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Das Hallenbad ist geschlossen

Das Jülicher Hallenbad muss bis auf weiteres geschlossen bleiben. Das teilen die Stadtwerke Jülich als Betreiber in einer Pressemitteilung mit.

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Hallenbad Jülich
Blick ins Becken des Jülicher Hallenbades. Foto: Dorothée Schenk
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Der Hinweis an der Eingangstür lautet: „Das Hallenbad bleibt aufgrund eines technischen Defektes bis auf Weiteres geschlossen“. Seit heute ist klar: Das Schwimmbad wird dauerhaft geschlossen bleiben müssen. Jüngst sind, so ist der Pressemitteilung der Stadtwerke Jülich zu entnehmen, bei den regelmäßig anstehenden Kontrollen des baulichen Zustandes Problem mit der Statik aufgetaucht. Zunächst war angenommen worden, dass diese zu beheben sein würden. Externe Fachingenieure hätten bei der Vorbereitung der Maßnahme festgestellt, dass es „keine Gewähr für einen Weiterbetrieb geben“ könne. „Wir bedauern die unumgängliche Schließung sehr“, sagt Ulf Kamburg, Geschäftsführer der Stadtwerke Jülich. „Um die Sicherheit unserer Badegäste und auch der Mitarbeiter des Hallenbades zu gewährleisten, ist diese Entscheidung aber leider unausweichlich.“

Wie es in Jülich mit Schwimmmöglichkeiten generell weitergeht, ist zurzeit noch unklar. Die Kosten einer Sanierungsmaßnahme „wären dann mindestens so hoch wie bei einem Neubau“, so Dr. Uwe Macharey, Technischer Leiter der Stadtwerke. Ohne eine erheblich höhere Investition als vorgesehen sei laut Pressemitteilung das Problem beim bestehenden Hallenbad nach derzeitiger Kenntnislage nicht zu beheben. Weitere Analysen zur Verifizierung würden vorgenommen. „Wir prüfen alle technisch sinnvollen Alternativen und Fördermöglichkeiten, um auch das Schwimmen in Jülich zu erhalten“, informiert Uwe Macharey. „Gemeinsam mit der Stadt Jülich war schon vor dem Ereignis beschlossen worden, sich an einem kommenden Förderaufruf zu beteiligen, um ein kombiniertes Hallen- und Freibad am Standort Jülich zu errichten“, so Ulf Kamburg. Dieses Förderprogramm des Landes NRW wird in der zweiten Jahreshälfte erwartet. Es sieht – bei positiver Auswahl – einen Umsetzungszeitraum bis 2029 vor.

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Für die Fraktion der JÜL „kommt das nicht überraschend.“ Sie seien schon immer für den Neubau eines Hallenbades eingetreten, betont Fraktionssprecher Heinz Frey, und zwar am Standort Freibad. Das müsse nun endlich forciert werden – mit oder ohne Förderprogramm. „Wir sind in der offensichtlich misslichen Lage, dass wir erst jetzt in die Planungen in einen Neubau einsteigen, obwohl wir seit vier Jahren einen Beschluss dazu haben“, bedauert SPD-Parteivorsitzender David Merz die Schließung und ergänzt: „Es wäre die Aufgabe von Stadtwerken, Stadtverwaltung und Kreis Düren gewesen, diesen Beschluss auch umzusetzen.“ Dieselbe Kritik kommt von der CDU-Fraktion. Bereits im Oktober 2018 sei im Stadtrat auf Antrag der CDU-Fraktion beschlossen worden, dass ein Neubau des Hallenbades nach entsprechender Planungsphase schnellstmöglich realisiert werden solle. Eine lange Mängelliste sei damals vorgelegt worden. „Geschehen ist offensichtlich nichts. Die Folge ist ein infrastruktureller Offenbarungseid“, resümiert Frank Rademacher für die CDU-Fraktion.

Den Blick nach vorne richtet Christine Klein, Sprecherin der Fraktion Bündnis 90/ Die Grünen: „Für eine endgültige Lösung sind nun Fortschritte bei den Diskussionen zu einem Neubau sehr dringlich.“ Ein möglicher Standort und die Frage, ob Frei- und Hallenbad zusammengelegt werden sollten, müssen aus Sicht der Grünen wegen der Hochwassergefahr im Bereich des jetzigen Freibades und der fehlenden Anbindung an den ÖPNV dennoch sehr sorgfältig überlegt werden. Spontan kommt die Antwort von Frank Bourguignon von der FDP: „Oh Gott, oder Gott sei Dank, das ist hier die Frage. Letztendlich haben äußere nicht zu beeinflussende Kräfte die Entscheidung über den sehr wahrscheinlichen Neubau des Hallenbades entschieden.“ Die FDP werde zukünftig einen Neubau unterstützen und daran arbeiten, dass die Entscheidungsprozesse möglichst kurze Wege nehmen. Bourguignons Fazit: „Als weicher Standortfaktor ist ein Hallenbad für eine Mittelstadt wie Jülich unerlässlich.“

Lösungsansätze

Direkt nach Bekanntwerden der nötigen Schließung des Jülicher Hallenbades war Jülichs Bürgermeister Axel Fuchs aktiv geworden und hatte Marion Schunck-Zenker, Bürgermeisterin der Stadt Linnich, kontaktiert, um eine möglichst schnelle und unbürokratische Lösung zu finden. Kurzerhand einigten sich die Nachbarstädte auf eine interkommunale Zusammenarbeit. „Wir sind unseren Nachbarn aus Linnich dankbar für ihre tolle Unterstützung“, sagt Axel Fuchs. „Gerade für unsere Jülicher Kinder ist es enorm wichtig, dass wir weiterhin Schwimmunterricht anbieten können.“ Konkret bedeutet es, dass die Stadt Linnich die Öffnungszeiten ihres Hallenbades mit Hilfe des Jülicher Bäderpersonals spätestens nach Ende der Freibadsaison in Jülich erweitert. Ziel ist es, von Jülich aus einen Shuttlebus zum Linnicher Hallenbad und zurück einzurichten und bereits bestehende Bustransfers zum jetzigen Standort nach Linnich umzuleiten.

Auch der Schwimmunterricht für Jülicher Kinder wird perspektivisch in Linnich stattfinden. Gemeinsam mit den Schulämtern sollen die Badnutzungspläne in den kommenden Wochen und Monaten aufeinander abgestimmt werden, sodass voraussichtlich ab dem kommenden Schuljahr regulärer Schwimmunterricht angeboten werden kann. „In den nächsten Wochen werden sich aber Ausfälle nicht vermeiden lassen“, erläutert Uwe Macharey.

Eine „Notlösung“, wenn auch notwendig, um den Schwimmunterricht aufrechterhalten zu können, nennt Christine Klein für Bündnis 90/ Die Grünen das Linnicher Angebot. Sie schlägt vor zu prüfen, ob das Jülicher Freibad wie in Eschweiler mit einer Traglufthalle ausgestattet werden könne. Auf diese Weise könne möglicherweise die Zeit bis zu einem Neubau für den Schulunterricht überbrückt werden. Als Chance versteht Heinz Frey für die UWG JÜL die Kooperation, vor allem um „die Auslastung im Linnicher Bad zu erhöhen und unser Jülicher Personal sinnvoll einzusetzen.“ Drei Schulen würden ohnehin schon das Linnicher Bad nutzen, die Welldorfer Grundschule das Schwimmbad in Titz. David Merz weist für die SPD noch einmal darauf hin, dass bereits vor zwei Jahren beantragt worden sei, Aufstellungsort für den Schwimmcontainer Narwali zu werden. Dieser Antrag hätte jetzt mehr Dringlichkeit als je zuvor. Dankbar sei man für das Angebot aus Linnich, dennoch blieben einige Fragen offen etwa ob Kosten für die Nutzer des Shuttle-Busses anfallen würden und ob Jahreskarten ihre Gültigkeit auch in Linnich behielten oder Geld erstattet werden. Und schließlich fragt Merz: „Wo kommen die Schwimmvereine künftig unter?“ Eine Frage, die auch die CDU-Fraktion aufwirft. „Für sie ist das Hallenbad nicht nur ein Trainingsort, sondern die Grundlage ihrer gesamten Vereinsarbeit. Die Schließung gefährdet nicht nur den Fortbestand von Kursangeboten, Wettkampfvorbereitungen und Nachwuchsförderung, sondern stellt für diese Vereine eine existenzielle Bedrohung dar.“

Vor drei Jahren stand für den Jülicher Wassersportverein bereits die Erkenntnis im Raum: „Das Becken hält nicht mehr ewig“. Seit Anfang der 2000er Jahr das Schwimmleistungszentrum für Jülich geplant war, läuft im Hallenbad der Sanierungsstau auf. „Es wäre eine Katastrophe, wenn das Schwimmbad zumachen müsste und in den nächsten Jahren kein Wassersport in Jülich mehr möglich wäre – weder im Verein noch für Schulen.“

Freibad soll am 1. Mai öffnen
Mit Hochdruck, so teilen die Stadtwerke Jülich mit, werde eine vorzeitige Öffnung des Freibades zum 1. Mai vorbereitet. Planmäßig war der Saisonstart zum 29. Mai vorgesehen. „Ziel ist es, so schnell wie technisch und personell möglich flexibel agieren zu können. Und wenn der Wettergott mitspielt, könnte Schulschwimmen in Teilen auch im Freibad realisiert werden“, heißt es weiter.


Wie lange das Thema Bäderlandschaft bereits die Jülicher beschäftigt dokumentiert der Orden der KG Ulk JÜlich aus der Session 2004/05. Foto: Archiv | HZGM

Zum Hintergrund
Das Thema Schwimmbad respektive des deutlich größer gedachten „Schwimmleistungszentrums“ beschäftigt die Jülicher – und darüber hinaus den auch den Kreis Düren – bereits über 20 Jahre. Ein Jülicher Stadtgespräch widmete sich 2010 unter anderem dem „Patienten Hallenbad“ und das seit 2006 durch den damaligen Landrat Wolfgang Spelthahn vorstellte Schwimmleistungszentrum. 2008 sollte die Entscheidung für das Schwimmleistungszentrum eigentlich in trockenen Tüchern gewesen sein. Doch dann kam das Aus. Es folgten diverse Auf und Abs, inklusive der Flut, die auch das Schwimmen im Freibad unmöglich machte.
Die Jülicher CDU machte sich 2018 für den Neubau eines Hallenbades stark, da ein dauerhafter Betrieb des Bades im gegenwärtigen Zustand nicht mehr vertretbar sei. Von einem „Schwimmleistungszentrum 2.0“ war die Rede. Doch das Thema Schwimmbad kam in der einen oder anderen Form immer wieder auf den Tisch, unter anderem 2022, als im Sportausschuss die Idee des „Sportparks Jülich“ vorgestellt wurde. Ein Jahr zuvor hatte der Stadtrat einstimmig der Bereitstellung von Geldern für die Ausschreibung eines Schwimmbadneubaus beschlossen.

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Dorothée Schenk
HERZOGin mit Leib und Seele. Mein HERZ schlägt Muttkrat, Redakteurin gelernt bei der Westdeutschen Zeitung in Neuss, Krefeld, Mönchengladbach und Magistra Artium der Kunstgeschichte mit Abschluss in Würzburg. Versehen mit sauerländer Dickkopf und rheinischem Frohsinn.

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