Die VHS Jülicher Land boomt. Im Jahresbericht 2018 ist nachzulesen, dass über 18.000 Unterrichtsstunden geleistet worden sind, davon fast 11.000 alleine im „Fach“ Deutsch als Fremdsprache. So hoch waren die Zahlen noch nie. 453 Kurse sind von 151 Dozenten angeboten worden. „In den letzten Jahren haben wir immer nur reagieren können“, schildert Claudia Schotten die Herausforderungen des Bildungsangebotes. Durch den Zuzug der Flüchtlinge 2015 und den daraus resultierenden notwendigen Angeboten kam es zu einer Akzentverschiebung: „Wir waren hier die Deutschschule.“ Inzwischen ist Zeit, wieder etwas durchzuatmen und – den Bedarf erkennend – vorausschauend zu planen. „Das nächste Thema wird sicher sein: wie machen Flüchtlinge ihren Schulabschluss.“
Gerne mehr in den Fokus rücken würde die VHS-Leiterin das Thema berufliche Weiterbildung. Gefreut hat sie sich, dass vor den Sommerferien der „Nachbar“ Stadtwerke für seine Mitarbeiter zwei über 100 stündige EDV-Schulung „gebucht“ hatte. Solche Angebote kann die VHS maßschneidern. „Wir möchten gerne von den Unternehmen wahrgenommen werden als Partner, der das leisten kann“, sagt Claudia Schotte. War berufliche Bildung mal ein großes Thema wird derzeit vor allem der Ausgleich zum Beruf gesucht: VHS Kurse in Sport, Gesundheit und Kreativität sind gut nachgefragt.
Heute ein Erfolgsmodell begann die VHS in Jülich mit einigen Startschwierigkeiten. Nach der ersten Gründung 1947, entstanden aus Sonntagsschulen und dem Fortbildungsverein, wurde schon drei Jahre später die Arbeit eingestellt, um nur zwei Jahre später eine Wiederaufnahme zu erfahren. Das Datum ist allerdings nur rückblickend aus dem Jubiläumsheft „20 Jahre VHS“ 1972 zu rekonstruieren. Es folgte „JuLiA“, die VHS für Jülich-Linnich-Aldenhoven, deren Geschichte aber 1987 endet, als Linnich und Aldenhoven wieder zur Kreis-VHS gehören – 15 Jahre lang waren die Jülicher „für sich“. Die letzte Umstrukturierung erfolgte 2012 zur VHS Jülicher Land mit dem Einzugsgebiet des Altkreis Jülich.
Und der Blick in die Zukunft: „Wir haben jetzt Luft für die Frage: Wohin kann die Reise gehen?“ Digitalisierung ist ein Thema und beispielsweise Live-Stream-Vorträge. Das sieht Claudia Schotte kritisch, denn: „Sind wir nicht ein Begegnungsstätte? Nicht da für den sozialen Austausch?“ Die Frage wird noch diskutiert.