„Wenn wir dahin schauen – da entsteht unsere Zukunft“, formulierte Jan Schayen, Aufsichtsratsvorsitzender der Jülicher Stadtentwicklungsgesellschaft (SEG), die mit der Stadt Jülich auch Eignerin der Flächen jenseits der Rur zwischen Brückenkopf-Park und Westtangente ist und den Wettbewerb ausgeschrieben hat. Gut Nierstein, so Schayen weiter, sei eines der ältesten Güter Jülichs und in diesem Quartier, in dem künftig rund 2000 Menschen ein neues Zuhause finden sollen, würden sich Historie und Moderne ideal verbinden. „Wachsen ist wichtig – wachsen ist gesund“, rief er den zahlreichen Anwesenden aus Verwaltung und Politik zu. Diese signalisierten ihre Zustimmung durch warmen Applaus.
Entsprechend groß war die Aufgabe, die in der Ausschreibung den Büros gestellt worden ist, erläuterte Bürgermeister Axel Fuchs. Konkret wurde gefordert, dass der Fokus bei den Wohngebäuden nicht auf klassischen Einfamilienhäusern sollte, sondern vorwiegend auf der Realisierung moderner, nachhaltiger Wohnformen liegen, die genügend Platz für die steigende Wohnraumnachfrage in Jülich schaffen. Um die Versorgung und die soziale Infrastruktur für das neue Stadtquartier zu sichern, sind ein Nahversorger sowie eine Kindertagesstätte und eine Schule sinnvoll in die künftige Planung zu integrieren. Die Flächen waren dabei so zu konzipieren und in die städtebaulichen Strukturen einzubinden, dass alternative Nutzungen Platz finden, sofern sich die Bedarfe zukünftig ändern. Das neue Stadtquartier sollte städtebaulich mit der Innenstadt Jülichs verknüpft werden, um die Einfügung ins städtische Gesamtbild zu gewährleisten. Weiterhin wird ein klimaangepasstes Quartier gefordert, welches innovative Lösungen für die Entwässerung und den Umgang mit Starkregen aufweist.
Neun Stunden tagten die zwölf stimmberechtigten Juroren und sechs Fachpreisrichter, bis das Urteil gefällt war. 15 Arbeiten standen zur Debatte, fünf blieben letztlich in der engeren Wahl. Für die Teilnehmenden lobt die Ausloberin einen Gesamtbetrag von 150.000 Euro aus. Jedes teilnehmende Team erhält davon eine Aufwandsentschädigung in Höhe von 3000 Euro. Es sei ein zähes Ringen gewesen und „ein gutes Ergebnis“ erzielt worden. Es wurden drei Plätze und zwei Anerkennungen vergeben.
Platz 2 erhielt das Würzburger Büro Holl Wieden Partnerschaft mit Susanne Pfeiffer Landschaftsarchitektin | Würzburg; Querfeldeins Landschaft | Städtebau | Architektur Partnerschaftsgesellschaft von Landschaftsarchitekten, Stadtplanern und Architekten Grosskopf-Stöcker-Fischer mbB aus Dresden wurde mit Platz 3 bedacht.
Anerkennungen erhielten das Büro raumwerk Gesellschaft für Architektur und Stadtplanung mbH aus Frankfurt am Main, das mit dem Düsseldorfer KRAFT.RAUM das Konzept entwickelt hatte, sowie Reicher Haase Assoziierte aus Aachen mit Carla Lo Landschaftsarchitektur aus Wien.
Als Sieger daraus hervorgegangen ist das Büro JKL Junker + Kollegen Landschaftsarchitektur und Stadtplanung aus Osnabrück.
Prof. Rolf Egon Westerheide, Stadtplaner Aachen und Jurymitglied, der die Präsentation übernahm, machte gleich drei herausragende Punkte aus: Nicht nur sind die planerischen Eckpunkte – siehe oben – gut berücksichtigt, es werde durch einen leicht nach hinten versetzten Gewerbezug eine eigene Stadtkante markiert. Hervorgehoben wurden die Alleen, die beispielsweise aus Platanen oder Linden gezeichnet wurden. Westerheide bezeichnete sie als besonders interessant, weil diese alle nicht dem Verkehr dienten, sondern die Menschen auf die Straße brächten und zum Aufenthalt einladen würden. Ebenfalls hob er ein Quartierzentrum als Sonderform hervor und die Wohnhöfe, die als einzelne, viergeschossige Solitäre mit Gemeinschaftsbereichen geplant sind.
„Eine ambitionierte Architektur, die auch eine Herausforderung in der Umsetzung ist“, meinte Westerheide, aber auch, dass sie sehr wohl in eine Rechtsform – sprich einen Bebauungsplan – „gegossen“ werden könne. „Was uns auch überzeugt hat: Hier sind Stellplätze gut abgebildet, nicht wahr, Herr Frey“, nickte Westerheide in Richtung JÜL-Fraktionsvorsitzendem. Jetzt sei es die Aufgabe, die Straßen zu beleben und eine kostengünstige Erschließung zu ermöglichen. „Kein Entwurf ist zu Ende“, schloss Westerheide und brachte damit zur Sprache, dass Ausgestaltungen im Detail eben noch erfolgen müssten. „Wir haben uns für einen Entwurf entschieden, mit dem die Stadt jetzt gut in die Zukunft gehen kann.“
Der erste „Spaten“ zum neuen Quartier, meint Jan Schayen optimistisch, könnte bereits 2025 in den Boden gesenkt werden. Da bleibt noch einiges zu tun – inklusive der Anlage des aufgeschobenen Kreisverkehrs.
Die Entwürfe hängen für alle Interessierten zur Besichtigung in den Räumen des Stadtentwicklungsgesellschaft (SEG) in der Poststraße zur Ansicht aus.