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Glocken faszinieren

Wenn die Glocken nach Rom fliegen. Die österliche Legende und die Jülicher Glockenlandschaft.

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Glocken Broich
Glockentrio aus Broich St. Philippus und Jakobus. Foto: Tom Gora
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In vielen Teilen Europas, besonders in katholisch geprägten Regionen, kennt man die Legende von den „nach Rom fliegenden Glocken“. Sie gehört fest zur österlichen Tradition und erzählt von einem besonderen Schweigen: Am Gründonnerstag, dem Tag des letzten Abendmahls, verstummen die Kirchenglocken. Der Volksglaube besagt, sie seien nach Rom geflogen, um dort den Segen des Papstes zu empfangen.
Dieses symbolische „Wegfliegen“ erklärt, warum zwischen Gründonnerstag und der Osternacht keine Glocken mehr zu hören sind. Stattdessen übernehmen Kinder und Messdiener mit Ratschen oder hölzernen Klappern die Aufgabe, zum Gebet oder Gottesdienst zu rufen – ein Brauch, der in vielen Dörfern bis heute gepflegt wird. Erst in der Osternacht kehren die Glocken – so sagt man – aus Rom zurück. Mit ihrem festlichen Geläut verkünden sie die Auferstehung Christi und das Ende der Grabesruhe. Natürlich hat das keinen praktischen Hintergrund – die Glocken bleiben im Turm. Doch die Symbolik ist stark: Die Welt schweigt mit Christus im Grab – und mit dem ersten Läuten an Ostern erklingt das Leben neu.

Auch im Jülicher Land verstummen über die Ostertage viele Kirchen. Unabhängig vom Osterfest waren in diesen Kirchen die YouTuber Moritz Unger und Nils Kuckelorn unterwegs. Moritz ist auf YouTube unter dem Kanalnamen „Glockenkunde“, Nils unter „Karlsglocke“ zu finden. Zusammen waren die beiden mit dem aus Broich stammenden Tom Gora unterwegs. Tom studiert derzeit in Köln und ist Domküster am Kölner Dom. Gemeinsam zogen sie durch die Ortschaften der Region, um Videos für ihre Kanäle zu drehen – mit einem besonderen Fokus auf die Kirchenglocken.

Glocken aus Güsten, St. Philippus und Jakobus. Foto: privat
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Station machten sie in Orten wie Barmen, Broich, Koslar, Bourheim, Mersch, Güsten – und natürlich auch in der Propsteikirche in Jülich selbst. „Das Projekt in Jülich war für uns besonders spannend, weil die Pfarrei eine große Bandbreite an Kirchen hat und die Geläute echt gut erhalten sind. Und es ist auch cool zu sehen, wie viele Menschen sich für diese Klänge interessieren, wenn man sie ihnen zeigt“, erzählen die YouTuber über ihren Besuch.

Glocken faszinieren – und das nicht nur zur Osterzeit. Schon seit Jahrhunderten sind sie ein mächtiges Kommunikationsmittel: „In Klöstern und Dörfern haben sie den Tagesablauf strukturiert, zum Gebet gerufen, vor Gefahren gewarnt oder freudige Ereignisse angekündigt – von der Geburt bis zur Hochzeit oder dem Tod“, so die YouTuber über die historische Bedeutung.

Glocke aus St. Adelgundis, Koslar. Foto: privat

Doch für sie steckt noch viel mehr dahinter: „Für uns ist das Besondere eigentlich die Kombination aus Handwerk, Geschichte und Klang. Wenn man so eine Glocke live erlebt – nicht nur von außen beim Läuten, sondern direkt oben im Turm beim Schwingen – ist das total beeindruckend. Man spürt förmlich die Kraft, die da hinter steckt, und gleichzeitig ist es etwas total Friedliches.“

Und nicht zuletzt erzählt jede Glocke auch ihre ganz eigene Geschichte. Inschriften, Gussjahr, manchmal Namen oder Segenssprüche – das alles gibt jeder Glocke ihre individuelle Identität. Manche von ihnen haben über Jahrhunderte Stürme, Kriege oder Brände überstanden. „Das macht sie irgendwie zu Zeugen der Zeit“, sagen die YouTuber – und lassen uns mit ihren Videos ein kleines Stück dieser Geschichte miterleben.

Glocke der Propsteikirche. Foto: Tom Gora

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