Nach der Pandemie kam der Krieg – einhergehend mit einer Inflation, die besonders die Preise für Energie nahezu explodieren ließ. Für die Energiewirtschaft war das Jahr 2022 eine Herausforderung. Umso größer ist die Freude bei der Stadtwerke Jülich GmbH (SWJ), dass der Versorger mit einem Überschuss von 2,075 Millionen Euro das zweitbeste Ergebnis in der Unternehmensgeschichte erwirtschaftet hat. Das Eigenkapital stieg um rund zwei Millionen Euro auf 16,039 Millionen Euro. „Wir haben von einer eher soliden Einkaufsstrategie profitiert und konnten durchgängig Erdgas für die Kunden beschaffen“, blickt Geschäftsführer Ulf Kamburg auf ein Jahr voller welt- und versorgungspolitischer Umbrüche zurück. Auch wenn sich die Lage mittlerweile etwas beruhigt hat, seien Prognosen weiter schwierig: „Ausschläge sind in beide Richtungen möglich“, sagte Kamburg. Für alle Kunden gibt es dennoch eine gute Nachricht: Sowohl bei Gas als auch bei Strom wird es zum 1. Juni in allen Tarifen und allen Sonderprodukten eine Preissenkung geben.
„In der langfristigen Entwicklung sehen wir uns solide aufgestellt und gut gerüstet“, blickt Ulf Kamburg zuversichtlich in die Zukunft. Vor dem Hintergrund der Wirren auf den Märkten hätten sich in den vergangenen Monaten mehrere Mitbewerber aus der Branche verabschiedet, deren Preiskalkulation der Realität nicht standhielt. „Wir haben Kunden aufgenommen, die händeringend den sicheren Hafen gesucht haben, die ohne Gas und Strom dastanden“, berichtet der Geschäftsführer, der seine Verwunderung darüber nicht versteckt, dass viele dieser Kunden mittlerweile wieder den sicheren Hafen verlassen haben. Es gebe wieder „unterirdische Preise“ im Wettbewerb, doch an einem solch ruinösen Unterbietungswettbewerb wollen sich die SWJ nicht beteiligen.
Das Betriebsergebnis der Stadtwerke hat sich mit 3,309 Millionen Euro im Vergleich zum Vorjahr (1,377 Millionen Euro) mehr als verdoppelt, der Bruttoumsatz stieg auf 42,868 Millionen Euro (Vorjahr 36,084 Millionen Euro); davon entfielen 18,54 Millionen Euro auf Strom, 16,6 Millionen Euro aus Gas und 5,2 Millionen Euro auf Wasser. Das Anlagevermögen wuchs um rund fünf Millionen Euro auf 49,519 Millionen Euro. „Wir haben fast acht Millionen Euro in die Netze investiert“, berichtete Prokurist Dirk Sandmann (Finanzen). Weniger als geplant, da sich der Fachkräftemangel und die Materialengpässe auch bei Infrastrukturprojekten bemerkbar machen. 2,84 Millionen Euro wurden in den Glasfaserausbau, 1,4 Millionen in das Strom. Und 1,5 Millionen in das Gasnetz investiert. Zusätzlich nahmen die SWJ 1,8 Millionen Euro für den Erhalt und den Ausbau des Wassernetzes in die Hand. Rund 1,9 Millionen Euro flossen von der Vogelstange ins Rathaus, 1,35 Millionen Euro für Konzessionsgaben und 540.000 Euro Gewerbesteuer.
Viel (bürokratischen) Aufwand müssen die SWJ nach wie vor angesichts der regulatorischen Vorgaben wie etwa die Preisbremse betreiben. Eine große Herausforderung werden auch die aktuellen Veränderungen im Gesetzgebungsverfahren beim Gebäudeenergie-Gesetz und bei den Entwürfen eines Wärmeplan-Gesetzes in Bezug auf Wärmewende und Wärmepumpen. „Ein allumfassendes Fernwärmenetz, das die gesamte Stadt versorgt, ist im Bestand nahezu unmöglich. Aber wir prüfen bereits, was im Ausbau unseres bisherigen Netzes möglich und sinnvoll ist“, skizzierte Prokurist Dr. Uwe Macherey (Technik). Er rechnet damit, dass es in Zukunft viele kleinere Areale mit individuellen Lösungen geben wird, kleine, dezentrale Fernwärmenetze beispielsweise bei Neubauprojekten. Die Investitionen in die Netze sollen fortgeführt werden, angesichts des Ausbaus der E-Mobilität und der Wärmepumpen müssen mittelfristig auch die Stromnetze ertüchtigt werden. Auch wenn die Versorgungssicherheit gewährleistet ist, weisen die Stadtwerke „dringend“ darauf hin, dass sowohl PV-Anlagen als auch Wallboxen etc. meldepflichtig und PV-Anlagen mit einer Leistung über 22KW auch genehmigungspflichtig sind. Uwe Macherey: „Dies ist schon aus Gründen der eigenen Sicherheit und der Netzstabilität wichtig, aber auch für die Netzplanung von Bedeutung.“
Die Stadtwerke investieren in den kommenden beiden Jahren 18 Millionen Euro in ein neues Wasserwerk, um die Versorgung weiter zu verbessern. „Nicht Knappheit ist das vorrangige Thema, sondern steigende Nachfrage“, erklärte Macherey. Die Stadt wachse schließlich. Nach wie vor schade es aber nicht, auch das eigene Konsumverhalten zu hinterfragen und Wasser, aber auch Energie, einzusparen. „Der sorgsame Umgang mit dem Medium Energie bedarf deutlicher und längerer Anstrengungen aller“, sprach Ulf Kamburg von einer gesamtgesellschaftlichen Aufgabe. Die Stadtwerke selbst wollen einen deutlichen Beitrag zu mehr Nachhaltigkeit leisten und auf verfügbaren städtischen Flächen eigene große Photovoltaik-Anlagen realisieren. Die Untersuchung, welche Flächen dafür geeignet sind, laufe bereits. „Damit wird nicht nur die Ertragskraft in Jülich gehalten, sondern auch die Wertschöpfungskette gesteigert“, unterstrich Ulf Kamburg.
Grund zur Freude haben angesichts der schier unendlichen Sonnenstunden die Gäste des durch die Flut 2021 stark beschädigten Freibades, das am 1. Juni wieder öffnen konnte. Die Stadtwerke haben zur Beseitigung der Flutschäden rund 450.000 Euro investiert, rund 6000 Besucher wurden bereits registriert. Platz im Wasser ist noch vorhanden, aber spätestens mit Beginn der Ferien wird es wohl richtig voll werden.