Es wurde viel gefeiert wie etwa beim Fest 200 Jahre Maibrauchtum in Kirchberg. Das Mega-Event des Jahres – auch wenn einige Fans das vielleicht nicht hören wollen – war sicher das Spiel des FC Bayern auf dem Boden des Karl-Knipprath-Stadions – gleichzeitig der Startschuss. Denn im gleichen Atemzug wurde über den so genannten Sportpark links der Rur gesprochen und einen Stadion-Neubau. Einiges mehr nahm seinen Anfang im abgelaufenen Jahr: Der HERZOG hob eine Reihe von Jülicher Schätzen und installierte eine neue Podcast-Reihe. Das Hofgezwitscher hat inzwischen 10 Teile und erfreut sich wachsender Beliebtheit – was wiederum die Zwitscherinnen Andrea Eßer und Nicola Wenzl freut. Hier erfährt die geneigte Zuhörerschaft allerlei abseits des großen Geschehens rund um Jülich. Aber eben auch aktuelles, was in
Bewegung
gekommen ist. Läuft in der HERZOGstadt, könnte man übertragen sagen: Imposant war das Bild, das die rund 1000 Menschen abgaben, die sich im Januar der ersten Demonstration #Jülichsolidarisch anschlossen. Sechsmal folgten in diesem Jahr Jülicherinnen und Jülicher dem Aufruf und zogen vom Propst-Bechte-Platz zum Schlossplatz. Und ja, es dürften immer mehr Menschen sein, die sich auf den Weg machen und Gesicht zeigen, für unsere Demokratie. Das bleibt ein Anliegen, das sicher auch im kommenden Jahr nicht an Aktualität verliert. Wir stehen vor einem so genannten „Super-Wahljahr“. Gerade erst hat der Bundespräsident den Weg für die Neuwahlen zum 23. Februar freigemacht.
Eine Demonstration ganz anderer Art gab es zum Jahresausklang: Die erste Weihnachtsparade begeisterte im Dezember die Schaulustigen, die in Scharen die Bordsteine der City säumten. Der Premiere soll eine Neuauflage im kommenden Jahr folgen. Aber der
Anfang
ist gemacht. Anfänge hat es 2024 reichlich gegeben: Das Jahr der Spatenstiche war zum Jahreswechsel ausgerufen worden und es ist seinem Ruf gerecht geworden. Der Schmelztiegel dieses Tuns liegt erwartungsgemäß im Brainergy Park. Ob das Haus der Landwirtschaft, die Startup-Village, der Hub als Zentralgebäude oder als sicherlich spektakulärste Marke 2024: Der Spatenstich des taiwanesischen Unternehmens Quanta, dem in den kommenden Jahren 500 Arbeitsplätze folgen sollen. In Sichtweite wurde ein weiterer Meilenstein gesetzt – diesmal in Sachen sozialer Wohnungsbau. An der Schneiderstraße sollen nach dem Spatenstich im Sommer 2024 bereits Ende 2025 insgesamt 172 Wohnungen für Studierende und Auszubildende bezugsfertig sein. Neben diesen großen Startern gab es natürlich auch eine ganze Reihe kleiner „Gründungen“, die aber zeigen, dass Jülich eine Stadt ist, die für Innovation steht. Etwa das Café Molli, das beispielhaft für andere mutige Unternehmer steht. Ein einzigartiger „Laden“ im Kreis Düren hat ebenso seinen Anfang gemacht: Der Ömmesönz-Laden, in dem es bei jedem Besuch drei Teile „für umme“ gibt. Einfallsreich eben. Seit Jahresanfang 2024 ist auch #JüWorkJüLife online, eine neue Seite von und für Jülich, die zeigen soll, wie attraktiv die HERZOGstadt zum Leben und Arbeiten ist. Ein wichtiger Punkt, wie Bürgermeister Fuchs im Jahresausklang-Gespräch erläutert hat. Auch für das Rathaus wurden nämlich in diesem Jahr Weichen gestellt: Die Sanierung wird in Angriff genommen, für diese Zeit wird die Verwaltung umziehen. Vor 2026 wird das allerdings nix, sagt der Bürgermeister. Ein Ausblick in die Ferne. Aber es tun sich
Perspektiven
auf. Das gilt für auch für den Walramplatz – ein Bauvorhaben mit viel Geschichte: Eine sieben Jahre lange Planung wurde per Ratsentscheid im Sommer zunächst gekippt. Es kam der Herbst und nach gewünschten Änderungen kam die Entscheidung „Genehmigt“. Die nächste Runde kann beginnen. Gleiches gilt für die ZUE – ausgeschrieben Zentrale Unterkunftseinrichtung. Hier wurde der erste Standort abgelehnt, der neue Standort befürwortet und jetzt stehen die Zeichen gut, dass laut Bürgermeister die Bezirksregierung vor der Vertragsunterzeichnung steht. Eine Perspektive für 2025 hat auch das Krankenhaus Jülich nach den jüngsten Entscheidungen im Rat und im Landtag. Im neuen Jahr einiges erwarten könnten auch die Menschen auf den Dörfern – Stichwort Dorfentwicklungskonzept. Besonders gespannt sein darf man, ob die Projektskizze „Naturerlebnisraum Barmener See“ in die Förderung kommt, dann ergeben sich für alle, die Sport, Freizeit und Natur auf der Fahne stehen haben, neue Möglichkeiten. Allerdings nicht vor 2026. Auch hier ist langer Atem gefragt. Nicht weniger als im Wohnraumkonzept, dass die Stadtentwicklungsgesellschaft vorgestellt hat: Innovativ mit vielen Wohnformen für die unterschiedlichen Geldbeutel. Freuen dürfen sich die Jülicher auch auf und über
Finale
Vor diesem steht jetzt der Marktplatz. Das erste Fest hat es schon bei der Sessionseröffnung erlebt. Damit haben die Jülicherinnen und Jülicher ihren zentralen Raum wieder in Besitz genommen. Man munkelt auch, der Platz gefällt schon jetzt vielen Zweiflern. Was sein wird, wenn erst die Pasqualini-Statue steht und die Wasserspiele in Betrieb sind? Als nächster Schritt ist der Wochenmarkt nach einer Odysee über Walramplatz und Parkdeck wieder auf den Markt zurückgekehrt. Die erste große sichtbare Umsetzung des InHKs – des integrierten Handlungskonzepts. Und weil die Redaktion jüngst wiederholt danach gefragt worden ist, was genau das denn bitte sein soll „InHK“, hier einmal der Link und die Kurzdefinition: Das so genannte „InHK“ ist ein Planungsinstrument, das anders als die Vorgängermodelle „Zukunftsstadt Jülich“ oder Jülich 2030 nicht nur ein Denkmodell ist, sondern an eine verbindliche Umsetzung gebunden ist. Es werden Schwerpunkte im Stadtgebiet ausgemacht, die entwickelt – also verbessert – werden sollen. Hierfür hat das Land NRW Fördergelder ausgelobt. Was bis jetzt geschah können Interessierte in der Chronologie im HERZOG online nachlesen.
Das wohl größte Finale in seiner Bedeutung für Jülich wurde im Dezember gefeiert: Nach 856 Tagen wurde das „Tor zur Stadt“ wieder geöffnet: Die Rurbrücke. 250 Menschen waren dabei, als die Barken beiseite geräumt wurden und es hieß „Bahn frei“. Vergleichsweise spannend, aber vor allem für den Wirtschaftsstandort Jülich von Bedeutung sind der Neubau des DLR im Königskamp, die Eröffnung des Neubaus von ETC im Stetternicher Forst und von Synhelion, dem schweizer Spezialisten für „Sprit aus Sonne“ auf der Merscher Höhe. Wer arbeitet, möchte auch wohnen – möglichst vor Ort. Ein neuer Wohnkomplex wurde „an der alten Ziegelei“ eröffnet. Ein weitere soll an diesem historischen Ort folgen.
Geschichte
ist im auslaufenden Jahr 2024 ein großes Thema gewesen. Die Stadt blickte 80 Jahre zurück auf die vollständige Zerstörung im Bombenhagel der Operation Queen. Der Neuanfang ist bekannt als „dritte Stadtgründung“ (nach der „ersten“ zu Zeiten der Römer und der „zweiten“ nach dem Stadtbrand von 1547 und Aufbau der Stadt nach Plänen von Alesandro Pasqualini). Eine Gelegenheit also auch, sich der Entwicklung Jülichs in den vergangenen 80 Jahren bewusst zu werden. Das Stadtarchiv widmete sich ebenfalls „Jülich zwischen den Kriegen“ – in Buchform. Nähern konnten sich interessierte dem Thema aber auch musikalisch-literarisch: Das Ensemble Opus 45 brachte sein neues Programm zum 80. Jahrestag des Kriegsendes in der Schlosskapelle zur Aufführung und ein Projektchor führte Mozarts Requiem in der Propsteikirche auf.
Schon für die Jüngsten Geschichte erlebbar zu machen, ist Aáren Ulysses Bhatti gelungen, der ein exklusives Wimmelbuch zur Festung Zitadelle zeichnete. Die Zitadelle stand ebenfalls bei einer historischen „Performance“ im Zentrum: Maria von Geldern stattet zu einem Mittwochsclub des Geschichtsvereins der Stadt einen Besuch ab. Und ein drittes Mal im Fokus stand die Zitadelle im Bewegtbild: Per Drohne wurde die Festung „angeflogen“ und es entstand ein beeindruckendes Videodokument. Gleichzeitig initiiert der Förderverein Festung Zitadelle ein neues Erlebnisformat: Mit der JülTube ging es unter die Erde in die Kasematten und Ravellins.
Aber natürlich atmet die historische Festungsstadt noch anderorts Geschichte: Die VHS Jülicher Land zeigt die Ausstellung „Gesichter und Geschichten – 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“. Ein besonderes „Gesicht“ stellte der HERZOG vor: Margot Bücher, eine Jülicherin mit jüdischen Wurzeln. In Stetternich feierte der Ort Wendelinus, den Patron der Tiere, dem seit 250 Jahren eine Kapelle am Ortsausgang gewidmet ist. 150 Jahre Papierindustrie gehören zu Koslar – auch hier wurde gefeiert. Und erst recht im Nordviertel: Ein viertel Jahrhundert ist der Pub ein besonderes Wirtschaftsunternehmen der Stadt. Jung an Jahren aber jubiläumsfähig ist auch das Science College, 2009 als Leuchtturm-Projekt von Heinz Lingen und Pater Lienhard ins Leben gerufen schreibt es inzwischen auch schon Geschichte(n). Literarisch widmete die Joseph-Kuhl-Gesellschaft sich der 1843 errichteten Kleinkinder-Verwahrschule, außerdem Nachlässen und der Zeit, in der der Johanniterorden sich in Jülich heimisch machte. Aktuell geht der Blick auf die Merscher Höhe: Von dort aus sendete die „Deutsche Welle“ „Von Jülich in die Welt“ So lautete auch der Titel der Ausstellung im Rathaus, die 2025 als Wanderausstellung anderorts zu sehen sein soll. Dem Engagement der Initiativgruppe sei Dank – womit wir bei den
Menschen
wären. Frauen waren in diesem Jahr besonders sichtbar.
Gleich zum Jahresanfang machte Erika Müller-Bong von sich Reden. Das erste Mal seit 50 Jahren ging der Hexenturm-Orden der Historischen Gesellschaft Lazarus Strohmanus wieder an eine Frau. Zum zweiten Mal in Folge Vergab die Jury des Fördervereins Museum Zitadelle den MinervaPreis an eine Frau: Isabel Pfeiffer-Poensgen wurde ausgzeichnet. Friederike Doose feierte 2024 ihren 80. Geburtstag und wird im Januar 2025 den Ehrenring der Stadt Jülich erhalten. Zum Geburtstag gratulierte der HERZOG ebenfalls der Kleine-Hände-Gründerin, Ratsfrau und sozial Engagierten Renate Hövelmann, die 90 Jahre alt wurde, und Inge Duwe, der Frau mit einem Herz aus Musik, zum 80. Geburtstag. Prof. Astrid Lambrecht, Vorstandsvorsitzende des Forschungszentrums Jülich, wurde in die Nationale Akademie der Wissenschaften, die Leopoldina gewählt. Preisträgerinnen sind Maria Ljubicic und Susanne Richter, die mit Liam Franken gemeinsam den Helmut A. Crous Geschichtspreis erhielten. Ausgezeichnet ist Thea Tippkötter, die als Nachwuchswissenschaftlerin von sich Reden machte. Jüngste in dem Reigen ist schließlich Annika Verhees: Die Grundschülerin ist ein großes Tanztalent und wurde jüngst Deutsche Meisterin im Breakdance.
Ein Jülicher, der viele Preise erntet ist Mo Khomassi. In diesem Jahr erhielt er die Auszeichnung 1 A Award 2024 Sonderpreis „Courage“, die ukrainische Botschaft verlieh ihm eine Ehrenmedaille. Zuletzt erhielt er als „Vorbild der Gesellschaft“ eine Auszeichnung des Mahdi e.V. in Berlin. An- und ausdauern ist auch David Wirtz im Einsatz: Für seine 50-jährige Zugehörigkeit zum Lebensrettungsverein Jülich wurde er geehrt. Ebenso lange ist Reiner Winters im Einsatz gewesen: Er gab als St. Martin in Lich-Steinstraß nach 50 Jahren seinen Abschied. Noch mittendrin ist Ralf Küven, besser bekannt als „Atti“. Der Jülicher ist ein Ass beim Tischfußball und trat jüngst in Genua bei der Kicker-Championsleague an. Für den Pokal hat es noch nicht gereicht, aber wer weiß? Selbstredend gab es auch männliche Geburtstagskinder, die zu beglückwünschen waren: Allen voran Josef Krott, dessen 90 Lebensjahre der HERZOG feierte, ebenso die 80-jährigen Geburtstagskinder Josef Jansen und Heinz Osen. Zwei Männer im Kreis Düren errangen besondere und bundesweite Aufmerksamkeit. Jens Bröker und Wolfgang Spelthahn werden uns sicher auch noch im Jahr 2025 begleiten.
Abschied
nehmen und gleichzeitig nicht vergessen, auch das gehört zum Jahresausklang. Zu den Menschen, die Jülich und das Jülicher Land mit prägten gehörten Alt-Bürgermeister Heinz Schmidt, der ehemalige Selgersdorfer Ortsvorsteher Arnold Peterhoff, der JÜL-Mitbegründer und Ratsherr Matthias Hoven sowie „Mr. Nordviertel“ Peter Schmitz. In der musischen Welt wird Heimatdichter Heinz Thull fehlen, ebenso wie der Musiker Ernst Matthias Simons, Prof. Elmar Achenbach als Instrumentalist und langjähriger Leiter des Collegium Musicum sowie der große Künstler Juan Fernandez.
Wenn das Jahr sich neigt, erhebt sich ein Neues. Nicht erst angesichts der jüngsten Äußerungen eines Elon Musk ist klar, dass alle in der Verantwortung sind, wenn die Gesellschaft auf demokratischem Kurs bleiben will. Das Jahr wird geprägt sein von Wahlkämpfen und Urnengängen. Tendenzen zu antidemokratischer Politik machen auch vor Jülich nicht halt, wie die Europawahl 2024 gezeigt hat. Der HERZOG hat in seinem Aufgabenheft stehen, ab Mai bis September wieder mit gezielten Fragen an die demokratischen politischen Fraktionen zu vermitteln, wofür die Parteien und Kandidaten stehen, die zur Wahl am 14. September antreten. Unter dem Motto: Wer zu früh wählt, den… wird erneut ein PoliTalk im Kulturbahnhof Jülich stattfinden. In Gesprächen, Fragerunden und durch spielerische Elemente werden Thomas Beys und Dorothée Schenk noch einmal den Anlauf nehmen, Standpunkte und Haltungen sichtbar zu machen. Wer sich erinnern möchte, wie es vonstatten geht, klicke hier (und spule auf Minute 9.25 vor).
Unglaublich wieviel „Ereignis“ in die Jahre passt. Für Interessierte, Nostalgiker und Menschen mit Zeit und Lust an Stadtgeschichte der jüngsten Vergangenheit:
2023: Was uns in Wort und Bild bewegt hat und 2022
und 2021 und 2020 und 2019