Schon 2014 im September stand im Ausschuss für Kultur, Wirtschaft und Stadtmarketing auf der Tagesordnung: Aufgrund des Entwurfs des Einzelhandelskonzeptes haben sich Investoren für eine Bebauung auf dem Walramplatz beworben. Ein Bauvorhaben mit langer Geschichte. Fünf Jahres später wurde der jüngste Bebauungsplan „Walramplatz“ bekannt gemacht. Es folgte die Erkenntnis, dass unklare Besitzverhältnisse herrschten und Klärungsbedarf mit dem Land NRW. Nachdem jetzt alle Unklarheiten beseitigt sind, stand im jüngsten Bau-Ausschuss der Bebauungsplan erneut auf der Tagesordnung und erneut wurde rege diskutiert.
Der technische Beigeordnete Martin Schulz erläuterte die Bedeutung der Entwicklung des Areals im „Spannungsbogen“ über den Markt bis zur Galeria Juliacum, um Einkaufswillige in die Stadt zu bringen. Unterstützung fand er bei Harald Garding (SPD): „Es war damals eine bewusste Entscheidung für die Innenstadtbelebung. Uns stirbt die Kleine Rurstraße und dieser Bereich weg, wenn wir auf dem Walramplatz nicht etwas installieren.“ Jürgen Laufs (Grüne) beklagte, dass für einen „Sortimentler“ alter Baumbestand fallen müsse, was im ersten Bebauungsplan anders gewesen sei. „Ich weiß als Politiker, dass man Kompromisse eingehen muss. Kompromisse bin ich auch bereit mitzugehen. Aber die Umwelt und die Natur können keine Kompromisse eingehen. Sie müssen damit leben, dass Bäume und Grünflächen verschwinden. Ehrlich gesagt ist mein Geduldsfaden ist nicht nur gespannt, sondern gerissen.“
Dem widersprach Martin Schulz unter erläuterte, dass auch im ersten Bebauungsplan vier Bäume weichen mussten und einer erhalten bleiben würde. Das sei auch jetzt so. Da aber nicht klar sei, ob der letzte Baum in Sichtweite des Hexenturms die Bauarbeiten unbeschadet überstehen würde, werde vorsorglich eine Ersatzpflanzung vorgenommen. Unterstützung erhielt er von Erich Gussen (CDU), der sagte: „Ich kann die Diskussion nicht verstehen. Klar war damals schon, dass Bäume und Parkplätze wegfallen“. In diesem Zusammenhang wurde nach dem ausstehenden Parkraumkonzept gefragt, da viele Anwohner die Parkplätze nutzen würden. Als Alternative nannte Schulz die kostenfreien Stellplätze an der Ellbachstraße, bekannt bei Ortskundigen als „Kurtz-Gelände“.
Kritisch merkte Jürgen Laufs ebenfalls an, dass er nicht erkennen könne, dass ein Radweg vorgesehen sei. Und das, obwohl beim Neubau der Rurbrücke auch ein Radweg geplant sei. Es könne nicht sei, dass das innerstädtische Radfahren an der Rur ende. Grünen-Parteikollege Andreas Balsliemke wandte schließlich ein, dass er seinerzeit den Plänen Walramplatz zugestimmt habe, aber mit dem Aufstellungsbeschluss für die Bebauung am Schwanenteich, in dem auch ein Sortimenter vorgesehen ist, jetzt „bezweifele, dass es der Innenstadt zuträglich ist, wenn eine so große Zahl von Einzelhandelsmärkten“ vorgesehen werde.
Letztlich wurde bei vier Gegenstimmen und einer Enthaltung der Beschlussvorlage der Verwaltung mehrheitlich zugestimmt, die unter anderem beinhaltet, dass der Bebauungsplan erneut mindestens 30 Tage öffentlich ausgelegt wird.
Hintergrund
In den 1950er und 1960er Jahren wurde die Große Rurstraße vom Walramplatz deutlicher abgegrenzt. Nach Erweiterung in Richtung der Herzog-Wilhelm-Straße übernahm der Platz 1952 die Funktion des Kirmesplatzes, da der Marktplatz zu klein geworden war. Eine Erweiterung in Richtung der Herzog-Wilhelm-Straße wurde vorgenommen. In den 1970er Jahren wurde der Walramplatz als Busbahnhof umgenutzt. Heute ist er Parkplatz für Anwohner sowie für Gäste der Stadt Jülich.