Das Tierheim für den Kreis Düren erhielt während der ersten Corona-Hochphase zahlreiche Unterstützung von Tierfreunden. Mit dem zweiten Lockdown wächst bei den Tierschützern erneut die Sorge um die Versorgung der Schützlinge. Das teilte das Tierheim in einer Pressemitteilung.
Siri, die momentan im Tierheim wohnt, eine bildschöne Schäferhündin, doch wie so viele Tiere, für die das Tierheim für den Kreis Düren ein vorübergehendes Zuhause ist, hat sie mehrere gesundheitliche Baustellen. In den vergangenen Monaten berichtete der Tierschutzverein für den Kreis Düren, dem das Tierheim am Burgauer Wald gehört, mehrfach in seinen sozialen Medien von der neunjährigen Hündin. Mit einem neuen Zuhause jedoch, will es einfach nicht klappen, bedauert Jürgen Plinz, Vorsitzender des Vereins. “Mit Hilfe von Spenden konnte Siri eine erfolgreiche Schmerztherapie machen. Obwohl sie weiterhin Behandlungen benötigen wird, geht es ihr seitdem gesundheitlich besser.“ Der Tierheimaufenthalt stresse die Hündin jedoch sehr und belaste sie zunehmend mental: „Unsere Pfleger und Gassigeher schenken Siri viel Liebe, doch sie braucht unbedingt ihre eigene Couch.“
Um die Vermittlungschancen von besonderen Sorgenfellen wie Siri zu erhöhen, initiierte der Verein vor Jahren die „Perlenpatenschaften“. „Über diese Hilfe können neue Besitzer Unterstützung bei den Tierarzt- und Medikamentenkosten erhalten“, so Plinz. In Siris Fall sind es laut dem Tierschützer aber nicht die Kosten, die Tierfreunde von einer Adoption abhalten. Als Grund vermutet er die indirekten Konsequenzen der Corona-Krise: „Menschen sehen sich von Jobverlust oder zeitweisem Verdienstausfall bedroht, müssen deshalb eventuell umziehen, das Haus mit Garten aufgeben oder haben Angst, selbst an Corona zu erkranken. Viele stellen sich die Frage, ob in veränderten Lebensumständen noch Platz für das liebgewonnene Haustier ist.“ Diese Abwägungen seien absolut richtig, so der Tierschützer, denn wer sich ein Tier anschaffe, übernehme Verantwortung für ein Lebewesen und das je nach Tierart für viele Jahre. Zahlreiche der Schützlinge im Heim brauchen regelmäßig ihre Medizin, berichtet Plinz. Vielfach sei der Kostenaufwand jedoch gering und stelle für die Besitzer kein Problem dar.
Mit dem angekündigten verschärften Corona-Lockdown seien Adoptionswillige jedoch zunehmend verunsichert: „Was, wenn der Preis der Tablette, die die Mieze jeden Morgen in der Leberwurst bekommt, auf den Monat gerechnet plötzlich zu hoch ist? Was passiert, wenn ein gesundes Tier auf einmal krank wird? Kann ich die Kosten für den Tierarzt oder für Spezialfutter noch tragen? Die Menschen stellen sich zurecht viele Fragen und warten mit der Anschaffung eins Haustiers erst mal ab“, so der Tierschützer.
Auf der anderen Seite müssten die Mitarbeiter des Kreistierheims, die stets um ein dauerhaftes Zuhause für ihre Schützlinge bemüht seien, zurzeit vermehrt Adoptionen ablehnen. Laut Plinz dann, wenn Menschen sich überhaupt keine Gedanken über die Zeit nach Corona machen und in dem Tier nur einen Tröster oder Lückenbüßer in einsamen Monaten sehen: „Zum Wohl der Tiere müssen wir dann leider Nein sagen.“ Tiervermittlungen die stagnieren, bei gleichbleibender Anzahl der aufgenommenen Fund- und Abgabetiere bedeuten für den Verein erhebliche Mehrausgaben. „Während des erstens Lockdowns im Frühjahr erhielten wir großartige Unterstützung von Tierfreunden, wofür wir nicht genug Danke sagen können. Viele Geldspenden, aber auch Sach- und Futterspenden haben die Versorgung unserer Schützlinge mit sichergestellt. Jetzt müssen wir einfach abwarten was kommt“, sagt Plinz.
Da für das Kreistierheim dieselben Regelungen wie für Zoos und Tierparks gelten, könne man frühestens nach dem Lockdown wieder für Besucher öffnen. Damit gingen erneut Einbußen einher. Auch die Spendendosen, die der Verein in zahlreichen Geschäften im Kreis aufgestellt hat, seien nicht so gut wie sonst gefüllt, berichtet Plinz: „Viele Leute meiden die Geschäfte oder gehen seltener einkaufen. Dies bekommen wir indirekt zu spüren. Wenn auch noch ein richtiger Lockdown kommen sollte, wird das die Situation weiter verschlimmern.“ Für die Tierschützer und ihre Schützlinge im Heim, die versorgt, gepflegt, gefüttert und in vielen Fällen eben auch medizinisch betreut werden müssen, sind die kommenden Wochen nun essentiell: „Die Vorweihnachtszeit ist extrem wichtig für uns, denn in diesen Wochen erhalten wir einen Großteil der Spenden im Jahr und schließen viele Patenschaften ab. Aber in diesem Jahr kann ich es niemandem übelnehmen, wenn er zunächst einmal an sich und seine Familie denkt“, sagt Plinz und hofft dennoch auf die Unterstützung der Menschen im Kreis Düren: „Was wir jetzt einnehmen, muss für die Versorgung unsere Schützlinge über den Winter reichen. Nur mit der Hilfe von Tierfreunden können wir unserer Siri und den vielen anderen Tieren weiterhin Schutz und ein sicheres Dach über dem Kopf bieten.“
Um zu verhindern, dass Tiere als Überraschungsgeschenk unter dem Weihnachtsbaum landen, haben die Tierschützer vor und während Weihnachten einen Vermittlungsstopp verhängt. Tierfreunde sind trotz dieser Maßnahme willkommen, die Schützlinge des Heims nach Terminabsprache schon einmal kennenzulernen. Bereits begonnene Vermittlungen führt der Verein zu Ende.