In Kirchberg entstand mithilfe des Jülicher Graffiti-Künstler Konstatin Petzi und zehn Jugendlichen aus dem Ort ein kleines Meisterwerk: Die Bus-Haltestelle an der Teichstraße (vor Gissler&Pass) steht jetzt im Zeichen des Krümelmonsters. Zwei weitere Bushaltestellen sind ebenfalls mit bunten Motiven gestaltet. Damit ist die Wartezeit auf den Bus dort nicht mehr grau in grau, sondern freundlich und modern. Wer kann sich dem grinsenden blauen Plüsch aus Kindertagen schon entziehen?
„Die ganze Aktion hat unglaublich viel Spaß gemacht und alle Akteure, inklusive der Eltern waren vollauf begeistert“, sagte die Organisation und Ideengeberin des Graffiti-Workshops, Katharina Ketels-Hagen vom Kirchberger Dorfverein. Sie hatte das Projekt gemeinsam mit Elisabeth Fasel-Rüdebusch von der Stadt Jülich ins Leben gerufen. Fasel-Rüdebusch ist zuständig für den Kinder- und Jugendbereich sowie die Schulsozialarbeit der Stadt.
Insgesamt haben die Jugendlichen im Alter von 12 bis 16 an drei Workshop-Tagen, drei Bushäuschen in Kirchberg kunstvoll gestaltet. Davor hatten sie einen Vorbereitungstag mit Graffiti-Profi Petzi. Neben dem Krümelmonster in der Teichstraße steht jetzt eine Haltestelle im Zeichen des Fußballs und eine im Zeichen des Fuchses.
Zur Vorbereitung hatten zehn Kinder, mit Sprühdosen und Stiften ausgestattet, zunächst im Karl-Knipprath-Stadion die Sprayer-Schulbank gedrückt. Sie waren sehr konzentriert bei der Sache und lernten die Charakteristika eines Graffiti-Bildes. Künstler Petzi weihte sie geduldig in die Welt der Graffiti-Kunst ein, die natürlich kein Vergleich ist mit vandalistischem Geschmiere, das nur für Verärgerung und teure Reinigungskosten sorgt.
Petzi selbst hatte sich entlang der Pump-Track, bereits zuvor mit eigenen Werken verewigt. Die Werke konnten die Kinder dort bestaunen und sich inspirieren lassen. Die Jugendlichen probierten erst auf dem Papier, und dann auf noch blanken Betonmauern, ihre eigenen Talente aus.
Am Folgewochenende durften erst die Jungs, und am Tag darauf die Mädchen dann zeigen, was sie können. Auch von hinten wurde eines der Bushäuschen von den Mädchen bunt gestaltet. Ein paar positive und motivierende Sprüche möchte das Team noch ergänzen.
Teilnehmerin Finja Krohnholz war begeistert: „Ich fand es sehr schön, etwas Neues, aber auch Besonderes zu machen, zu dem man sonst nicht kommt. Man hat sich mit Kunst verewigt“, sagt sie zu der Aktion. Bei dem 12 jährigen Milo Jelen wird aus dem Sprayen offenbar ein richtiges Hobby: Milo habe sich in Aachen bereits in einem Spezial-Geschäft mit Farbdosen und Sprühköpfen, sogenannten Caps, eingedeckt, erzählt Vater Thomas Jelen. Damit möchte Milo die elterliche Garage verschönern. Auch die graue Wand einer Nachbarin habe der Sohn schon ins Visier genommen, verrät der Vater.
Nicht so leicht war es offenbar, die Rippen der Wellblech-Teile der Häuschen fachmännisch so zu besprühen, dass es optisch aus einem Guss wirkte. Dazu der Meister Petzi: „Die Kinder haben das trotzdem gut hinbekommen. Da war ich begeistert von. Ich dachte, ich müsste mehr unterstützen.“ Auch ihn hat das Projekt offenbar erfreut: „Wir hatten einfach eine schöne Zeit gehabt, trotz schlechtem Wetter“, so der Profi.
Ketels-Hagen hatte an allen Tagen für die Verpflegung und eine reibungslose Organisation gesorgt. Es mangelte nicht an heißem Kakao und Tee an den schon etwas kühleren Herbsttagen.
In Kirchberg leben rund 150 Kinder und Jugendliche zwischen 6 und 18 Jahren. Die meisten von ihnen nutzen für den Schulweg Schul- oder Linienbusse. Die Häuschen der drei Haltestellen, die die Kinder täglich nutzen, seien in die Jahre gekommen und kein attraktiver Aufenthaltsort mehr für Busfahrende, so hatte Ketels-Hagen ihre Aktion bei der Stadt Jülich begründet – mit Erfolg. Auch Sponsoren hatten sich gefunden.
Die Aktion kam auch bei Kirchberger Einwohnern gut an: „Die Graffiti-Aktion ist mega klasse. Die Jugendlichen haben richtige Kunstwerke geschaffen“, sagte Astrid Nogga. Susanne Weitz findet: „Wirklich eine tolle Aktion und einiges in Kirchberg ist viel schöner geworden!“ Beim sonntäglichen Nachbars-Kaffee mit dem neuen „Coffee-Bike“, wo jetzt ebenfalls ein Container mit einem von Petzi gestalteten Motiv steht, diskutierten Anwohner rege, wer oder was wohl bei dem „Fuchsmotiv“ Pate gestanden habe. Jeder hatte eine andere Vorstellung davon. So hat die Aktion gleichzeitig für Gesprächsstoff im Dorf gesorgt.