„Wir sind gerade in der Ausschreibungsphase“, sagte Stefan Sistemich, Mitarbeiter im Tiefbauamt und eng eingebunden in das Thema Umgestaltung Marktplatz, zum Stand der Dinge. Als erste Maßnahme würden „im Herbst, frühestens im Oktober“ 3,5 Meter tiefe Gräben entlang der Häuserfront gezogen. Die Stadtwerke werden dort die Kanäle und Leitungen auf den neuesten Stand bringen und Glasfaser verlegen. Eingebunden sind auch die Netzanbieter, die moderne ihre Leitungen modernisieren. Erst wenn diese Arbeiten abgeschlossen sind, wird der Marktplatz selbst zur Baustelle. Tief blicken lässt die Baumaßnahme aber nicht: Nur bis zu 75 Zentimeter tief gräbt der Bagger. Aber nicht auf dem ganzen Platz auf einmal, sondern Abschnitt für Abschnitt – beginnend an der Südseite von der Kleine Rurstraße wird sich bis zur Düsseldorfer Straße vorgearbeitet. „Wir können es gar nicht in einem Zug machen, weil die Rettungswege erhalten bleiben müssen“, erläutert Sistemich.
Das heißt aber auch für die Jülicherinnen und Jülicher, dass sie das Entstehen sehen werden: „Es wird weiter einen Markplatz geben – auch während der Bauphase und in die Gastronomie-Betriebe kommt man jederzeit. Es wird keiner wird abgeschnitten“, verspricht Bürgermeister Axel Fuchs. Die Bauphase vor der Gastronomie werde, ergänzt Sistemich, ohnehin in die Zeit fallen, in der keinen Außengastronomie möglich ist. „Wenn der Sommer kommt, werden die Stadtwerke auch fertig sein – dann kann man noch zwei bis drei Monate draußen sitzen.“ In neuer Schönheit erstrahlen wird der Marktplatz als Ganzes – so die Prognose –2024.
Was passiert eigentlich mit dem Wochenmarkt während der Bauphase, denn die Aufstellung der Stände wird ja nicht möglich sein: „Das muss noch entschieden werden“, sagt Axel Fuchs, „das muss mit den Marktbeschickern besprochen werden.“ Für eine sinnvolle Variante hält der Bürgermeister die übergangsweise Verlegung auf den Schlossplatz, „weil wir dort schon eine gewisse Infrastruktur vorliegen haben, wie Strom.“ Eine andere Lösung sieht er nicht, denn der Versuch, den Markt aufs Parkdeck umzuziehen, kam nicht gut an „weder bei den Marktbeschickern noch bei den Besuchern. Es ist eben ein Parkplatz und kein Marktplatz.“. Entschieden ist aber noch nichts, denn die Gespräche müssten noch geführt werden.
Bürgermeister Fuchs erläutert noch einmal den Hintergrund der Umstaltung, deren erste Idee vier Jahre zurückliegen: „Wir haben Verkehrssicherungspflichten zu übernehmen. Der Marktplatz ist nicht mehr sicher. Wir sind um jeden Tag dankbar, an dem kein älterer Mensch über die ganzen ,Fallen’ stolpert, die sich mittlerweile entwickelt haben. Ein weiterer Grund: Dieser Marktplatz ist wegen der Anordnung der Bäume und des Mobiliars nur zu 50 Prozent nutzbar. Das sollte im Rahmen des InHKs geändert werden.“ Auf dem Platz werde es künftig dieselbe Anzahl an Bäumen geben, die auf die so genannten Inseln gepflanzt werden.
Es müssen Fehler der Vergangenheit behoben werden, heißt es. Robert Helgers, Leiter des Tiefbauamtes, erläutert, was im Einzelnen gemeint ist: „Es gab kein vernünftiges Entwässerungssystem, der Boden war durch den Beton verdichtet und man hat ein Material ausgesucht, das dicht sein sollte, damit kein Wasser durchsickern und das abgeleitet werden sollte. Das hat nicht funktioniert.“ Der Vorgänger im Amt habe bereits kritisiert, dass der vorhandene Untergrund wegen Frost, Hitze, fahrdynamische Beanspruchung – um einige zu nennen – nicht haltbar sein werde. „Es ist so gekommen, wie er gesagt hat. Die Steine sind gebrochen, Wasser ist eingetreten, Frost hat sich gebildet und das Wasser stand jahrelang auf dem Beton, konnte nicht abfließen. Eine Summe von Fehlentscheidungen, die mein Vorgänger schon damals bemängelt hat.“ Ein Gerichtsurteil habe die Einschätzung bestätigt, aber es sei nur noch Schadensbegrenzung möglich gewesen. „Jetzt wird es gemacht, wie es sich gehört – nach Standard“, unterstreicht Helgers. Das bedeutet, auch bei den ausgewählten Platten habe man sich für einen dickeren Stein entschieden, damit er die Belastungen durch die Laster der Marktbeschicker, wie „fahrdynamische Beziehungen“ – drehen auf der Stelle, Bremskräfte aushalten könne.
Für alle, die Interesse haben , wird der Bauleiter Ansprechpartner sein. „Der hat eine orangene Jacke, ist der Bauleiter, der wird erkannt“, meint Helgers. Stefan Sistemich ergänzt: „Was mir vorschwebt, ist, dass wir einen Container aufstellen, der Anlaufstelle für Fragende ist.“ Hier sollen zu festen Zeiten kompetente Ansprechpartner vor Ort sein.“ Und „Wenn der Container nicht besetzt ist kann man beim Citymanager Mahnfras im SEG-Büro in der Poststraße nachfragen“, vervollständigt Axel Fuchs. Zusätzlich wird ein Flyer an alle Anlieger verteilt „wie wir das für jede Maßnahme machen“, auf dem die Nummer es Bauleiters stünde, um Probleme sofort zu beheben, ob es um Anlieferungen gehe oder die Frage von Gastronomen fragen, wie lange sie Außengastronomie betreiben könnten.
Viel diskutiert bleibt das Thema „Bäume“ auf dem Marktplatz. Fakt ist, so Bürgermeister Fuchs: „Die Bäume sind nicht mehr zu retten.“ Aufgrund der Beschneidung der Platanen, die seit 30 Jahren jedes Jahr vorgenommen wird, hätten sie – laut Baumexperten – kein Wurzelwerk entwickeln können. Damit ist auch an eine Versetzung der Bäume nicht zu denken. Hinzu kommen die Kosten, die inzwischen auf 72.000 Euro beziffert werden, ohne die Garantie, dass die Bäume angehen, aber mit Pflege-Folgekosten für zwei Jahren. Übrigens: Auf das anfängliche Angebot der Stadt (als die neue Kostenkalkulation noch nicht vorlag), einen Baum für den eigenen Garten oder für eine Verpflanzung zu erwerben – inklusive Lieferservice – habe sich genau ein interessierter Privatmann bei ihm gemeldet, sagt Fuchs.