Helmi aus München hatte im letzten Jahr die Streaming-Sitzung aus dem „Schnapskännchen-Bahnhof“ so gut gefallen, dass sie in diesem Jahr die Reise ins jecke Jülicher Land antrat, um der Großen Kostümsitzung der KG Schnapskännchen im Festzelt am Güstener Sandweg live beizuwohnen. Live, da waren sich alle der rund 550 bunt kostümierten Jecken einig, ist viel schöner als vor dem Bildschirm. Dies brachte auch Sitzungspräsident Tom Beys in seiner Begrüßung zum Ausdruck: „Wie schön ist es, sich endlich wieder in die Augen sehen, anfassen und bütze zu können!“
Dass die Jecken aus Güsten, Welldorf, Serrest, den umliegenden Höfen und der weiteren Umgebung das Feiern nicht verlernt haben, zeigte die ausgelassene Stimmung während der mehr als vierstündigen Sitzung und der anschließenden Party im Vorzelt.
Doch nochmal zurück zum Anfang: Zum ersten Mal führte die Stadtgarde „Öcher Penn“, Aachens älteste und größte Karnevalsgesellschaft, den Elferrat zu Beginn der Sitzung an seinen Platz und stellte die Bühne auf die erste Belastungsprobe des Abends. Eine große Abordnung der Kommandantur, der Fähnriche und Soldaten sowie des Spielmanns- und Musikzuges bot ein prächtiges Bild. Mit dabei war auch das Marketenderpaar Lea Matthies und Christian Rademacher, mit seinen tänzerischen Darbietungen das besondere Aushängeschild der Öcher Penn.
Nach diesem bunten Bühnenbild und dem regen Treiben betrat Jupp Meneth als „Ne kölsche Schutzmann“ die Bühne. Ihm lauschte als erstem Redner des Abends – genau wie später Ingrid Kühne und Jürgen B. Hausmann (Jürgen Beckers) – eine aufmerksame Festzeltschar. Begeistert zeigte er sich, dass man in Güsten Kölsch versteht. Die drei Redebeiträge boten viele Gelegenheiten zum Schmunzeln und herzhaften Lachen: Anekdoten und Verzällche über Kirche und Politik, eine detailtreue Schilderung über den Hallenbadbesuch mit anschließender Umzieh-Akrobatik oder Berichte aus Eheleben und Schulalltag.
Zur Familie der KG Schnapskännchen zählen schon lange die Rot-Weißen Funken. Sie hatten zur Großen Kostümsitzung die Funky Tinies mitgebracht, in deren Mitte Kinderpräsidentin Elisa Zimmermann tanzt. Elisa nutzte gleich die Gelegenheit, zur Kindersitzung am Folgetag einzuladen. Einen besonderen Zauber verbreiteten anschließend die Funky Vibes mit ihrer „Magic Show“.
Eine besondere Überraschung und Ehre wurde dem 1. Vorsitzenden Jürgen Breuer zuteil, dem für seine besonderen Verdienste für die Gesellschaft das „Goldene Schnapskännchen“ verliehen wurde, das nur ganz selten und überhaupt erst zum fünften Mal (zuletzt vor 18 Jahren) verliehen worden ist. Ein besonderer Dank galt auch seiner Frau Sylke, die seit vielen Jahren den Kartenvorverkauf für die Gesellschaft organisiert und ihren Mann bei seinen Aufgaben tatkräftig unterstützt.
Dass die Festzeltbesucher nicht nur aufmerksame Zuhörer sind, sondern auch textsicher und musikalisch zu begeistern, davon konnten sich die Musikgruppen und Bands des Abends überzeugen. Als die Klüngelköpp die Bühne betraten, gab es kein Halten mehr auf den Stühlen. Neben älteren Liedern wie „4711“, „Wo die Stääne sin“ und „Bella Ciao“ inklusive rhythmischer Trommeleinlage hatten sie natürlich auch den neuen Hit „Niemols ohne Alaaf“ dabei. Und auch als zu späterer Stunde „De Räuber“ die Bühne erklommen, waren die Jecken im Zelt noch nicht müde und sangen, tanzten und schunkelten ausgelassen mit zu „Wenn et Trömmelche geht“, „Dat es Heimat“ oder „Wigga Digga“.
Die StattGarde Colonia Ahoj stellte die zweite Belastungsprobe für die Bühne dar und begeisterte mit ihrer Bordkapelle und dem Shanty-Chor. Anschließend musste auf der Bühne Platz gemacht werden für das Tanzkorps, und die flotten Tänzer wechselten im Laufe ihrer abwechslungsreichen und akrobatischen Tanzdarbietung vom Pilotenkostüm zum leichten Matrosenoutfit. Sie brachten das Festzelt zum Kochen, was nur zu einem geringen Teil durch die Heizung verursacht wurde.
Viel zu schnell mündete die Große Kostümsitzung in den letzten Programmpunkt. Die Kreuzauer Cover-Band „Raderdoll“ bescherte zum Abschluss der grandiosen Sitzung Kölsche Töne mit Liedern unter anderem von den Bläck Fööss und den Paveiern. Präsident Tom Beys und sein Elferrat nutzen nochmal die Chance, einen stimmungsvollen Schlusspunkt zu setzen mit blau-roten Pompoms und Leuchtstäben.