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Verändern und gestalten

Seit 20 Jahren ist Sunita Gupta-Lessmann in Jülich eine Marke – oder besser: Sie setzt Marken. Gemeinsam mit ihrer Partnerin Pia von Ameln war sie das "Team für Gestaltung"; das Nachfolge-Unternehmen heißt "Fjell-Design". Inzwischen hat die Designerin ein weiteres Standbein und macht von sich reden: Die Jülicher beeindruckte sie mit ihrer Rede zum Neujahrsempfang des Stadtmarketing e.V., dessen Vize-Vorsitzende sie ist. Eine vielseitige Frau.

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Sunita Gupta-Lessmann. Foto: privat
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Nicht hinnehmen – verändern und gestalten. Das ist das Thema von Sunita Gupta-Lessmann. Das gilt für viele Ebenen ihres Lebens. Heimat gestalten ist ihr Ansinnen, und zum Heimat gestalten, Verantwortung zu übernehmen, dazu ruft sie als stellvertretende Vorsitzende des Stadtmarketing-Vereins alle Jülicher auf.

Angefangen hat alles nach dem Abitur am Gymnasium Zitadelle mit dem Wunsch, Zeichen zu setzen mit Stift und Papier. In einer klassischen Werbeagentur lernte sie im Praktikum aber erst einmal, dass der Beruf als Broterwerb auch bedeutet, mit Kunden ins Geschäft zu kommen, deren Wünsche aufzunehmen, Angebote und Rechnungen zu schreiben. Das war eine gute „Schule“.

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An der FH in Aachen hat die Jülicherin visuelle Kommunikation studiert – heute Kommunikationsdesign genannt –, übrigens bei einer Professorin: Doris Casse-Schlüter, die später Dekanin wurde. Mit Auszeichnung schloss Sunita Gupta-Lessmann ihr Studium ab. Zu der Zeit hatte sie mit ihrer Partnerin Pia von Ameln bereits ihr erstes Unternehmen „Team für Gestaltung“ gegründet. „Man ist zu zweit mutiger“, sagt Sunita Gupta-Lessmann. Aber schließlich hatten die beiden durch gemeinsam gewonnene Wettbewerbe im Studium schon einige Kunden „in der Pipeline“. Das Kuriosum: Zwei Kunden saßen sogar bei der Übergabe der Ehrenplakette an Sunita Gupta-Lessmann mit im Publikum: Heinrich Stommel und Peter Nieveler. An dem Tag der Auszeichnung wurde außerdem ein Buch von Wolfgang Hommel veröffentlicht, für dessen Gestaltung das Duo verantwortlich gezeichnet hatte. Solche Zufälle gibt es eigentlich nicht.

Wolfgang Hommel war auf das Team für Gestaltung durch ein Jülich-Kochbuch aufmerksam geworden und hatte sie für die Gestaltung der Broschüre „Jülich Information“ engagiert. Auch hier war wieder der Zufall mit im „Team für Gestaltung“. Ursprünglich sollten sie ein Titelbild entwerfen, daraus wurde letztlich das Stadtlogo, das bis zum heutigen Tag Bedeutung hat: die Zitadelle mit dem Oszillographen.

Besonders stolz ist Sunita Gupta-Lessmann aber auf einen ganz anderen Auftrag, der durch viele Hände in ganz Deutschland gegangen ist: Für den Ernst-Klett-SchulbuchVerlag haben sie das „Deutschwerk“ neu gestaltet. Als sie es in Leipzig präsentieren mussten, war die Designerin mit ihrem ersten Kind hochschwanger. Hier machte sie die Erfahrung, dass die Frauen im Osten der Republik viel entspannter mit Frauen, Arbeit und Familie umgingen. Das Duo erhielt den Zuschlag, und es war kein Thema, ob eine junge Mutter den Auftrag werde erfüllen können. Auch die zweite Präsentation, die in der Begleitung der acht Wochen alten Tochter – inklusive der Schwiegermutter als Betreuung – stattfand, sei unkompliziert verlaufen, erinnert sich Sunita Gupta-Lessmann lächelnd. Außerdem „ist der didaktische mein Lieblingsbereich im Kommunikationsdesign“, das heißt, Informationen so zu präsentieren, dass sie gesehen und verstanden werden. Derzeit ist das ihr Anliegen im „Muttkrat-Design: Die Vorzüge von Jülich und die Geschichte sollen verständlich gemacht werden und so ein Heimatgefühl erzeugen.

Apropos „Heimat“. Hier machte Sunita Gupta-Lessmann als Frau ganz eigene Erfahrungen. Nicht „das bisschen Haushalt“, aber „das bisschen Zeichnen“ erfordert immer wieder Rechtfertigung. „Ideen brauchen viel Denkarbeit“, weiß die Gestalterin, „die sieht man aber nicht.“ Es seien keine Geistesblitze, die einen heimsuchten. Konzepte brauchten Zeit. Das Designen werde fast wie „Liebhaberei“ von der Steuerbehörde abgetan. Paketboten hätten wie selbstverständlich statt an die Unternehmerinnen die Bestellung an zufällig anwesende Männer geben wollen, die allerdings Kunden gewesen seien. Noch vor zwei Jahren wurde Sunita Gupta-Lessmann als Praktikantin angesprochen. „Da hatte ich schon 20 Jahre Berufserfahrung“, zuckt die 47-Jährige etwas ratlos die Schultern. Die Krönung war allerdings, als die Frauen als „Fjell“ eine Ausstellung in einer Galerie planten: Alle Details waren abgesprochen, und da fiel der Satz: „Dann muss ich nur noch mit Ihren Männern sprechen.“ „Ich bin in dem Moment leider nicht schlagfertig genug gewesen. Ich war so perplex, dass ich gar nichts sagen konnte.“ Die Frauen haben auf die Ausstellung daraufhin verzichtet.

Beharrlich bleibt Sunita Gupta-Lessmann. Ein großes Ziel ist, junge Frauen zu bestärken, damit sie nicht in die Sprachlosigkeit verfallen, die Sunita Gupta-Lessmann als Frau, die in Bildern spricht, zuweilen überfällt. Gelingen soll das in Kooperation mit Ellen Gürtler. Die Psychotherapeutin und Stimmbildnerin hat mit der Designerin 2018 das Standbein „inPraesentia“ gegründet. Gemeinsam gehen sie der Frage nach: Wie übertrage ich ein inhaltliches Konzept in eine überzeugende Präsentation? „Ich möchte meine Kompetenzen gerne weitergeben.“ So haben sie eine Trainee gecoacht, die zur Führungskraft qualifiziert werden soll. „Es gibt immer noch frauenspezifische Themen, in denen man Leute coachen kann, damit sie mit typischen Fragestellungen besser umgehen können.“


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