Mit Marijke Barkhoff verliert das Jülicher Land eine Menschenfreundin und Völkerverständigerin, die sich durch Beharrlichkeit und Kulturverständnis auszeichnete. In Jülich angekommen hat die gebürtige Niederländerin bereits 1993 erkannt, dass die Sprache von Musik und Kunst Grenzen zwischen Nationen abbauen und Verständnis füreinander aufbauen kann. Nachdem sie sieben Jahre lang private Unterstützung geleistet hat, bot sie mit der Gründung des Vereins Kultur ohne Grenzen 1999 gerade Kulturschaffenden, die durch politische oder kriegerische Auseinandersetzungen Zuflucht in Deutschland gefunden haben, eine Bühne. Nahezu 50 internationale Kontakte zu Instrumentalisten, Musikgruppen und Vertretern der bildenden Kunst zählte zuletzt die Kartei des Vereins.
Dabei stand die persönliche Begegnung im Vordergrund: „Hauskonzerte“ hieß das Konzept. Gleichbedeutend mit dem Kulturgenuss stand der Austausch und die Möglichkeit des Kennenlernens und Gesprächs.
Dieses Engagement hat nicht nur regional Beachtung gefunden. 2007 zeichnete die SPD Verein und Vereinsgründerin mit dem Linnicher Bürgerpreis aus. Damals sagte Heinz Kaulen, Regionsvorsitzender der Region NRW Süd-West im Deutschen Gewerkschaftsbund, als Laudator: „Dieses freiwillige Engagement ist nicht nur Ausdruck gelebter Solidarität, sondern auch der Freiheitlichkeit unseres Gemeinwesens. Es ist für das Funktionieren unserer sozialen Gesellschaft unverzichtbar.“
Im Folgejahr erhielt Marijke Barkhoff den Preis für Zivilcourage und Toleranz der Jülicher Gesellschaft, zu der auch der damalige NRW-Minister Armin Laschet anreiste. Die Laudatorin war die damalige Dekanin der FH in Jülich, Angelika Merschenz-Quack, die sie als wahre Europäerin und wahre Weltbürgerin beschrieb, deren Waffen „Vorbehaltloses Vertrauen in die Menschen, grenzenlose Freude an der Kunst und der Kultur, grenzenloses Angebot an Freundschaft für jeden, der ihr begegnet, entwaffnende Fröhlichkeit, entwaffnende Offenheit“ seien.
Das erzeugte auch bundesweite Aufmerksamkeit: 2014 erhielt Marijke Barkhoff das Bundesverdienstkreuz, 2015 wurde sie unter 23.000 Bewerbungen von Personen, Vereinen und Unternehmen als Alltagsheldin für „ihren Einsatz für gelebte Willkommenskultur im ländlichen Raum“ durch Bundesministerin Dr. Barbara Hendricks ausgezeichnet. Die Ausgezeichnete kommentierte den Preis damals mit den Worten: „Der Deutsche Bürgerpreis hat uns gezeigt, dass wir etwas Besonderes, Preiswürdiges leisten. Er hat uns Türen geöffnet und Möglichkeiten geschaffen, von denen wir vorher nur träumen konnten.“ Mit dem Preisgeld verwirklichten sie und ihr Verein sich den Wunsch: die Teilnahme am Music Freedom Day, der 2016 im Kulturbahnhof Jülich gefeiert wurde. In dieses Jahr fielen auch die Auszeichnung mit dem Ehrenamtspreis und die Teilnahme an der Demonstration in Linnich als Zeichen gegen Ausländerfeindlichkeit und Rassismus. „Wir müssen die Menschen, die zu uns kommen, mit ihren Fähigkeiten sehen, und nicht das Trennende in den Vordergrund stellen“, formulierte es Marijke Barkhoff.
2017 zog sich die Vereinsgründerin und aktive Kulturunterstützerin aus dem aktiven Geschehen in eine Beraterposition zurück. „Kultur ohne Grenzen“ ernannte sie zur Ehrenvorsitzenden. Der Verein plant im Herbst ein Konzert zu ihrem Andenken.