Am 5. Mai vor 530 Jahren wurde der italienische Baumeister Alessandro Pasqualini „geboren“ hat ihn Maria Fernandez. Die Künstlerin hat ihm, der ab 1548 im Auftrag von Herzog Wilhelm V. die Stadt Jülich neu erbaute, Gesicht, und Gestalt gegeben. Ein zweites Mal Maria Fernandez „geboren“ist begeistert und sie kann begeistern. Wenn sie von Pasqualini spricht, dann kommen unweigerlich philosophisch-wissenschaftliche Erörterungen über Geometrie, über die Baukunst, eine Stadt zu gestalten, die nicht nur Steine sind, sondern ein Habitat – ein Organismus. Es geht um den goldenen Schnitt, Proportionen, um den Rhythmus, der fast wie Musik zu spüren ist, und Harmonien. Gemeint sind der Geist und das Wesen der Renaissance, in der die „Künste“ viel weiter gefasst wurden. Schließlich gibt die chilenische Künstlerin Hintergründiges preis zum Baumeister als Sinnbild für Forschung und Geschichte. Wer ihr zuhört, der spürt sofort, dass Maria Fernandez viel „geforscht und studiert“ hat, sich intensiv mit dem Menschen Pasqualini beschäftigt hat. All diese Erkenntnisse und Gedanken hat sie in Form gebracht, in Bronze gegossen und diese anschließend bearbeitet.
Der Große Unbekannte
Vier Meter groß und 1,3 Tonnen schwer steht „der Italiener“ auf der Burg Engelsdorf und wartet darauf, dass der Markt ihm Raum gibt und „die Jülicher wahrnehmen, dass sie in einer unglaublich tollen Stadt wohnen, die von einem Baumeister der Renaissance geschaffen wurde. “ Damit Alessandro Pasqualini aber nicht nur einen Standpunkt, sondern einen Platz im Platz hat, wird die Skulptur von einem Mosaik mit 4,50 Metern Umfang umfangen. „Das ist für den Platz und die Skultptur ein Prosit auf die Freiheit, die Schönheit, das Leben!“ sagt Maria Fernandez. Die gezielt gesetzten Steine sind dabei nicht traditionell viereckig, sondern in unterschiedlichen geometischen Formen gefertigt. Wichtig ist der Künstlerin, die ihre Kreativität mit versiertem Handwerk verbindet, dass das moderne Mosaik auf die alte Technik der Römer und Byzantiner zurückgeht. Eine Fertigkeit, die sie sich durch frühere Projekte angeeignet hat.
Wie nähert sich eine Künstlerin der Darstellung eines Menschen an, über den man so wenig weiß? Einerseits durch die Forschung und durch Beobachtung. Oft ist Maria Fernandez wegen künstlerischer Projekte in Bologna gewesen. „Ich gehe alleine spazieren, wenn ich dort in der Werkstatt arbeite und gucke mir die Menschen an. Sie haben so interessante Züge“, sagt sie schmunzelnd. Aus diesen Charakterköpfen hat sie ihrem Pasqualini die Züge gegeben. „Alessandro sollte ein Charaktermensch sein.“ Schließlich habe er mit Herzog Wilhelm V. über die Stadtgestaltung diskutiert. Aufrecht und durchaus selbstbewusst sieht die Künstlerin den Baumeister und das spiegelt sich sowohl in den Gesichtszügen als auch in dem Aufbau der Skulptur selbst wieder: Aus einem Kubus wächst Pasqualini empor, präsentiert seine Pläne den Jülichern mit selbstbewusst gerecktem Kinn und visionärem Blick über den Platz in die Ferne.