Der Sitzungspräsident hielt im KuBa-Biergarten Hof und man merkte sofort, dass hier eine treue Fangemeinde sich zusammengefunden hatte; eine Aufwärmphase benötigte weder der Sitzungspräsident, noch sein Publikum.
Die Kunst Weiningers ist es, den Sitzungspräsidenten der KG Raderdoll Spritköpp 1493 e.V. als daueralkoholisierten Welterklärer zu mimen, der über einen unstillbaren Durst auf Kölsch verfügt. Mit dem Köbes Uwe – „den werdet Ihr heute Abend öfter sehen“ – hatte er sich seine eigene Bedienung mitgebracht, die immer dann ihr Fett wegbekam, wenn das Nachfüllen des Kölschs nicht schnell genug ging: „Jetzt wurde es aber langsam Zeit!“. Die beiden lauthals eingeforderten Zugaben kommentierte der Sitzungspräsident mit dem Hinweis, jetzt spiele das Publikum mit seiner Gesundheit. Und das, wo er doch auch noch selbst nach Hause fahren musste!
Weininger spielte in Jülich sein „Best-of-Programm“. Auf Tagesaktualität setzt der Sitzungspräsident nicht, unpolitisch geht es dabei aber nicht zu. Gesellschaftskritisch wird der Umgang mit der Corona-Pandemie diskutiert, die in den Lockdowns der Sitzungspräsident von seiner heimischen „Quarantheke“ aus unter der Überschrift „Philosophie im Homeoffice“ launig kommentiert hat (auf youtube und facebook abrufbar!). Aber was will man als kritischer Kommentator der aktuellen Entwicklungen sagen, wenn der „Endgegner“ Karl Lauterbach heiß? Da hilft anscheinend nur der Griff zum nächsten „Stützbier“, habe sich doch Corona als Intelligenztest erwiesen, bei dem leider allzu viele durchgefallen seien. Diese und andere Gags kommentierte der Sitzungspräsident selbst mit dem Hinweis: „Letzte Woche in der Eifel – null Reaktion“. Die blieb in Jülich aber selten aus, auch wenn mancher Gag seine Wirkung erst nach einigen Augenblicken entfaltete. „Sternchensuppe ist eine passwortgeschützte Buchstabensuppe“, wer hätte das gedacht!?
Tiefe Einblicke gab der Sitzungspräsident in das Vereinsleben seiner Karnevalsgesellschaft, wo der Elferrat durch zahlreiche Aktivitäten auch jenseits der Session auffällt, wie der Besuch des Oktoberfestes in München mit feuchtfröhlicher Anreise per Bahn und der Folge, dass man „dicht wie eine Raumkapsel“ gewesen sei.
Schön auch die Krankheitsdiagnose „Morbus Bahlsen“: „der hat aber einen schwer an der Waffel!“ Letzteres betraf vor allem das Elferratsmitglied Hermann. Vielleicht könnte das aber auch die Folge unmäßigen Konsums von „Schlebuscher Schädelsprenger“ sein – ein Mixgetränk, dessen Rezeptur aus Jugendschutzgründen hier nicht wiedergegeben wird, aber leicht im Internet zu recherchieren ist…
Völlig unverständlich ist dem Sitzungspräsidenten das Gebaren seines Neffen Marvin, der Cola pur ohne Asbach oder Rum trinkt und von sich behauptet, Bier schmecke ihm nicht. Man muss sich eben auch mal überwinden! Überhaupt dürfe man das Leben nicht zu ernst nehmen und man sollte in den Aufwachraum eines Krankenhauses einen Kalender für das Jahr 2035 aufhängen. Die zu beobachtenden Reaktionen seien sicherlich unbezahlbar, genauso wie der gelungene Abend mit dem Sitzungspräsidenten in Jülich zwischen Karneval, Kölsch und „Satans Blutrausch“ – Na denn Prost!