Weitere Mieten erhält sie aus Bundesmitteln für das Jobcenter sowie vom Kreis Düren“, unterstrich GIS-Geschäftsführer Peter Kaptain.
„Dies ist kein guter Tag für Jülich, sondern ein sehr guter“, betonte auch Bürgermeister Axel Fuchs. Er dankte dem Landrat, dass dieser für das Projekt in der Kreisstadt außergewöhnliche Überzeugungsarbeit geleistet habe. „Wir bekommen hier ein sehr gute Quartiersentwicklung.“ Die Leistungen, für die die Jülicher jetzt noch nach Düren fahren müssten, kämen jetzt nach Jülich. „Das wird für Jülich ein großer Wurf werden!“
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