„Man muss die Technik sichtbar machen – die Bürger wollen etwas sehen“, formulierte Landrat Wolfgang Spelthahn für den Kreis Düren als Gesellschafter bei der Jahrespressekonferenz des Brainergy Parks. Damit sprach er aus, was die Jülicher bewegt: Denn viel ist vor allem gesprochen worden über das neue innovative Gewerbegebiet mit dem erklärten Ziel, nachhaltig und möglichst klimaneutral zu sein. Alle Gebäude, so wurde noch einmal betont, würden mit Photovoltaik ausgestattet und durch Wärmepumpen versorgt, die auch innerhalb eines Gebäudes – sonnenzugewandte und sonnenabgewandte Seite – separat „geschaltet“ werden könnten. In diesem Zusammenhang lobte der Landrat die Standhaftigkeit der Geschäftsführung, die „keine falschen Kompromisse“ einginge, die die Ziele des Brainergy Parks beschädigen könnten. Konkret ging es um das Unternehmen NPROXX, das sich nach misslungen Verhandlungen jetzt in Alsdorf ansiedelt. Hier gab es wohl, so war zu hören, nicht den Willen sich dem nachhaltigen Konzept und der Nutzung regenerativer Energien anzuschließen.
Es wird gebaut auf dem Areal Merscher Höhe, das ist mit bloßem Auge erkennbar. Wie viel tatsächlich schon zu sehen ist, und was alles in diesem Jahr noch sichtbar wird, erläuterten im Wechsel die Geschäftsführer Frank Drewes und Prof. Bernhard Hoffschmidt. Im vergangenen Jahr sind bereits einige Eröffnungen gefeiert worden, das Helmholtz-Cluster für Wasserstoffwirtschaft gehört dazu, ebenso wie Synhelions Produktionsstätte für Treibstoff als Sonnenenergie und der größte Solarpark von NRW. Dass die Arbeitenden im Brainergy Park sich auch kulinarisch versorgen können, dafür will Felix Abschlag sorgen. Der Spatenstich für seine Bäckerei fällt ebenfalls ins Jahr 2022. Im Sommer 2023 soll Eröffnung gefeiert werden.
Darüber hinaus soll am 1. August das so genannte „Technikum“, das sich derzeit im Bau befindet, fertiggestellt sein. Hier soll das Wasserstoff-Cluster einziehen, das derzeit die zur Verfügung gestellten Bürocontainer nutzt. Dann könne die Zukunftsschmiede über eine 900 Quadratmeter große Halle verfügen. Ergänzt werden soll dieser Bau durch einen vier Hektar großen Strukturwandel-Campus, auf dem auch das DLR – Institut für Luft- und Raumfahrtechnik – und das Forschungszentrum Raum fänden. Als Herzstück soll das künftige Zentralgebäude des Wasserstoffclusters entstehen.
Der Kreis Düren kündigt am Rand des Gewerbeparks den Bau eines Elektrolyseurs für grünen Wasserstoff an. Dieser wird seine Energie aus dem nördlich an den Brainergy Park Jülich angrenzenden Solarpark beziehen. Die Anlage wurde ursprünglich für eine Leistung von sechs Megawatt konzipiert. Aufgrund der großen Nachfrage nach grünem Wasserstoff werde sie wesentlich größer gebaut, sagte Landrat Wolfgang Spelthahn. Außerdem würden in diesem Januar noch erste Gespräche mit dem Forschungszentrum geführt werden, um den Bau einer ersten kleine „Pipeline“ zwischen Brainergy Park und Forschungszentrum anzugehen, durch die Wasserstoff „fließen“ soll. Dazu könnten alte Gasleitungen genutzt werden, die jetzt nicht mehr in Gebrauch seien.
Neben den Innovationen und Bautätigkeiten ist ein wichtiger Punkt im Strukturwandel die Schaffung von Arbeitsplätzen – und die Finanzierung des Gesamtprojektes. Die Prognose für neue, qualitative Arbeitsplätze, die entstehen werden, schwankt zwischen 2000 – Ankündigung von Frank Drewes – und 4000 – Annahme von Aufsichtsratsvorsitzendem Axel Fuchs. Grundsätzlich gilt wohl, was Prof. Hoffschmidt auch für die Finanzen – also Fördergelder – ankündigt: „Wir sind schon optimistisch!“ Im ersten Halbjahr, so Hoffschmidt, rechnet er mit neuen Zuwendungen aus Strukturwandel-Mitteln. „Wer, wenn nicht wir als Vorzeigeprojekt des Strukturwandels“, solle Zuschüsse erhalten, meint Hoffschmidt selbstbewusst. Er begründet das mit dem derzeitigen Projektfortschritt. Einzig aus „Jülich“ lägen umfangreiche Unterlagen vor, die diese Förderungen möglich machten. Konkret bezieht er sich auf den Antrag zum Bau des Gründerzentrums „Brainergy Hub“, der bei der Bezirksregierung Köln wenige Tage vor Weihnachten 2022 eingereicht wurde. Umgesetzt werden soll der Siegerentwurf: Das kreisrunde Gebäude soll bis 2026 fertiggestellt sein und auf 10.000 Quadratmetern Bürofläche das Herzstück für Kommunikation sein. Weil der Brainergy Park Jülich aber bereits früh Startups an diesen Standort binden möchte, wurde für das Jahr 2023 als Übergangslösung eine Startup Village in einer Holzmodul-Bauweise angekündigt. Erste Gebäude könnten bereits im Februar stehen, so Hoffschmidt.
Dieses Areal ist eine Antwort auf die Fragen des so genannten „New Work“, meint Drewes. Kreativität brauche Orte der Begegnung und des Austausches. Darüber hinaus sind perspektivisch ein Biergarten und Außengastronomie geplant, die in den Pausen oder nach der Arbeit zur Entspannung einladen sollen.
Das Interesse an einer Ansiedlung auf dem Brainergy Park sei weiterhin groß, war zu hören. Wenigstens sechs Verkäufe wurden angekündigt. Scheint die Zahl auch überraschend klein, erläutert Aufsichtsratsvorsitzender Fuchs, dass es auf die Umfänge der Areale ankäme. Ein Interessent, so verriet er, sei etwa an vier Hektar für sein Unternehmen interessiert. „In diesem Jahr wird es diverse Spatenstiche geben“, versprühte Fuchs schmunzelnd Optimismus.
In der Erkenntnis, das nicht alle ansiedlungswilligen Unternehmen sich auch mit dem Bau von Bürogebäuden, Laboratorien und Hallen beschäftigen wollen, streben die Gesellschafter die Gründung einer – von der Brainergy Park GmbH unabhängigen – Immobiliengesellschaft an. Sie soll die drei Gebäudetypen in Standardformaten anbieten, sagte Jürgen Frantzen, der Bürgermeister der Landgemeinde Titz und Vorstandsmitglied im Aufsichtsrat des Gewerbeparks.
Geschäftsführer Frank Drewes lädt ein, sich selbst einen Eindruck auf dem Gelände Brainergy Park zu verschaffen: Einerseits bieten hierzu die Info-Stelen mit QR-Codes eine gute Leitlinie, zum Zweiten werden als „Botschafter“ die Initiatoren und ehemaligen Bürgermeister Heinrich Stommel und Hermann Heuter Gäste führen. Die erste Führung ist für den 4. März angekündigt. „Hier gibt es jede Woche etwas Neues zu sehen“, so Drewes.