Ganz einfach und plausibel erklärt Sunita Gupta-Lessmann, warum die Muttkrat „sympathisch, sexy“ ist und ein „Zeichen für Intelligenz, Kreativität und – ganz wichtig – Demut sein“ kann. „Eine Sympathiefigur sollte emotionaler Botschafter sein, Kernkompetenzen vermitteln“, erklärte Sunita Gupta-Lessmann und all das spricht sie aus Überzeugung der Muttkrat zu. Jülich sei mehr als die Sehenswürdigkeiten und die Geschichte, auf die die Jülicher stolz sein sollten. Sie stehe auch für das „Jülicher Lebensgefühl“, das sich auszeichne durch Geselligkeit, Unaufgeregtheit Zugewandtheit, speziellen Humor. „Das sind Werte, die emotional erzählt werden müssen“ dann stifte sie Identität. „Wir vermitteln gelebte Zufriedenheit mit dieser bodenständig uneitlen Kröte.“ Und da kommt wieder der Stolz ins Spiel: „Die Muttkrat ist so uneitel, dass sie lokalpatriotisch und stolz sein darf“, denn dadurch sei der Stolz verzeihlich.
Wie es einst Hein Ningelgen schon gefordert hatte, sagte auch die Jülicherin mit Migrationshintergrund: „Alle, die sich als Jülicher fühlen, sollen sich Muttkrate nennen dürfen.“ Sunita Gupta-Lessmann nennt das „Muttkrat reloaded“: „Es hat eine Evolution stattgefunden vom Schimpfwort über ein Alleinstellungsmerkmal hin zu einer weltoffenen und integrierenden Figur.“ Das gelte generationenübergreifend für Alteingesessene, Zugezogene, Institutionen, Vereine und Industrie gleichermaßen. Die Kröte könnte sogar die Stadt in die „die Dörfer“ bringen. „Wir haben schon viele Ideen, wie sich die Muttkrat in die verschiedenen Dorfschönheiten verliebt“, sagt die Designerin schmunzelnd.
Aber der „Nutzgrat der Muttkrat, also der Nutzkrat“ gehe noch viel weiter, wie die Designerin wortwitzte. Die skurrile Andersartigkeit mache das Stellvertretertier unverwechselbar und hätte darum hohen Wiedererkennunsgwert auf Informationstafel, könne als Vermittlerin für didaktische Zwecke genutzt werden und sei für jede Art von Merchandising nutzbar – vom Kuscheltier, T-Shirt und Tassen bis Schlüsselanhänger. Einen Muttkrat-Kalender hat der Verein Stadtmarketing bereits für 2019 aufgelegt und exklusiv an seine Vereinsmitglieder ausgegeben.
Als besondere Argumentation diente auch das inzwischen allen Jülichern in Fleisch und Blut übergangene Stadtlogo, das Sunita Gupta-Lessmann und Pia von Ameln vor über 20 Jahren bereits – damals unter dem Firmennamen Team für Gestaltung – entwickelt haben. Damals hätten die Kritiker gesagt, das Logo sei „zu abstrakt“, zu „zackig“ und inzwischen ist es sogar in den Logos der Geschäftswelt angekommen. Es zeige, wie sehr „die Jülicher das Zeichen für sich vereinnahmt und adaptiert haben.“
Dieses Argument hätte es gar nicht bedurft, um die Ausschussmitglieder zu überzeugen. Einhellig begeistert waren die politischen Vertreter. Neben „Jülich als Marke“ könne, so Harald Garding (SPD) diese Kampagne auch gut für eine Behauptung des Einzelhandels gegenüber dem Online-Markt sein. Positiv bewertete auch Detlef Trzolek den Vortrag. „Eine Identifikationsfigur würde Jülich gut zu Gesicht stehen.“ Über die optische Ausgestaltung können man vielleicht noch weiter reden. Mit Heiterkeit und einem Dank für die gute Unterhaltung gab auch Lutz Baumgarten (Grüne) grünes Licht.
Die Zustimmung ist für die Muttkrat-Kampagne der Startschuss, um aus dem Projektstadion in ein Entwicklungsstadium überzugehen.