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Ladebedarf ermittelt

Die erste Antragstellung der CDU liegt zwei Jahre zurück, nun hat ein Bedarfsplan aufgezeigt, an welchen Stellen im Bereich Jülich neue Ladesäulen für Elektrofahrzeuge sinnvoll wären: Ein Schritt, der für die nun folgenden konkreten Überlegungen wichtig war, wie Claudia Tonic-Cober betonte.

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Foto: Ariane Schenk
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Der Bedarf ist ermittelt, nun geht es an die konkrete Umsetzung: Die Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge soll verbessert werden. Mit der Erkenntnis, dass besonders in Privathäusern und im halböffentlichen Raum Lademöglichkeiten entstehen müssen und Ausführungen zum Schnellladen und dem Problem der Anbietersuche für „AC-Säulen“ ist die Grundlage für den nächsten Schritt geschaffen. Jülich ist, auch durch die in der Parkdecksanierung eingeplanten Ladesäulen, im öffentlichen Raum auf einem guten Weg.

Der große Ratssaal im Jülicher Rathaus war bei der Sondersitzung des Ausschusses für Kultur, Dorf- und Stadtentwicklung und Wirtschaftsförderung gut gefüllt. Grund war die Einladung nicht nur der Öffentlichkeit, sondern auch des Planungs-, Umwelt- und Bauausschusses, um über die Zwischenergebnisse der Firma EcoLibro zu informieren. Die Firmenvertretung freute sich über die „große Runde“, es sei außergewöhnlich, dass so viele Menschen sich für das Thema interessierten. Aufgabe für das Unternehmen ist es gewesen, eine sinnvolle Menge und potenzielle Standorte für E-Fahrzeug-Ladesäulen im Stadtgebiet zu erfassen und zu berechnen. Die Hochrechnungen zeigten die mögliche Entwicklung bis ins Jahr 2035 auf.

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Volker Gillessen, Bereichsleiter Elektromobilität bei EcoLibro, warf mehrfach ein, dass die Zahlen mit Vorsicht zu genießen seien. Sie sollen als Größenordnung verstanden werden. In Absprache mit der Stadt nicht berücksichtigt worden sind zum Beispiel zwei Schnellladesäulen an der Autobahn bei Koslar – ein Einwurf aus dem Publikum ergänzte zudem noch zwei weitere nicht in der gezeigten Karte verzeichnete im Stadtgebiet – sowie eine Verkehrsverlagerung beispielsweise in Richtung CarSharing. Zudem habe es 2020 einen „Boom“ in der Nachfrage nach Elektroautos gegeben, sodass sämtliche Schätzungen hinfällig geworden wären. Solche Ereignisse seien nicht vorhersehbar.

Wichtig ist die Bedarfsanalyse als Grundlage, um nun in einem „Standort-Workshop“ die konkreten Umsetzungsmöglichkeiten zu diskutieren, erklärte Claudia Tonic-Cober als Mobilitätsbeauftragte der Stadt Jülich. Hierzu sollen verschiedene Interessensgruppen und politischen Vertreter eingeladen werden. Er soll in den nächsten zwei Monaten stattfinden, ein Termin müsse noch festgelegt werden. Etwas über zwei Jahre nach dem Ratsbeschluss kommen somit die konkreten Umsetzungen ins Rollen.

Alternative Antriebe außerhalb der Batterie, so erklärt Gillessen auf Anfrage von Heinz Frey (UWG JÜL), haben nach Ansicht des Fachmarktes für Privatfahrzeuge keine direkte Zukunft. Gerade so genannte „E-Fuels“, also synthetische Treibstoffe, aber auch Wasserstoffantriebe bräuchten noch zu viel Strom und regenerative Energie in einem noch nicht umsetzbaren Maße um eine sinnvolle CO2-Reduktion zu erzeugen. Die passende Entwicklung dauere voraussichtlich noch etwa zehn Jahre und in beiden Fällen würden sich die Flugindustrie und andere Großverbraucher wie die Schwerindustrie als erstes dafür interessieren, was die Antriebe unerschwinglich für den Privatverbrauch mache.

Das größte Ausbaupotenzial an Ladepunkten sieht Gillessen im privaten und halböffentlichen Raum, der öffentliche mache nur etwa zwei Prozent des Bedarfs aus. 79 Prozent der Häuser in Jülich hätten bis zu vier Haushalte, die Abstimmung fiele somit leichter als bei Häusern mit fünf und mehr Parteien, außerdem werde die Elektrifizierung von Garagenhöfen vom Land NRW mit 50 Prozent gefördert. Bei einer privaten „Wallbox“-Installation kann über Nacht über die langsameren AC-Ladepunkte in der Garage geladen werden, sodass das Auto am nächsten Tag betriebsbereit ist. Im halböffentlichen Raum könnten beispielsweise Supermärkte Ladeflächen anbieten, die in der Zeit des Einkaufs genutzt werden können. Immer mehr Märkte, so versicherte er, würden das eigenständige Geschäftsmodell in Verbindung mit der Aufenthaltsdauer dahinter feststellen und nutzen. Ein Pilotprojekt in Aachen solle außerdem bald reservierbare Ladeplätze über Nacht möglich machen. Genauso läge Ausbaupotenzial bei den Arbeitnehmer-Parkplätzen am Arbeitsplatz. Gerade aber das private Laden habe den Vorteil, dass nicht gehofft werden müsse, dass ein Ladepunkt frei sei – zudem sei der Preis günstiger als bei öffentlichen Säulen.

Dennoch sei der öffentliche Raum wichtig, um den Spitzenbedarf zu decken. Konkret angesprochen wurde auch das Projekt „Deutschlandnetz“ des Bundes, das dieses Jahr an den Start gehen sollte, aber verschoben wurde – ein Ausbau gerade an Schnell-Ladesäulen, DC-Säulen, solle damit vorangetrieben werden. Diese seien auch diejenigen, die von marktwirtschaftlichen Anbietern fokussiert würden. Mit 30.000 bis 40.000 Euro beziffert seien sie allerdings etwa fünf Mal so teuer wie die 7000 Euro teuren AC-Säulen, die dafür aber ein höheres kaufmännisches Risiko aufwiesen. Eine potenzielle Stelle im Stadtgebiet Jülichs sei auch gefunden worden, diese sowie weitere wie etwa am Brainergy Park – so wurde sofort zurückgemeldet – seien sogar bereits in einem „Flächentool“ eingetragen worden. Somit könnten auch private Unternehmen auf Jülich zukommen, wenn sie einen Ladepunkt dort errichten wollten. Möglicherweise wäre dieser Prozess kürzer, als auf den Bund zu warten.

Bürgermeister Axel Fuchs steuerte bei, dass auf dem gerade in Sanierung befindenden Parkdeck zehn AC-Säulen, somit zwanzig Ladepunkte, geplant seien. Hierfür würde aber noch ein Betreiber gesucht. Gillessen erwog, dass damit der Bedarf für 2025 beinahe gedeckt wäre, woraufhin Marco Johnen (CDU) daran anknüpfend nach dem Bedarf und der Notwendigkeit von neuen Säulen bis 2035 fragte. Die Empfehlung des Experten lautete, zunächst den Bedarf für das Jahr 2025 zu decken, kurz innezuhalten, die Entwicklung zu beobachten und gegebenenfalls dann noch einmal den Bedarf nachzuberechnen, schließlich ginge man in ein „völlig neues System“ – man arbeite zwar nach bestem Wissen und Gewissen, sei aber keine Hellseher, nahm er Bezug auf die erstarkte Nachfrage aus dem Jahr 2020. Jeweils AC-Ladesäulen in den Ortschaften aufzustellen hielt Gillessen für möglich, man müsse sich aber bewusst sein, dass diese – erst Recht wenn die Entwicklung zum privaten Laden ginge, was gerade auf dem Dorf machbar und attraktiv sei – voraussichtlich ein dauerhaftes Subventionsprojekt der Stadt blieben. Auch der Bund setze mittlerweile alle Fördergelder auf das Schnellladen. Wichtige Aufgabe der Stadt sei es, die Bevölkerung zu informieren, zu sensibilisieren und in Kooperation mit den Stadtwerken Angebote zu machen, also eine Aufgabe der Kommunikation und Koordination – allerdings nicht so sehr, als dass sich in der Ausschreibung Schwierigkeiten ergäben. Als Netzbetreiber seien die Stadtwerke aber von essentieller Wichtigkeit.

Das bleibende Problem ist die Frage der Fluktuation, also des nicht unnötigen Ladestellen Belegens, und der konkreten Umsetzungen – letzteres fokussierten auch die politischen Vertreter. Die Bundesregierung hat beschlossen, dass im Jahr 2030 mindestens 15 Millionen Elektrofahrzeuge auf den Straßen sein sollen. Der EcoLibro-Vertreter vermutet, dass es sogar mehr werden könnten. Bis dahin müssen Anbieter gefunden werden – entweder mit einzelnen Ladepunkten oder gebündelten mit besseren und schlechteren Standorten, Gillessen illustrierte die Vor- und Nachteile der beiden Optionen. Für die Stadt selbst sei das Vorgehen auch neu, und auch wenn man sich das Abschließen des Verfahrens innerhalb weniger Monate wünsche, so betonte Tonic-Cober: „Das alles braucht Zeit“.


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