Es war das Ereignis in den vergangenen und sicher auch kommenden Wochen: Nach 856 Tagen fuhr am heutigen Mittwoch, 4. Dezember, um 10.25 Uhr zum ersten Mal wieder ein Auto über die neue Rurbrücke. Die Begeisterung der Bordsteingäste, die in Scharen dem Ereignis folgten, war groß. Mit langgezogenem Hupton zeigte der Fahrer einer ortsansässigen Spedition seine Freude, dass er sich nun die langen Umwege sparen kann und wieder freie Fahrt hat. Eine Jülicherin war spontan aus Düren von ihrem Arbeitsplatz gekommen, um die Eröffnung mitzuerleben. „Das wird mir in meinem Leben vermutlich nicht mehr passieren“, sagte sie strahlend.
So nannte Bürgermeister Axel Fuchs die Eröffnung auch treffend einen „historischen Moment“. Er dankte vor allem für die Geduld der Anwohner im Heckfeld, die zwei Jahre lang die Umleitung durch ihr Wohngebiet ertragen mussten, und hier vor allem jenen „An der Vogelstange“. Diese hätten am wenigsten „gemault“ über die Verzögerung der Eröffnung, die eigentlich bereits für Advent 2023 angekündigt war. Dass der Termin für gute Laune sorgte, war Fuchs anzuhören, der nicht nur StraßenNRW die Heckfeld-Brücke zur Sanierung andienen wollte, sondern auch anekdotisch zum Besten gab, dass er versucht habe, sich einen Trabbi zu organisieren: „Denn endlich ist der Weg von Ost nach West wieder frei!“
Die Bedeutung der Brückenöffnung für Jülich hatte Straßen.NRW offensichtlich unterschätzt, denn Mikrophone waren für diesen offiziellen Akt nicht vorgesehen und so mussten Dr. Petra Beckefeld, technische Direktorin des Landesbetriebs Straßenbau NRW, und Viktor Haase, Staatssekretär im Ministerium für Umwelt, Naturschutz und Verkehr des Landes NRW, ihre Dankesworte mit eigenem Stimmvolumen bewältigen. Sie dankten der Belegschaft von StraßenNRW und dem ausführenden Bauunternehmen wie für die gute Zusammenarbeit mit der Stadt.
Die Rurbrücke in Jülich ist die 15. und letzte Brücke, die der Landesbetrieb Straßenbau Nordrhein-Westfalen (Straßen.NRW) nach dem Hochwasser im Juli 2021 vollständig erneuert und dem Verkehr übergeben hat. An die Schreckensnacht, an der nicht klar war, ob am nächsten Morgen um 8 Uhr die Stadt Jülich unter Wasser stehen würde, erinnerte sich heute niemand mehr. Es war die Nacht vom 15. auf den 16. Juli 2021. Seitdem ist viel Wasser die Rur hinuntergeflossen. Sichtbare Erinnerung blieb die gesperrte Rurbrücke, die in dieser Flut so erhebliche Schäden davongetragen hatte. Dass zwei Jahre ins Land gehen würden, bis sich die wichtige Verkehrs-Lebensader der Stadt Jülich wieder öffnet, war damals natürlich noch nicht absehbar.
Der Neubau kostete rund 10 Millionen Euro. Mit über 17 Metern Breite ist sie nicht nur deutlich großzügiger gestaltet als ihr Vorgänger aus dem Jahr 1948, sie sorgt für mehr Komfort bei den Nutzenden: Drei Meter stehen für Menschen zur Verfügung, die zu Fuß oder mit dem Rad unterwegs sind. Die Fahrbahn selbst wurde optimiert, indem die Linksabbiegespuren verlängert. Der Nutzen: Weniger Rückstau und Verzögerungen vor allem für den ÖPNV sollen vermieden werden. Sprich: besserer Verkehrsfluss. Über den Brückenbau hinaus zogen sich die Arbeiten: Im Kreuzungsbereich Kirchberger Straße wurde für ein sicheres Abbiegen umgestaltet.
Vor allem aber, so wurde in beiden Ansprachen betont, sei die neue Brücke „klimasicherer“: Durch die verbesserte Konstruktion der Brücke konnte der Durchflussquerschnitt der Rur von 147 Quadratmeter auf 237 Quadratmeter deutlich vergrößert werden. Damit bietet die Brücke künftig mehr Sicherheit bei Hochwasser und minimiert das Risiko von Schäden.
Perspektivisch sind es wichtige Eckdaten, für die Menschen in und um Jülich ist erstmal wichtig, dass die verkehrstechnische „Hauptschlagader“ wieder durchlässig ist. Gut auch für die Nutzenden des Bürgerbusses: Der hält ab sofort wieder an der „Schäl Sick“ an der Haltestelle „Links der Rur“.