Die Kooperationspartner wachsen stetig ohne den eigenen Etat zu belasten: Schulen, Kindergärten, die Aachener Schauspielschule, Musiktherapeuten und künftig – wenn alles läuft wie gewünscht – auch die AOK vervielfältigen das Angebot der Musikschule. Vor anderthalb Jahren gab es große Diskussionen um Sparpotentiale an der Jülicher Musikschule. Damals sagte Bürgermeister Axel Fuchs: „Die Stadt Jülich steht zu ihrer Musikschule. Jetzt, in der Vergangenheit und auch in der Zukunft.“ Im jüngsten Ausschuss für Jugend, Soziales, Schule und Sport nahmen die politischen Vertreter auch entsprechend positiv den Jahresbericht zur Kenntnis, schließlich liest er sich wie eine Erfolgsbilanz. Einziger Schönheitsfleck: Die rechnerische Bilanz geht nicht auf. Zwar steigen die Schülerzahlen – in den letzten fünf Jahren um gut 200 auf 580 –, die Einnahmen aber nicht. Im Gegenteil wird ein erhöhter Zuschussbedarf im Jahresbericht vorgerechnet.
Fragend meldete sich in der Ausschusssitzung Lambert Schmitz (CDU) zu Wort und wollte wissen, „warum wir den Pfad der Sanierung verlassen“. Im Klartext: Warum der seit 2014 eingeschlagene Weg, die Zuschüsse an die Musikschule weiter zu senken, nicht fortgeführt werde? „Jetzt schnellen wir in alte Zeiten zurück“, merkte er kritisch an – auch wenn ihm klar sei, dass ein Kulturbetrieb wie dieser nie ohne Zuschüsse auskäme. Entsprechend verweigerte seine Fraktion auch die Zustimmung zum gekoppelten Tagesordnungspunkt, in dem es um die Aufhebung eines Ratsbeschlusses von 1997 geht. Seit 22 Jahren gilt, dass für ausscheidende festangestellte Musiklehrer nur Honorarkräfte eingestellt werden sollten. Marco Johnen meldete für CDU Beratungsbedarf an und es blieb dabei, trotz erläuternder Worte von Musikschul-Leiter Bernhard Dolfus und flammender Rede der zuständigen Dezernentin Doris Vogel.
Weniger Mittel benötigt hatte die Musikschule in den Vorjahren durch Krankheit und Vakanz: Die Posten des Leiters der Musikschule und/ oder seines Stellvertreters waren zeitweise nicht besetzt. Das spart Geld. Inzwischen ist die Mannschaft wieder komplett. Mit einem 29-köpfigen Team stemmt die Musikschule das oben genannte von dem nur neun in einer Festanstellung sind. Weitere Lehrkräfte werden ausscheiden, die noch Tarifverträge haben. Nach derzeit geltendem Ratsbeschluss dürften für sie nur noch Honorarkräfte eingestellt werden. Bernhard Dolfus erklärte dazu, dass das Gefahren berge, denn Honorarkräften blieben nur so lange, wie ihnen nicht andernorts ein Festvertrag angeboten würde. Mittelfristig würde sich zudem der Anteil der Tarifkräfte (bis 2027) auf Null reduzieren. Ein solcher Verlauf gefährdet die Qualität und die fachliche Vollständigkeit des Unterrichts an der Musikschule. Hinzu kommt die Erweiterung des Arbeitsspektrums, zu der auch künftig die Arbeit mit Dementen kommen kann. Die steigenden und sich verändernden Anforderungen müssten mit entsprechenden Fachkräften erfüllt werden.
Als zuständige Dezernentin plädierte Doris Vogel darum dafür, mehr Personal einzustellen. „Ich kann eine Musikschule nicht nur mit Honorarkräften führen. Zum vernünftigen Arbeiten wäre ein 50 zu 50 Verhältnis sinnvoll“, sagte sie. Darüber hinaus führte sie als ehemalige Personalratsvorsitzende der Stadt Jülich an, dass es „demütigend ist, dass man studiert hat und auf Honorarbasis arbeiten, viele Verträge annehmen muss, weil man sonst nicht seinen Lebensunterhalt bezahlen kann“. Zustimmung fand sie bei Lambert Schmitz, der allerdings erwiderte, dass die Regelung einst getroffen worden sei, da man aus Fest-Verträgen mit den Lehrern nur schwer wieder herauskäme. „Ich kann einen Musiklehrer aber nicht in der Verwaltung einsetzen“, entgegnete Vogel und kritisierte mangelnde Wertschätzung gegenüber den Lehrern. Sie gab zu Bedenken, dass dieses Verfahren – Honorarkräfte statt Festangestellte – in der Perspektive Konsequenzen in vielen Arbeitsbereichen hätte. Die Pflegebereiche nannte sie beispielhafte für eine solche Negativ-Entwicklung. „Im Vorfeld muss man darüber nachdenken, wenn man eine finale Entscheidung trifft.“
Die Aufhebung des Ratsbeschlusses von 1997 soll am 3. Juli im Haupt- und Finanzausschuss auf der Tagesordnung stehen, um einen Entscheidung vor den Sommerferien und damit vor dem neuen Musikschuljahr herbeizuführen.