Im April 1974 meldete der damals 27-jährige junge Papa David seine 5-jährige Tochter bei der DLRG in Jülich zum Schwimmkurs an. Eigentlich wollte er nur, dass sie vor Schulbeginn schwimmen konnte. Das sich daraus eine ehrenamtliche Lebensaufgabe spinnen würde, war ihm sicher noch nicht klar. Dem heute 77-jährigen David Wirtz leuchten die Augen, wenn er von seiner aktiven Zeit erzählt.
Schnell schloss sich der Sportliche – der übrigens auch Kopf des Stadtsportverbandes Jülich ist – der Tauchergruppe der DLRG an, machte die Ausbildung zum Rettungsschwimmer und ließ sich zum Rettungstaucher ausbilden. Die Tauchergruppe in Jülich umfasste damals rund 15 Mitglieder, von denen sich acht auch heute noch treffen. Die Rettungstaucher sicherten viele Wassersportaktivitäten ab. In der Region waren sie am Barmener See, Echtzer See und Blausteinsee im Einsatz, aber auch deutschlandweit, etwa in Travemünde und einem besonderem Einsatz in Italien, Rimini ging es „ans Wasser“.
Und sie wurden Weltrekordler: 1989 und 1990 hat die Jülicher Tauchergruppe den Weltrekord im „Skat unter Wasser“ geknackt und Einträge im Guinness Buch der Rekorde erhalten. Dazu wurde auf dem Marktplatz neben dem Alten Rathaus ein mit 15.000 Liter Wasser befüllter Tauchturm aufgestellt und unter Applaus des Jülicher Publikums 27 Stunden 29 Minuten und 15 Sekunden Skat unter Wasser gespielt. „Spiel ohne Grenzen“ auf den Rurwiesen sowie die Rheinlandschau sicherten die erfahrenen Taucher ab. Ein Dutzend Male wurde ein Volks-Triathlon am Barmener See organisiert und wasserrettungsdienstlich gesichert. Die Liste der Aktionen scheint schier unendlich.
Aber es gab auch Bergungseinsätze, die David Wirtz geleitet hat. Die Bedrückung dieser Erfahrungen steht ihm auch nach vielen Jahren ins Gesicht geschrieben.
Vom Retter wurde David Wirtz schließlich auch Ausbilder: Mit zusätzlichen Qualifikation ist er in die DLRG Schwimmausbildung und schließlich als Bootsführer für 11 Jahre auch als Ausbilder zum Bootsführer eingestiegen. So mancher, der heute in der Verantwortung und Leitung in der DLRG steht im Boots- und Tauchwesen wurde von ihm ausgebildet. Seinen letzten Kurs zum Bootsführerschein hat der heute 77-jährige übrigens 2021 geleitet.
Seine Jugendarbeit in Jülich war legendär. Die jungen Leute kamen gerne in seine Ausbildungsgruppen. Angeboten wurden etwa jährliche Zeltlager, Karnevalsumzüge (Motto: „Unser letztes Biotop – Hallenbad Jülich“). Die Eltern waren immer in alle Aktivitäten einbezogen.
Aktiv sein und dabei auch Verantwortung übernehmen ist ein Merkmal von David Wirtz: 14 Jahre lang übernahm er das Amt des Ortsgruppenleiter der DLRG in Jülich, zeitweise war er zusätzlich Pressereferent, übernahm Verantwortung im DLRG Bezirk als stellvertretender Leiter und war elf Jahre lang tätig im DLRG Landesverband Nordrhein im Arbeitskreis Bootswesen.
Schnell war David Wirtz als Organisationstalent mit Pflichtbewusstsein bekannt. Bis heute ist er neben weiteren Funktionen Vorsitzender im Stadtsportverbund Jülich, Vorsitzender des Angelsportvereins Jülich und unterstützt die Vorstandsarbeit der DLRG OG Jülich als Wahlleiter, Kassenprüfer oder Beisitzer.
Gefragt nach der Vereinbarkeit von Ehe und Familie mit all diesen Aktivitäten lächelt er stolz: „Ich bin seit 54 Jahren glücklich verheiratet und werde von meiner Frau tatkräftig unterstützt, mit der er zwei Töchter großzog und sich inzwischen an den vier erwachsenen Enkeln erfreut.
Bei diesem Pensum verwundert es fast, dass er noch einem Beruf nachgehen konnte. Auch hier war zunächst umtriebig: Acht Jahre lang absolvierte er mit der Bundeswehr Nato-Einsätze. Anschließend wurde er Hausmeister in der Promenadenschule. „Öffentlicher Dienst“, sagt er. „Ich kannte alle Büros in der Verwaltung!“ Er kann sehr gut mit Menschen, das merkt man sofort. Diese Eigenschaft, sein bescheidenes Auftreten und seine Hingabe an die Arbeit der DLRG haben ihm zahlreiche Türen geöffnet. Er erzählt, dass er viele Klinken geputzt hat, um Spenden für die Jugendarbeit und Anschaffungen zu requirieren. Dafür war er sich nie zu schade.
Gefragt nach seiner Sicht für die Zukunft der DLRG mit den Problemen wie Rückgang im Ehrenamtsengagement und sinkende Zahl von Rettungsschwimmern wird David Wirtz ernst. Bürokratismus und Auflagen würden diese Arbeit erschweren, sagt er. Vorsitzende und Leiter stünden eigentlich immer mit einem Fuß im Gefängnis. Seine Perspektive für die DLRG in der zukünftigen Seenlandschaft Indesee und Hambacher See ist positiv. „Es wird einen Boom in der lokalen Freizeitgestaltung geben. Die zukünftigen Wassersportaktivitäten auf den Seen machen einen gut organisierten Wasserrettungsdienst notwendig.“ Der denkbar beste Schlusssatz kommt aus seinem eigenen Mund: „Hat sich gelohnt, das Leben!“ sagt David Wirtz.