Zusätzlich zur „Sprachkita“ auch „Buchkita“ zu werden und damit eine weitere Förderung in Sachen frühkindlicher Sprecherziehung zu erlangen, damit trug sich die Fachkraft Stellas Böcken für das Familienzentrum „Kleine Strolche“ schon länger. Voraussetzung dafür ist nicht nur eine eigene Kindergarten-Bücherei, sondern auch eine Kooperation mit einer Buchhandlung oder Bücherei. „Für uns passte das perfekt“, sagte Bücherei-Leiterin Birgit Kasberg und war sofort begeistert von dem Ansinnen. Jetzt ist der Plan in der Umsetzung auch eine Form gegossen worden. Denn „eine lockere Vereinbarung ist gut, eine schriftliche ist besser“, sind sich die frischgebackenen Kooperationspartnerinnen einig.
Das erste gemeinsame Projekt wird die Nutzung der 12 „Beebots“ sein, die den „Strolchen“ kostenfrei zur Verfügung gestellt werden. Dabei handelt es sich um possierliche Kleincomputer in Form einer Biene, zu der Arbeitsmatten gehören, die zum Erzählen, Sprechen und auch leichten Programmieren animieren. Kostenfrei ist wichtig, denn ohne Matten nur mit Ladestation, schlägt jede „Biene“ mit 100 Euro zu Buche.
Natürlich mussten Pfarrer Udo Lenzig für den Träger der „Kleinen Strolche“, die evanglische Kirche, und Doris Vogel als Dezernentin der Stadt Jülich zuständig für die Stadtbücherei auch selbst einmal probieren, wie einfach diese Handhabung ist. Auf einer Matte mit geometrischen Formen soll der „Beebot“ den großen blauen Kreis anfahren: „Drei nach vorne und zwei zur Seite“, gibt Pfarrer Lenzig an und drückt die Anweisung auf die Pfeile auf dem Rücken der „Biene“ in entsprechender Anzahl. Das Ensemble macht also nicht nur spielerisch Lust aufs Sprechen, es werden gleichzeitig Formen, Farben, Größenverhältnisse und Zahlenwerte vermittelt. Zusätzlich bietet die Stadtbücherei ein Medienpaket zum Thema Bienen und Wespen an und macht so das Angebot „rund“.
Gemeinsam gehen so die „Strolche“ und die Stadtbücherei besondere Projekte an, die der Unterstützung der Lesefreude und Medienkompetenz dienen – dass es die Institutionen sind und die Kooperation nicht an Personen gebunden ist, darauf legen die Partnerinnen wert. Das Engagement bleibt aber nicht nur dem Lesenachwuchs vorbehalten. Die Eltern werden angesprochen und eingeladen, an gemeinsamen Elternabenden selbst Freude an Büchern und dem Vorlesen zu gewinnen. Für die Stadtbücherei Jülich ist die Kooperation wertvoll, weil Birgit Kasberg hierin auch eine Möglichkeit sieht, das traditionelle Bild von Bibliotheken aufzubrechen: „Eltern verbinden mit Bücherei noch, dass man leise sein muss. Dass es hier längst Tonie-Figuren gibt, die man leihen kann und Kinder auch ohne Lesekompetenz ein Angebot finden, ist ihnen oft nicht klar.“ Dezernentin Doris Vogel unterstrich die Wichtigkeit der Bücherei, die in Jülich ein Alleinstellungsmerkmal durch ihre große Zahl an Kooperationspartnern „zum Wohle der Kinder“ habe. „Wir holen sie als Kleine ab um ein großes Spektrum an Bildung mitzugeben.“ So wüchsen die Kinder in diese Welt hinein. Und das, ohne dass Eltern Geld ausgeben müssen, denn alle Heranwachsenden „Ü18“ können die Stadtbücherei Jülich kostenlos nutzen – nur ein Leseausweis muss ausgefüllt werden.
Die evangelische Kirche festigt die Bindung an die Bücherei inzwischen durch die zweite Partnerschaft: Schon im Bonhoeffer-Haus wurde 2019 gemeinsam der Leseclub installiert „Wenn die Kinder um die Angebote wissen“, so Udo Lenzig, „dann quengeln sie im besten Sinne ‚lasst uns da in die Bücherei gehen'“ und ergänzt: „Bildung ist für uns ein Herzensanliegen, darum investieren wir in Kinder- und Jugendarbeit.“ Charmant spielt Birgit Kasberg den Ball zurück: „Um diese Kooperation werden wir beneidet.“