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Der schwere Weg des Friedens

Einmal mehr wurde mit dem Ensemble Opus 45 eine Deutschlandpremiere des neuen Programms begangen. „Gefeiert“ scheint angesichts des Themas unangemessen. Sehr berührend in Wort und Ton erlebte das Gäste in der Schlosskapelle, das mit dem Kriegsende das Leid der Menschen lange nicht Geschichte war und wie bis heute diese Erlebnisse prägen.

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Foto: Dorothée Schenk
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„Deutschland steht in Flammen und es stimmt einen irgendwie froh“. Das ist ein Zitat, das Roman Knižka ziemlich zu Anfang des Programms vortrug, das unter dem Thema „Auferstanden aus Ruinen. Leben in Deutschland nach Kriegsende“ steht. In der Folge werden die Worte ad absurdum geführt: Wenn die Bomben nicht mehr fallen und vermeintlich Friede herrscht, ist noch lange nicht „alles gut“: Angst, Hunger, Kälte und Gewalt bestimmen in der Nachkriegszeit zunächst das Leben. Es geht ums Überleben. Der Schwarzmarkt blüht. Kriegsheimkehrer kommen in zerstörte Städte zurück. Kriegsinvalide – versehrte an Körper und Seele – erinnern augenfällig an die Niederlage. Niederlage – auch so ein Wort. Schuld schwebt über allem.

Erschütterndes hört das Publikum aus der Perspektive der Besatzer und Gewinnermächte über „die Deutschen“, die Warnungen vor der Fraternisierung mit den „Barbaren“. Die bittere und verstörende Wahrheit der Nürnberger Prozesse wird ebenso wenig ausgespart. Ebenso erschütternd die zeitgenössischen Texte – literarisch und autobiografisch – über das Leiden der Deutschen, der Geflüchteten, die auch bei den eigenen Landsleuten nicht gut gelitten sind. Besatzersicht: Mitleid ist angesichts der Greueltaten des Krieges nicht angebracht. Zeitzeugnissen aus einem Land zwischen Apokalypse und Aufbruch, beschreibt es Opus 45. „Der Hass bleibt, bis man stirbt.“ Es kam zum Glück für das deutsche Volk zumindest politisch-gesellschaftlich anders.

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Beginnend mit der Luftbrücke, der beschlossenen Währungsreform und damit verbunden das Wirtschaftswunder passt die Formulierung „Auferstanden aus Ruinen“. Die Hoffnung und das Leben kehrten zurück. Der erste Bundestag kann gewählt werden mit einer heute wünschenswerten Wahlbeteiligung von 78,5 Prozent.

Wie es dem Ensemble gelingt, die schwer erträglichen Text durch die Musik zu verstärken und zu einem verbindenden emotionalen Ereignis zu machen, ist eine große künstlerische Leistung. Ob das Kinderlied „Hänschen klein“ gemischt mit Melodien der NS Zeit, etwa Filmmusik zu „Steiner, das Eiserne Kreuz“, einen Satz aus Beethovens 7. Sinfonie oder sechs Bagatellen von Györgyi Ligeti, einem der entrechteten und verfolgten Komponisten der Nazizeit. Inzwischen ist das Quintett Opus 45 „gefragt“, und zwar nicht nur beim Publikum und Verstaltern, sondern auch in der Musikerszene.

Worte und Töne, die keinen kalt lassen – lassen können. Das Ensemble Opus 45 erprobte in seiner Deutschlandpremiere in der Jülicher Schlosskapelle einmal mehr, ob das Zusammenspiel von authentischen Texten und zeitgenössischer Musik ihrer Mission der besonderen Geschichtsvermittlung standhalten würde. An den Gesichtern war dem Publikum abzulesen, dass Dramaturgin Kathrin Liebhäuser ebendas gelungen ist.

Die beschwingte Zugabe von Evelyn Künneke „Caramba, Senores!“ gesungen von Roman Knižka verschaffte dem Publikum ein wenig Erleichterung nach dem sehr auf- und anregenden Abend. Der Applaus war Aufforderung zum Wiederkommen. Die neue Premiere steht schon fest: Im April 2025 wird das runderneuerte Programm „Rechter Terror“ vorgestellt, dass auch die Ermordung von Walter Lübke und die jüngsten Anschläge auf die Synagoge in München berücksichtigt.

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Dorothée Schenk
HERZOGin mit Leib und Seele. Mein HERZ schlägt Muttkrat, Redakteurin gelernt bei der Westdeutschen Zeitung in Neuss, Krefeld, Mönchengladbach und Magistra Atrium der Kunstgeschichte mit Abschluss in Würzburg. Versehen mit sauerländer Dickkopf und rheinischem Frohsinn.

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