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Willkommen Zuhause!

Ich möchte morgens aufwachen und wissen, dass ich am richtigen Fleck angekommen bin – körperlich und seelisch. Ich will lächeln, wenn ich am Ortsschild zu meinem Zuhause vorbei fahre. Und ich möchte gerne weggehen, aber noch lieber wieder dorthin zurückkommen.

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Sunita Gupta-Lessmann begrüßte als stellv. Vorsitzende des Vereins Stadtmarketing die Gäste. Foto: Dorothée Schenk
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Sehr geehrte Damen und Herren,
ich freue mich, dass Sie heute den Weg hierher gefunden haben, um unserer Preisverleihung und dem diesjährigen Neujahrsempfang beizuwohnen.

Ganz herzlich begrüße ich im Namen des Stadtmarketing-Vereines
die beiden diesjährigen Preisträger
unseren Landrat – Herrn Spelthahn sowie die Firma Jos. Fischer. Herzlich gegrüßt seien auch
unsere Abgeordnete für den Landtag– Frau Dr. Peill, sowie unser Bürgermeister – Herr Fuchs.
Herr Bürgermeister, lieber Axel, danke für die tolle Zusammenarbeit im letzten Jahr und dass wir heute wieder hier im Rathaus sein können.
Es ist eine große Freude, dass zwei unserer ehemaligen Bürgermeister und drei Träger des Ehrenringes der Stadt sowie unsere vormaligen Preisträger anwesend sind.
Wie sie heiße ich herzlich unsere Gäste aus Politik und Verwaltung, aus Unternehmen, den Wissenschaftseinrichtungen,
Schulen und Behörden willkommen,
sowie die Vertreter der Vereine,
unser Kuratorium,
unsere Mitglieder
und die Damen und Herren der Presse:

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Herzlich Willkommen zur Verleihung des Stadtmarketing-Preises 2020. Und als Muttkrat sage ich: Willkommen doheem!

Doheem? DAHEIM?
Was ist das eigentlich Heimat – Geruch, Erinnerung, Idee, Klischee?
Heimat hat damit zu tun, woher ich komme und wohin ich mich sehne.
Sie ist ein Teil von mir. Sie hat mich geprägt und prägt mich vielleicht noch immer.
Heimat ist also ein wichtiger Teil meiner Identität.
Wie macht sie das? Wie schafft sie es, mich zu prägen? Und kann ich umgekehrt ebenfalls meine Heimat prägen? Habe ich einen Einfluss darauf?
Hat jeder eine und hat jeder nur eine Heimat?

Heimat ist für die meisten Menschen ein sinnlich und emotional erfahrbarer Ort der Verwurzelung und Zugehörigkeit.
Sie ist mehr Gefühl als Gewissheit – ein Begriff, der unterschiedliche Interpretationen und Projektionen, Deutungen und Vereinnahmungen zulässt.
Er steht für Bindung, und dennoch spaltet er.
Er verspricht Zugehörigkeit und wird doch als Mittel der Ausgrenzung missbraucht. Allein schon deshalb ist es wichtig zu fragen, was Heimat bedeutet, und die Deutungshoheit über diesen Begriff nicht den Nationalisten und Rechtspopulisten zu überlassen.
Wer das Eigene kennt und wertschätzt, kann auch dem zunächst Fremden Raum geben, ohne sich dadurch bedroht zu fühlen.

Wenn man sich mit Stadtmarketing beschäftigt, betreibt man im weitesten Sinne auch eine Art der Heimatpflege, wichtig daher stets kritisch zu hinterfragen:
Wünscht man sich Idylle und resigniert vor den Herausforderungen der Gegenwart? Ist es ein Kreisen um uns selbst und um die Dinge und Menschen, die uns vertraut sind? Dieser Wunsch, dass alles seinen Platz und seinen Rahmen und seine Ordnung hat …
Dieses Gefühl ist jedenfalls flüchtig wie eine Wolke und formt sich wie diese immer wieder neu.
Heimat ist nichts Selbstverständliches, nichts, was einfach so bleibt, nichts Unveränderliches.
„Heimat ist da, wo ich verstehe und verstanden werde“, so hat es der Philosoph Karl Jaspers formuliert.

Verstehen und verstanden werden:
Das braucht Selbstvergewisserung einerseits und Verständigung andererseits.
Kulturelle Selbstvergewisserung und
Weltoffenheit
gleichermaßen, darum geht es.
Und jetzt schauen wir uns mal unsere Heimat an. Schauen wir uns mal unser Jülich an. Was haben wir hier alles – einfach so – auf kleinstem Raum?
Betrachten wir z.B. mal den Titel unseres Stadtlogos, nicht nur in seiner rein deskriptiven Bedeutung – lesen wir ihn auch mal zwischen den Zeilen:
Historische Festungsstadt – Moderne Forschungsstadt
Kulturelle Selbstvergewisserung und Weltoffenheit gleichermaßen

Historische Festungsstadt – Gedankenstrich – Moderne Forschungsstadt
Das ist eine Klammer –
Ohne Herkunft und Zukunft ist unser Leben zusammenhanglos.

Herkunft: Entstehung, Erfahrung, Erkenntnis, Entwicklung … Zukunft: Visionen, Ideen, Forschung, Fortschritt …
Das Gestern und das Morgen. Und dazwischen?
Das dazwischen, der Gedankenstrich – das ist ein Auftrag: Das ist das JETZT, das ist das HIER, das sind WIR.
Und das können wir mit gestalten.
JETZT! HIER! WIR!

Ersetzen wir doch mal diesen schwierig-sperrigen Heimat-Begriff durch „Zuhause“: Keine gesellschaftliche Anforderung ist so wichtig wie die, Sicherheit, Verlässlichkeit und das unendliche Wohlbefinden eines Zuhauses zu schaffen.
Eine Basis und eine Art Verbindlichkeit stiften zu wollen.
Eine Verbindlichkeit zu uns selbst.

Albert Schweizer hat gesagt: „Wer zum Glück der Welt beitragen möchte, der sorge zunächst einmal für eine glückliche Atmosphäre in seinem eigenen Haus.“

Ein gutes Zuhause soll bekanntermaßen beides verleihen:
Wurzeln und Flügel!
Herkunft und Zukunft …
Ein Zuhause gibt Rückhalt und Sicherheit, es schafft aber auch Möglichkeiten zur Entfaltung, Entwicklung und Wachstum, ein Zuhause ist wertschätzend und ermutigend, es fördert UND fordert die, die dort leben.
Zuhause ist ein Teil von MIR und ICH bin ein wichtiger Teil dieses Zuhauses. Ich gebe darauf acht: Ich verschmutze, vermülle, vergifte mein Zuhause nicht.
Ein gutes Zuhause heißt willkommen, ist einladend und gastfreundlich. Zuhause ist kein abstrakter Begriff.
Es ist das Gefühl, das dir die Menschen geben, die darin leben.

Was wir hier für ein wunderbares Zuhause haben, sehen wir nicht zuletzt an unseren beiden heutigen, aber auch an den bisherigen Preisträgern des Stadtmarketing-Preises:
Wir haben diese Menschen, die uns unsere Geschichte bewahren, erklären und in den Gesamtzusammenhang stellen, wir haben die Menschen, die in die Zukunft blicken, mit Visionen und Ideen den Fortschritt vorantreiben und wir haben die Macher im Hier und Jetzt, die innerhalb dieser Klammer – stets mit beiden wichtigen Polen im Blick – gestalten und sich einsetzen.
Wir haben z.B. einen Bürgermeister, der uns zuruft, dass wir LEBEN sollen, dass wir in einer besonderen Stadt mit besonderen Menschen leben, der uns auffordert selbstbewusst und mutig und vor allem positiv zu sein.
Wir haben einen Landrat, der uns anspornt mit mehr Selbstverständnis für unsere Stadt einzutreten und der nicht verwalten, sondern – wie er selbst sagt – Menschen mit seinen Ideen „strapazieren“ und zu eigener Kreativität ermutigen möchte.

Wir haben eine Landtagsabgeordnete, die uns den Rücken stärkt, indem sie präsent und nahbar ist, und uns vorlebt, dass Zusammenhalt Zukunft gestalten kann.

Wir haben viele tolle ehrenamtliche Vereine und Gruppen, zum Beispiel unseren Stadtmarketing-Verein, dessen Mitglieder sich – seit über zwanzig Jahren – in ihrer Freizeit für diese Stadt einsetzen und damit u.a. dafür gesorgt haben, dass wir ein Logo, beleuchtete Baudenkmäler, Infotafeln, Rundwanderwege, Muttkratemarketing, Frequenzzählungen, Stadtgespräche, etc., etc. haben.

Heute verleihen wir keinen Heimatpreis, sondern einen Stadtmarketingpreis. Was hat Stadtmarketing also mit all dem zu tun?
Alles Stadtmarketing fußt auf der Identität einer Stadt.
Um auf die beiden eben benannten Pole zurückzukommen, geht es darum auf der Basis des Geworden-Seins und mit den Visionen fürs Werden-Wollen das vielschichtige Kernwesen einer Stadt erfassen.

Stadtmarketing muss Ausdruck eines Stadtgefühls der Bevölkerung sein, soll das Herz der Stadt, die Kernkompetenzen in Emotionen beschreiben. Man könnte vllt meinen, mit alledem was wir hier in Jülich haben, ergibt sich ein positives Image der Stadt von selbst – wir müssen es aber mit Leben füllen und das nach außen tragen, Stadtidentität erlebbar machen, einladend sein.
Es gibt kein „Amt für das seelische Wohlergehen“ in der Stadt. Wir sind alle die Stadt und an verschiedenen Stellen entstehen Wege und Konzepte der Identitätsentwicklung.

Identitätsentwicklung bleibt eine Reise – aber eine, bei der jeder mit planen, mit gestalten, mit wirken kann.
Es geht um die Identifikation mit deiner / meiner Stadt als Basis für dein / mein eigenes Engagement.
Es geht um dein / mein Zuhause.

Morgens wachst du auf und weißt, dass du am richtigen Fleck angekommen bist. Du lächelst, wenn du am Jülicher Ortsschild vorbei fährst.
Du atmest tief ein, wenn die Zuckerrübe duftet.
Du spitzt die Ohren wenn die Muttkrat rumquäkt.
Du gehst vllt gerne mal weg, aber am liebsten kommst du immer hierher zurück.

Willkommen Zuhause!

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