Bereits im Oktober 2024 hatten Vorstand und Fraktion der CDU ihren Parteimitgliedern per Post mitgeteilt, dass Frank Radermacher sich für die Wahl um das Bürgermeisteramt zur Verfügung stellen würde. Jetzt wurden Fakten geschaffen: Die Aufstellungsversammlung nominierten den 52-jährigen Jülicher Berufsoffizier, der im Bereich Rüstungskontrolle für die Bundeswehr auf internationalem Parkett unterwegs ist, als ihren Kandidaten. Ein Dienender der Sache will er sein, wie er den Anwesenden mitteilte. Am 14. September wird Radermacher neben dem amtierenden ersten Bürger, Axel Fuchs, als Spitze der Stadt und seiner Verwaltung in Jülich zur Wahl stehen.
In einer durchaus charmanten Rede hatte sich Radermacher den 49 anwesenden Mitgliedern noch einmal persönlich mit schulischem wie beruflichem und ehrenamtlichen Werdegang vorgestellt und seine Person als „Angebot“ unterbreitet, „auch aus der Überzeugung heraus, dass die CDU einen eigenen Kandidaten verdient hat und braucht.“ Das Stichwort demokratische Alternative zum amtierenden Bürgermeister Fuchs war bereits im Herbst genannt worden. An diesem Versammlungsabend meinte der gut gelaunte Kandidat, „dass wir nach Jahrzehnten mal was völlig Neues probieren in Jülich: Mit einem Bürgermeister, der einer Partei angehört. Das gibt es, glaube ich, seit über 30 Jahren nicht mehr.“
Die Frage „Was qualifiziert mich dafür und was sind die Gründe, warum ich mich als Bürgermeister bewerbe?“ beantwortete er emotional. Er habe beruflich alles erreicht, was möglich sei und „ich möchte meinem Jülich, meiner Heimat etwas zurückgeben“, der Stadt, die ihn geprägt habe durch viele gute Lehrer, Freunde und soziale Bindungen. Als Ehre würde er es empfinden, Menschen zu führen, Verantwortung für sie zu tragen. Damit habe er seit 32 Jahren beruflich Erfahrung. „Diplomatie und Konflikte lösen ist seit Jahren mein Beruf.“ Eine „Familienentscheidung“, betonte Radermacher, sei der Entschluss für die Kandidatur gewesen. Seine ältere Tochter ist bereits als CDU-Fraktionsgeschäftsführerin der Partei im Amt.
Frank Radermacher zog 2014 ebenso wie 2020 für die CDU mit Direktmandat in den Stadtrat. 2017 bis 2020 war er CDU-Parteivorsitzender. Derzeit ist er stellvertretender Fraktionschef und vertritt die CDU als Aufsichtsratsvorsitzender des Brückenkopf-Parks und ist Sprecher im Ausschuss für Jugend, Familie, Integration, Soziales, Schule und Sport. Natürlich nutzte Radermacher auch die Gelegenheit, die Themenpalette von Wirtschafts- über Familien- und Bildungspolitik auszubreiten: „Um die Themen unserer Stadt nach vorne zu bringen, müssen wir die CDU als Think Tank nutzen“, sagte Radermacher.
Bei der Aufstellungsliste für die Stadtratsmandate haben sich entscheidende Veränderungen ergeben. Die CDU wird „weiblicher“. Bis Platz 10 der Reserveliste ist eine paritätische Verteilung zwischen Frauen und Männern gelungen. „Darunter befinden sich vier Direktkandidatinnen für Stadtratswahlbezirke und eine Koppelkandidatin, die auf diese Weise ebenfalls gute Chancen auf ein Ratsmandat hat“, wie Marco Johnen als amtierender Fraktionsvorsitzender betonte. Neben Peter Plantikow und Dr. Helmut Schumacher ist Marco Johnen nämlich der dritte CDU-Mann, der nicht mehr für ein Ratsmandat im September kandidiert.
Johnen vollzieht einen Seitenwechsel: Er zieht sich zugunsten der Kreis-Politik aus der lokalen Politik zurück und „tauscht“ mit Julia Gruben den Platz. Mitte Januar hatte der CDU-Politiker in den Sozialen Medien dass es sich aus familiären Gründen aus der ersten Linie zurückziehen werde. Mit Leidenschaft sei er seit 2005 für die Partei unterwegs gewesen. Seit 2020 war er Fraktionsvorsitzender. Jetzt wolle er neben seinem anspruchsvollen Beruf seiner Familie Priorität einräumen. Dem Wunsch folgte die Versammlung und nominierte Johnen als Kreistagskandidaten. Johnen versprach: „Bis September werde ich weiter Vollgas geben und mein Amt bis zum Schluss mit voller Kraft ausfüllen.“
Im Vorfeld hatte der amtierende Fraktionsvorsitzende die Versammlung auf den Bürgermeisterkandidaten Radermacher eingeschworen, auch wenn er einräumte: „Natürlich haben wir gemeinsam mit Axel Fuchs in den vergangenen Jahren einiges in Jülich angestoßen und umgesetzt.“ Aber es gebe noch viel zu tun und einiges zu verbessern. Ausdrücklich sprach sich Johnen für einen fairen Wahlkampf aus: „Lassen Sie mich in diesem Zusammenhang aber eins unmissverständlich klarstellen: Mit uns wird es keinen Wahlkampf gegen jemanden geben, sondern einen Wahlkampf, in dem wir für unsere Kandidaten und unsere Positionen werben.“
Lesen Sie hierzu: Kandidatenkür